Text: Elsbeth Hobmeier I Fotos: Hans-Peter Siffert
Pinot, Chardonnay und Gewürztraminer! Im idyllischen Drei-Seen-Land (Neuenburger-, Bieler und Murtensee) findet sich die Essenz des Schweizer Weinbaus. Hier trifft die Weinkultur der Romandie auf das Deutschschweizer Weinschaffen. Vor allem Pinot und Chardonnay entwickeln an den Rebhängen, die sich entlang den Seeufern erstrecken, grosse Klasse. Der Chasselas zeigt sich generell in frischer, spritziger Art, weist aber je nach Terroir markante Unterschiede auf. Hier wurde der lachsfarbene Oeil-de-Perdrix erfunden wie auch die Tradition des Non-Filtré. Das Terroir gefällt ganz besonders auch dem Sauvignon blanc und dem Gewürztraminer; viele Weinfreaks behaupten, dass hier die Besten der Schweiz wachsen. Zwölf Betriebe konnten ihren Platz unter den bisherigen Besten von GaultMillau behaupten, neu dazu gestossen ist Adrian Klötzli vom Weingut zum Twannbach in Twann, der uns vor einigen Jahren bereits als Rookie aufgefallen war (grosses Bild oben). Auch einer der diesjährigen Rookies stammt aus dieser Region, genauer aus Auvernier am Neuenburgersee. Es ist das Weinhaus Bouvet-Jabloir, geführt von den Brüdern Alexandre und Dimitri Colomb. Ikone und Vorreiter der gesamten Region ist Jacques Tatasciore in Cressier.
Stéphane & Fabrice Simonet, Le Petit Château, Môtier NE.
Marylène & Louis Bovard-Chervet
Ihre 12 Hektaren Rebland bearbeiten die beiden Önologen ökologisch, ihre Weine keltern sie ausschliesslich reinsortig. Das Château de Praz am Mont Vully setzt mit seinem Chasselas, Pinot blanc, Pinot noir, Gamaret und neu auch mit Riesling Meilensteine.
Louis-Philippe Burgat
Die Domaine de Chambleau in Colombier ist ein Vorzeigegut am Neuenburgersee. Prächtige Lage, prächtige Weine - allen voran die verschiedenen Pinot noir mit der filigranen Cuvée Charlotte, der eleganten La Gavotte und dem kräftigen Pur Sang. Ein Highlight: der à l’ancienne vinifizierte Chasselas Blanche Loye.
Jean-Daniel & Franziska Chervet
Das Winzerpaar produziert in Praz am Vully sowohl aus Chasselas wie auch aus Riesling-Silvaner erstklassige Weine, was in der Schweiz selten ist. 70 Prozent ihrer Trauben sind weiss, speziell gut sind der Freiburger, der Traminer und die Cuvée de l’Arzille.
Grillette Domaine de Cressier
An Aushängeschildern mangelt es dem Grillette-Besitzer Matthias Tobler und der Önologin Annie Rossi in Cressier beileibe nicht. Sei es der Pinot noir Graf Zeppelin oder Noir des Roches, sei es der herrliche Viognier Les Terrasses, der trockene Schaumwein Brut Absolu oder der Blanc de Noir Résonance.
Thierry & Henry Grosjean
Château Auvernier ist eine Top-Adresse. Seit Jahrhunderten wird die Weintradition im prächtig gelegenen Schloss gepflegt, auf Vater Thierry Grosjean folgt jetzt Sohn Henry. Der Oeil-de-Perdrix ist der wohl Bekannteste seiner Art, rarer sind die Einzellagen Les Argiles und Les Grand’Vignes.
Martin Hubacher
Martin Hubacher und Michaela Gabriel vom Johanniterkeller in Twann sind Perfektionisten. Sie wurden soeben von Grand Prix du Vin Suisse als Schweizer Winzer des Jahres gekürt. Wegen ihrem herausragenden Oeil-de-Perdrix, den liebevoll gepflegten Burgundersorten, dem Mousseux Bendicht und dem seltenen Saint-Laurent.
Jungo & Fellmann
Zwei Familienzweige haben sich gefunden und führen die vor 140 Jahren gegründete Cave des Lauriers in Cressier. Ehrliches Handwerk, sorgfältige Verarbeitung: Ihr traditioneller Chasselas Non-filtré und der Pinot noir Barrique Les Cloux sprechen eine qualifizierte Sprache.
Adrian Klötzli NEU
In dritter Generation führt er das Familienweingut zum Twannbach in Twann am Bielersee. Es ist nur 2,5 Hektaren gross, aber die Weine können sich sehen lassen. Allen voran der elegante Sauvignon blanc, die beiden Chasselas aus Ligerz und aus Twann sowie der Stolz des Hauses, ein Süsswein namens Le Rêve.
Weingut Krebs und Steiner
Hier der Pinot noir Alte Reben von Andreas Krebs, da der Lagen-Pinot Buurehöf von Sabine Steiner. Das Ehepaar führt die elterlichen Weingüter in Schernelz und in Twann jetzt gemeinsam, aber behalten als unterschiedliche Persönlichkeiten ihren Weinstil bei, was Entdeckungen garantiert.
www.weingut-krebs.ch, www.schernelz-village.ch
Jean-Pierre Kuntzer
Die Domaine Saint-Sébaste in Saint-Blaise NE setzt schon länger auf Biodynamie und reduziert die Erträge. Die reinsortigen Weine reifen lange, was den Chasselas Vieilles Vignes und den Pinot noir Clos de la Perrière zu Top-Weinen macht. Neu ist die Nature-Linie ohne Sulfite.
Jean-Denis Perrochet
Alte Holzfässer, traditionelle Korbpressen statt Hightech im Keller: Jean-Denis Perrochet und sein Sohn Alexandre sind Tüftler und tun alles für ihren Terroir-Wein. Das Maison Carrée in Auvernier ist eine Topadresse, die Weine wie Chasselas Cru des Abesses und Pinot noir Hauterive Spitze.
Stéphane und Fabrice Simonet
Seit 200 Jahren winzert die Familie Simonet im Le Petit Château in Môtier am Vully. Jetzt sind die beiden Söhne am Ruder. Sie setzen beim Chasselas, Chardonnay, Freiburger und Pinot noir auf Lagenweine. Und ihre elitären roten Assemblagen Initial und Associé machen Schlagzeilen.
Christian Vessaz
Der würzige Traminer des Weinguts Cru de l’Hôpital in Môtier-Vully zählt als einer der Besten der Schweiz. Der Önologe Christian Vessaz, der das Weingut der Murten-Burger seit langem managt, überzeugt auch mit den Terroirweinen Chasselas de Fichillien und Pinot noir de Mur.
