The Brecon: Ferien im «Wohnzimmer». Einst zog das «Waldhaus» in Adelboden eine mondäne Gästeschar an, auf dem Tanzboden stiegen wilde Disco-Parties, der Jet-Set vergnügte sich après ski bei Fondue und Champagner. Später fiel das Haus am Dorfausgang in einen Dornröschenschlaf. Jetzt steigt es wie Phönix aus der Asche (Bild oben links) als «The Brecon». Hinter der Laubsägeli-Fassade und der Drehtür verbirgt sich eine Design-Perle für Gäste, die Privatsphäre und Luxus der entspannten Art suchen. Die 18 Zimmer und vier Suiten sind mit viel Geschmack und Liebe zum Detail eingerichtet, ebenso das Herzstück des Hauses, der offene Bereich im Parterre, wo Empfang, Restaurant, die offene Küche, Bar und Lobby untergebracht sind. Hier laden zahlreiche Sofalandschaften und Kuschelecken zum Verweilen, eine eklektische Mischung aus Vintage-Möbeln, Design-Pieces und restaurierten Unikaten aus dem «Huldi» und dem «Waldhaus». Den Look dieses «Wohnzimmers» im schicken Retro-Look des Mid Century (Bild oben rechts) entwarf das Interieur Design Studio Nicemakers aus Amsterdam. Mit-Inhaber ist Grant Maunder, ein Waliser Vermögensverwalter in der Londoner City, der zusammen mit seinem Bruder Craig vor zehn Jahren schon dem Jugendstil-Hotel «The Cambrian» zu neuem Glanz verhalf. 

The Brecon, Reception

Der Eingangsbereich: Die Bodenplatten aus den Dolomiten sind handverlegt.

The Brecon, Bedroom

Alle Zimmer und Suiten sind elegant und mit sorgfältig ausgewählten zeitgenössischen & Vintage-Möbeln eingerichtet.

DAHEIM BEI FREUNDEN. «Wir wollen unseren Gästen das Gefühl vermitteln, nicht in einem Hotel, sondern bei guten und grosszügigen Freunden zu wohnen», so definiert Maunder das Konzept des «Brecon». Zu dem gehört auch die «all inclusive»-Idee. Im Zimmerpreis (ab 750 Franken pro Nacht), sind alle Mahlzeiten (Frühstück, Lunch, Tea Time, Dinner) und Getränke (inklusiv alkoholische) sowie die Spa-Benutzung und Zimmerbar eingeschlossen. «Mich nerven die Abrechnungen der Extras beim Auschecken immer enorm», weiss der polyglotte Waliser aus Erfahrung. So kams zu der «All inclusive»-Idee, die Maunder nun im Luxus-Bereich etablieren will. «The Brecon» ist auch auf keiner Buchungsplattform zu finden, man setzt voll auf Mundpropaganda. So viel Geduld und «Schnauf» haben die Quereinsteiger, um die passende Klientel fürs «The Brecon» zu finden. Für Kinder, Hunde und Nicht-Hotel-Gäste bleibt die Drehtür des Design-Hotels zu.

The Brecon, Sauna

Die Sauna im «Brecon»-Spa.

The Brecon, Coffee

Schicke «Sjöstrand»-Kaffeemaschinen gehören zur Zimmer-Ausstattung.

The Brecon, Pool

Der beheizte Infinity-Pool mit Sicht auf die Berner Alpen.

BUBENTRAUM WURDE WAHR. Die Maunder Brothers weilten mit ihren Eltern erstmals 1977 in Adelboden, damals in einer Zivilschutzanlage. «Mehr lag nicht drin», erinnert sich Grant Maunder. «Wir bestaunten von aussen das elegante Hotel Regina und fragten uns, ob wir wohl je in solchem Luxus residieren werden!» 2008 kauften die Brüder das «Regina» und führten das Viersternhotel unter dem Namen «Cambrian» zum Erfolg. Auslastung übers Jahr: achtzig Prozent! Der Infinity-Pool ging mit seiner spektakulären Sicht auf die Berge früh viral. Natürlich gibt’s auch im «The Brecon» so ein beheiztes Endlos-Becken mit Bergblick, vor dem kleinen feinen Spa. In den Zimmern sucht man TV-Geräte und technischen Gadgets vergebens, aber mit der Prachtaussicht von den Balkonen und dem exquisiten Interieur vermisst man die auch nicht. Im Wohnzimmer locken Kunstwerke, Coffee table books, Zeitschriften, Cheminées sowie eine gut bestückte Bar zum analogen Zeitvertreib und Digital Detox. Im «Brecon» wird Luxus neu definiert, mit Entspanntheit und Gastfreundschaft im Zentrum. Geleitet wird das multilinguale «Brecon» von der jungen Einheimischen Martina von Deschwanden, deren Obwaldner Urgrossvater einst als Kurarzt nach Adelboden kam.

