Fotos: Jürg Waldmeier
Neugierde aufs Pop-up im Erdgeschoss. Sprüngli? Da denkt man unweigerlich an süsse Evergreens wie Truffes du Jour und Luxemburgerli. Weniger an Hotdogs. Und darum bin ich auch sofort neugierig geworden, als zu hören war, dass beim Hauptsitz am Zürcher Paradeplatz solche im Angebot seien. Der Grund dafür? Das Restaurant im ersten Stock samt den Räumlichkeiten der Küche wird diesen Sommer renoviert. Und darum hat die Confiserie Sprüngli nun eine Art Pop-up im Boulevard-Café im Erdgeschoss lanciert. Dort gibt es, eben, nicht nur einen «heissen Hund» mit Würstchen, sondern auch gleich noch eine vegetarische Version des Fastfood-Klassikers.
Im Monopoly damals teuer. «Wir hatten mehr Ideen für die Pop-up-Karte, als sich am Ende realisieren liessen», sagt Sprüngli-Küchenchef Patrick Senn. Er empfiehlt mir, doch auch gleich den Avocado-Toast und das Ceviche zu probieren. Wer würde da «nein» sagen? Wenn man sich schon an einem der Tischchen an der Bahnhofstrasse installiert hat? Ich erinnere mich ans «Monopoly» in meiner Kindheit: Das teuerste Feld des Spiels, «Zürich-Paradeplatz», kostete damals 8000 Schweizerfranken – vor meinem geistigen Auge erschien damals stets die Ecke mit dem traditionsreichen Confiserie-Geschäft. Und nicht der UBS-Hauptsitz vis-à-vis, der damals noch mit SBG angeschrieben war.
Insta-tauglicher Avocado-Toast. Der Service holt mich aus den Gedanken zurück – und bringt den Avocado -Toast auf den Boulevard: Prall und unschuldig weiss thront eine Kugel Burrata oben auf der gerösteten Kartoffelbrotscheibe, lila leuchten die Borretschblüten auf dem grünen Avocadomus. Dazu grüne und rote Cherrytomaten, schwarze Oliven. Schön drappiert daneben, das mit Rande aromatisierte Hummus. Was mir neben der äusserst ansprechenden Optik besonders gut gefällt: Frischkäse, Hummus und Avocado haben zwar dreierlei ähnliche, aber eben doch verschiedene Texturen. Sprich: Die Touristen, die diesen Teller bestellen, fotografieren und dann ziemlich sicher auf Instagram teilen, dürften nicht nur viele Likes von ihren Followern dafür bekommen -– sondern ganz viel Freude beim Reinbeissen haben!
Kalamansi für den besonderen Twist. Auch beim Lachs fürs «Frühlings-Ceviche» zeigt die Confiserie Sprüngli unser Land von der besten Seite: Der Fisch kommt von Swiss Lachs im bündnerischen Lostallo. 24 Stunden lang wird er sanft mariniert, dann mit wenig Chili, Radiesli, Stangensellerie kombiniert. Die Tiger’s Milk drumherum überzeugt dank einem Hauch Ingwer und einigen Tropfen Korianderöl. Für den besonderen Twist sorgen einige Tupfer intensiv säuerliches Kalamansi-Gel. Sieht hervorragend aus und schmeckt auch so!
Hotdog-Bestellungen ab 9 Uhr! Eigentlich bin ich ja gekommen wegen der Hotdogs! Und die werden als Nächstes serviert: Im luftigen, golden leuchtenden Brioche-Brötli liegen entweder Rüebli oder Wurst, dazu eingelegte und geröstete Zwiebeln; Apfel-und-Selleriesalat; alles andere als «mayo-lastiger» und darum sehr frisch wirkendem Coleslaw und die angenehm herbe Smoking-Gun-Sauce, die gleich in 20-Liter-Chargen hergestellt wird: «Schliesslich bestellen manche Gäste den Sprüngli Hotdog und den Sprüngli Rüebli Dog schon um 9 Uhr», berichtet Küchenchef Senn. Die eingangs erwähnten marinierten roten Zwiebeln sind übrigens die beste Komponente des Brötchens: hauchdünn und eingelegt mit Wasabi, Reisessig, Sake, Minze und Zuckerwasser – und jede dieser Zutaten kann man herausschmecken.
Würstli aus 100 % Rindfleisch! Fleischlos oder doch mit Würstchen? Bei der Confiserie Sprüngli gibt man sich ganz viel Mühe bei der Zubereitung des sous-vide gegarten Rüeblis. Es hat einen guten Biss und ist sehr bewusst ausgewählt: «Mein Gemüselieferant hat zurzeit wenig Freude an mir», so Patrick Senn, «weil ich möglichst lange und gleichmässig dicke Rüebli von ihm möchte.» Doch etwas macht das Gemüse halt nicht: Es läuft kein Saft heraus, wenn man hineinbeisst... Anders bei den würzigen Rindswürstli, die ganz ohne Speck oder sonstige Schweinereien auskommen. Beide Varianten gibt es übrigens auch «über die Gasse»! Gerade als ein Tram mit Sprüngli-Reklame (sie wirbt für Truffes, Luxemburgerli, etc.) vorbeifährt, ziehe ich mein Fazit: Denk ich diesen Sommer an Sprüngli, kommt mir zuerst das Pop-up mit seinen fröhlichen Speisen in den Sinn. Dann erst die Süssigkeiten.