Text: Stephan Thomas I Fotos: Nik Hunger
27 Sommeliers am Pinot-Gipfel. Star des Wochenendes war der Pinot Noir. Um die Rebsorte zu feiern, hatte Sommelier Francesco Benvenuto ins Grand Resort Bad Ragaz eingeladen. Und nicht zuletzt war der Event ein Treffen der Sommeliers. Nicht weniger als 27 Weingurus von Schweizer Toprestaurants gaben sich die Ehre. Machten sich nützlich, wenn es etwas einzuschenken gab, und das gab es an diesem Wochenende ziemlich oft. Zeigten an den Abenden auch, wie partyfest sie sind. Eine wichtige Rolle spielt nicht zuletzt die Gastronomie des Grand Resort. Am Samstagmittag kochte das «Verve by Sven» für die hungrigen Weinfreunde. Am Abend buchten die Teilnehmer einen Tisch im «Memories», im «IGNIV by Andreas Caminada» oder im «Rössli» von Doris und Ueli Kellenberger, der beim Pinot-Gipfel als Sommelier mit von der Partie war. Grosses Bild oben: v.l. Francesco Benvenuto, Martin Donatsch, Annatina Pelizzatti, Andreas Krebs
Ein paar vergessene Weinkisten. Walking Tastings, Referate und Podiumsgespräche standen im eleganten Swiss Deluxe Hotel auf dem Programm. Etwa jenes, wo das Weingut Wegelin die Jahrgangstiefe seiner Produktion demonstrierte. Zum Glück hatte man in der Ecke des Lagers noch ein paar vergessene Kisten alter Jahrgänge gefunden. Natürlich vor allem Pinot Noir, aber auch Weisswein. Einen ausgezeichnet erhaltenen Completer 1995, oder einen Weissburgunder 2003 – ein Saft zum Hineinliegen, völlig intakt trotz seines Alters, mit einer gewissen jahrgangsbedingten Breite zwar, aber restlos überzeugend. Ein grosses Thema war auch die Frage des Terroirs. Darüber diskutierten Roman Hermann und Matthias Gubler unter der Leitung der Sommelière Amanda Wassmer-Bulgin.
«Ertragsbeschränkungen hinterfragen!» Ein anderes Diskussionsthema, moderiert von Stefan Keller: Die zukünftigen Herausforderungen durch die Klimaerwärmung. Winzer Roman Hermann: «Wir müssen auch die allzu strikte Ertragsbeschränkung hinterfragen. Eine zu starke Beschränkung lässt die Trauben zu früh reifen, jedenfalls, was den Zuckergehalt betrifft. Lässt man wieder mehr davon hängen, können wir die Lese in den späteren Herbst hinauszögern, wo wir von den verstärkten Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht profitieren können.» Die Zukunft wird Veränderungen bringen. Man muss wachsam sein, beobachten, flexibel bleiben.
«Sommeliers sind die Botschafter der Winzer.» Die Bündner Winzer sind bestens vernetzt und schauen auch gerne über die Kantonsgrenze hinaus. Dazu hatten sie Freunde aus der Dreiseenregion eingeladen. Alexandre Perrochet vertrat den Kanton Neuenburg, Andreas Krebs den Bielersee und Christian Vessaz den Mont Vully. Selbstverständlich brachten sie auch Flaschen von ihrem Weingut mit und berichteten von ihren Erfahrungen. Was sie draufhaben, zeigten alle spätestens beim grossen Walking Tasting. «Sommeliers sind die Botschafter der Winzer», lobt Francesco Benvenuto seine Kolleginnen und Kollegen. «Manchmal gehen sie neben den Köchen fast ein wenig unter.» Wenn ein paar von ihnen zusammen sind, erweisen sie sich auch als lustiges Völklein, das gerne feiert. Wie funktioniert eine Sommelier-Party? Zunächst braucht es eine entspannte Atmosphäre mit DJ. Die meisten halten ein Bier in der Hand, um den Rachen nach dem vielen Wein durchzuputzen. Dafür haben alle eine Flasche Wein mitgebracht, die sie besonders empfehlen können. Sie stehen zur unkomplizierten Selbstbedienung auf dem Tisch. Da gibt es allerhand zu entdecken, weit über den Pinot Noir und die Schweiz hinaus.