The Brecon, Food

Vorspeise im «The Brecon»: Tomatensalat, Burrata, Croutons.

The Brecon, Food

Dessert im «The Brecon»: Schoggi-Mousse mit Kirschen, Pistazien & Vanille-Sauce. 

Würste, Scones und Viergänger. Das Food-Konzept von Chef Daniel Caswell («Odette’s Primrose» London) lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen: Essen wie bei Mutter, aber zubereitet vom Profi. Das Frühstück sucht man sich nach Wunsch von der Karte aus. Zum Lunch werden Suppen, Salate und Plättli mit heimischem Käse und Wurstwaren mit Brot vom Bäcker Haueter serviert. Am Nachmittag gibt’s – very british – Tea Time. Abends steht ein Viergang-Fine-Dining-Menü auf dem Programm: Zander-Kartoffelstock-Mousse mit grünen Bohnen und Oliven, Zucchiniblüten im Temoura-Teig, gefüllt mit Ricotta. Hausgemachten dreifarbigen Gnocchi mit Pilzen und Broccoli. Erdbeer-Pawlowa mit viel Nidel, Meringue und einem Glas Sauternes. 

 

www.thebrecon.com

Parkhotel Adelboden

Die Jugendstil-Perle hoch über Adelboden: das Bellevue Parkhotel & Spa.

«Bellevue»: 123 Jahre, 15 Punkte. Das Parkhotel Bellevue & Spa ist die Grand Old Lady in Adelboden, Mitglied bei Relais&Chateaux. Das Jugendstil-Juwel von anno 1901 mit der weissen Fassade thront hoch über dem Dorf und punktet nicht nur mit Lage, sondern auch mit der Küche. Chef Jürgen Willing, in seiner 42. Saison (!) im Haus, verwöhnt und verblüfft seine Gäste im Panorama-Restaurant des «Belle Vue» mit der traumhaften Terrasse unermüdlich mit Schweizer Küche mit französischer Note auf 15-Punkt-Niveau. Klassiker auf der Karte: Die auf dem Green Egg rosa gebratene Kalbsbrust vom Luma-Beef mit Saisongemüse. Herbst-Highlight: die Variation von Steinpilz, gesammelt in der Umgebung. Jeden Freitagabend ist ein besonderer Gast im Haus: der lokale Käser und Affineur Manfred Schmid, der bis zu 50 Spezialitäten zur Wahl auffährt. Erstklassiger Weinkeller.

 

www.bellevue-parkhotel.ch
 

Der Platzhirsch & die Kronprinzen. Adelboden ist GaultMillau-Country und Björn Inniger ist der Platzhirsch. Der Jeune Restaurateur wirtet mit seiner Frau Marianne in zweiter Generation im «Alpenblick» und bietet gleich zwei Konzepte an: Fine Dining in der «Stuba», unkomplizierte Gerichte im «Bistro». GaultMillau-Rating; 16 Punkte; dabei wird’s nicht bleiben. Das «Hohliebe-Stübli», ein 200jähriges «Heimetli» über dem Dorf, hat längst Kultstatus. Andy Schranz stemmt auf dem Holzherd in der Mini-Küche ein mehrgängiges Gourmetmenü aus meist lokalen Zutaten. GaultMillau-Rating: 15 Punkte. Das «S.Zimmer» an der Adelbodner Dorfstrasse ist wirklich nicht grösser als ein Esszimmer. Stefan Zimmermann kocht, meist mit regionalen Produkten, öfter mal mit asiatischem Touch und immer für 14 Punkte.

 

www.alpenblick-adelboden.ch
www.hohliebestuebli.ch
www.restaurantszimmer.ch

 

Fotos: Anja Zurbruegg, Olivia Pulver, HO