Text: Elsbeth Hobmeier | Foto: Hans-Peter Siffert
Fläsch, Südafrika – und dann ins Wallis. Schon sein Grossvater und sein Vater Carron waren passionierte Rebbauern. Doch erst Pierre-Elie Carron wagte es, seine Trauben nicht mehr an die Genossenschaft zu verkaufen, sondern daraus eigenen Wein zu keltern. 2016 baute er die Linie unter seinem Namen auf, dies nach einigen Umwegen: Zuerst schloss er eine kaufmännische Lehre im Finanzbereich ab, dann entschloss er sich zur Winzerlehre mit Studium in Chateauneuf. Nach einer Stage in einer Rebschule folgte der Bachelor für Önologie in Changins, den er mit bester Diplomarbeit abschloss. Um seinen Horizont zu erweitern, arbeitete er dann bei Christian Hermann in Fläsch GR und bei Mountain Ridges Wine in Südafrika, bevor er mit dem Wunsch nach Selbstständigkeit ins Wallis heimkehrte: «Zurück zu unseren wunderschönen Rebenterrassen», wie er sagt. Diese Terrassen bearbeitet er von Hand, grösstenteils nach Bio-Richtlinien, noch ohne Zertifikat. Bis in fünf Jahren, so hofft er, wird alles bio-zertifiziert sein.
Zwei Cornalin, drei Petit Arvine, vier Syrah. Zuhause ist der 32-jährige Pierre-Elie Carron – oder Pec, wie alle ihn nennen – im Winzerdorf Fully. Sein Keller liegt allerdings etwas weiter weg, in St-Pierre-de-Clages. Dies möchte er ändern, momentan schaut er sich nach einem neuen Standort um, vor allem, weil er gerne mehr Platz hätte. Begreiflich: Seine Palette ist mit 19 Weinen sehr gross, zudem hat er nicht genügend Raum, um den gesamten Ertrag seiner acht Hektaren selber zu verarbeiten. Noch heute verkauft er einen Teil seiner Trauben. Aber an seinen 19 verschiedenen Cuvées hält er fest, eine jede ist ihm wichtig: «Es sind jeweils nur kleine Mengen, denn ich will möglichst jede Parzelle separat vinifizieren.» So kommt es, dass er zwei Cornalin, drei Petite Arvine und sogar vier verschiedene Syrah anbietet.
Ein Herz für Completer. Wie es sich für einen Walliser Winzer gehört, zählen Fendant, Heida, Petite Arvine, Cornalin und Syrah zu seinen bevorzugten Rebsorten. Er vinifiziert sie möglichst natürlich, «mit so wenigen Eingriffen wie irgend möglich». Und mit Erfolg: Die Jury war begeistert vom mineralischen Schmelz des Petite Arvine «Pierra Platta» und von der tiefen Kirschfrucht des Cornalin. Doch Pierre-Elie Carron wagt sich auch immer wieder an Experimente: So vergrub er auch schon mal einige Flaschen Petite Arvine der Jahrgänge 2017 und 2018 in einem Bergsee, damit sie kühl und ohne Luftzufuhr reifen konnten. Aus Petite Arvine macht er einen Süsswein, aus Chardonnay und Doral einen Schaumwein. Bei ihm findet man sogar einen Viognier. Und weil er bei seinem Arbeitseinsatz im Graubünden die seltene Traubensorte Completer schätzen und lieben lernte, baut er sie jetzt im Wallis an – dieses Jahr hat er die Fläche sogar vergrössert, «weil sich dieser Completer bei mir so super gut entwickelt».