Text: Kathia Baltisberger Fotos: Lucia Hunziker/Dave Wälti
Eröffnung ohne Ziel. Eine aussergewöhnliche Situation für die Chefs: Gewohnt sind sie lange Arbeitstage, Überstunden sind kein Fremdwort. Jetzt ist Kurzarbeit angesagt. Dave Wälti arbeitet momentan noch 20 Prozent in der Bistro Bar des Casinos in Bern. «Wir haben die Frühlingskarte geschrieben, viel vorproduziert und Fermentationen angelegt. Es ist ein bisschen wie vor einer Eröffnung – allerdings ohne Ziel», erzählt der Berner.
Von Fotzelschnitte bis Pastrami. Seit mehreren Wochen ist dafür ziemlich viel los auf seinem Instagram-Kanal. Dave Wälti kocht zu Hause was das Zeug hält und postet alles in den Storys. Er sagt ganz offen: «Ich war etwas überfordert mit der vielen Zeit, weil ich anfangs März noch Ferien hatte und wir die Bistro Bar schon eine Woche vor dem Lockdown geschlossen hatten.» Also probiert er Gerichte aus, die er schon immer einmal kochen wollte. Angefangen hat er mit Gnocchi, in der jüngsten Story bereitet er ein Stück Fleisch für Pastrami vor. Dazwischen bereitete er einen Pomelo-Salat zu, dämpfte Bao Buns mit Schweinebauch, zauberte Fotzelschnitten, oder produzierte Spinatknödel. «Die Auswahl der Gerichte ist absolut random. Meine Freundin und ich haben mal eine Liste geschrieben, zwei Drittel davon haben wir durch.»
Unterstützung. Am Anfang kochte Dave einfach dem Gefühl nach. «Mit der Zeit kamen Anfragen nach genauen Mengen.» Also präzisierte Wälti, postete genauere Mengenangaben oder Garzeiten. Step-by-Step. «Einige User wollen das wirklich genauso nachkochen. Deshalb schaue ich ab und zu mal etwas in meinem Rezepte-Ordner nach. Es soll am Ende ja funktionieren. Andere nehmen die Bilder und Videos einfach als Inspiration für eigene Kreationen.» In den Stories verlinkt sind auch immer Berner Produzenten, von denen der ehemalige «Eisblume»-Souschef auch jetzt Produkte bezieht. «Das ist mir wichtig. Diese Produzenten sind von der Gastronomie abhängig. Und oftmals sind sie nicht sehr Social-Media-affin. Durch die Verlinkung gehen vielleicht ein paar Leute mehr dort einkaufen.»
Kein Foodwaste. Hungern müssen Dave Wälti und seine Freundin zurzeit also nicht. «Am Anfang habe ich mich ein bisschen übernommen mit den Mengen und immer zu viel gekocht. Aber die Reste habe ich am nächsten Tag verwertet oder wir haben den Nachbarn etwas abgegeben. Weggeschmissen haben wir noch nichts.» Wer die Stories bislang verpasst hat, kann sie Nachschauen. Dave hat die Stories auf seinem Kanal unter Quarantinefood 1 – 3 abgespeichert.