Text: Urs Heller
Die Nummer 1: «Le Sirenuse». «La città romantica verticale» heisst die kleine Unesco-Stadt an der Amalfi-Küste, und beides stimmt: Positano ist auf wundersame und einmalige Weise spektakulär an die Klippen des Monte Sant’Angelo gebaut. Auf den vielen Terrassen mit atemberaubender Meersicht gibt’s Pasta, Meergetier, Kerzenlicht und viel Romantik. Das erste Haus am Platz ist weltberühmt: «Le Sirenuse», ein Meisterwerk der Familie Sensale mit nur 58 Zimmern. «Le Sirenuse» hat aus einem armen Fischerdorf eine begehrte Ferien- und Weekend-Destination gemacht. Vor allem Amerikaner und Honeymooner reisen an.
Cacciotine & Bocconcini. Sonnenaufgang in Positano, der Blick runter aufs Meer atemberaubend. Gewaltiges «Sirenuse»-Frühstücksbuffet auf der grossen Terrasse. Alle Früchte Italiens im perfekten Reifegrad, sorgfältig filetierte Orangenschnitze, Caciottine (frische Ricotta), Bocconcini di Bufala (Edel-«Mozz»), Salame Napolitano, Prosciutto di Parma, Mortadella. Il servizio? Grande! Die Spiegeleier («Uove al Tegamino», mit Pancetta di Positano) werden auf einem silbernen Tablett unter einer silbernen Cloche in einem gusseisernen Pfännchen an den Tisch balanciert. Für die amerikanische Gäste gibt’s Donuts frisch aus dem Ofen, dazu die aktuelle Ausgabe der «New York Times». Der Espresso ist italienisch-kräftig: Eine hervorragende Mischung aus den Abruzzen.
Spaghettone di Gragnano, Gamberi di Nassa. Vorzeigerestaurant im Haus ist «La Sponda»: Terrasse, Bäumchen mit den fantastischen Amalfi-Zitronen, Kerzenlicht. Chef Gennaro Russo, in Paris (L’Ambroise, Ritz) und in Modena (Massimo Bottura) ausgebildet, kocht wunderbar italienisch. Ein exzellenter Tuna mit Fagioli und Fagiolini (Böhnchen) zum Start. Meerfrischer, lauwarmer Seafood-Salat mit exzellenter Sauce («brodetto montato all’olio»). Spaghettone di Gragnano (al dente gekocht, trotz der vielen Gästen aus den USA) mit Krebsen aus Nassa. «Branzino, scarola Napoletana e il suo ristretto» (Wolfsbarsch, Endivien). Chef Gennaro kauft in der Bucht von Positano ein; drei Fischer liefern verlässlich jeden Morgen ihren besten Fang. «Wir haben keine Budgetsorgen, können die besten Produkte einkaufen», freut sich der Chef. Weshalb ihm die Tester von Guide Michelin den Stern wieder entzogen haben, ist schwer zu verstehen.
«Aldo’s Bar»: Sashimi & Scampi. Lifestylige Alternative im Haus ist «Aldo’s», Cocktailbar und Seafood Grill zugleich, eine Hommage an Aldo Sersale, der als «Bon viveur» unterwegs war und vieles liebte: Sonne, Meer, Frauen, Food & Wine. Auf der spektakulären Terrasse gibt es alles, nur keine Spaghetti: Kaviar. Austern mit fantastischen Amalfi-Zitronen. Tartufi di mare. Sashimi vom lokalen Fisch. Crudi. Astice blu (Hummer) und «Scampi alla Plancha». Auch hier gilt für Seafood: Fresh-off-the-Boat!
Pasta & Promis «Chez Black». «Chez Black» ist an der Spiaggia Grande die erste Adresse, und die erste Reihe ist VIP-Zone: NBA-Basketballstars der Los Angeles Lakers, Fussballer vom SSC Napoli. Signore Black heisst eigentlich Salvatore Russo, hat das Strandrestaurant 1949 eröffnet, kümmert sich um Kasse und Enkel, überlässt den grossen Service-Stress der Familie und freundlichen Kellnern, die seit Jahrzehnten für ihn arbeiten. Die wunderbar marinierten Alici (Sardellen) sollte man nicht verpassen, ebenso wenig die gewaltige lokale Fischsuppe oder das Fritto misto. Wer Spaghetti mit Frutti di mare bestellt, kriegt ein «Lätzli» umgebunden. Sieht sehr komisch aus, schützt aber Hemd und T-Shirt vor Flecken. Alternative: Das «Rada» direkt am Meer. Spaghetti vongole, Gambero Rosso & Co. Besitzer: Signor Black, who else?
Da Vincenzo: «Minestra pescatora»! Schlangestehen draussen auf der Strasse, die Tische «Da Vincenzo» sind heiss begehrt. Grossvater Vincenzo hat das Ristorante 1958 eröffnet, sein Enkel führt es in seinem Sinn weiter. Alici, Linguine, Spaghetti Cozze, Gamberoni & Calamari vom Grill. Und ein Hammergang: «Minestra pescatora». Die Abschnitte aller Pasta-Sorten im Haus werden zu einer Suppe verwertet, eigentlich ein klassisches Arme-Leute-Gericht. Aber was dazu kommt, ist alles andere als «Cucina povera»: Frutti di mare, frisch angeliefert aus der Bucht von Positano. Dazu Fiano (Weisswein aus der Region), Greco di Tufo oder Taurasi.
«Franco’s Bar»: Aperitivo & Fotoshooting. Für einen Aperitivo in «Franco’s Bar» (gehört zum Hotel «Le Sirenuse») stehen die Gäste stehen hinter einer Kordel geduldig Schlange, bis ihnen Loungesessel auf der Traumterrasse zugewiesen werden. «Auch die Familienmitglieder stehen an», lacht Aldo Sersale, «das hier ist eine demokratische Bar.» «Franco’s» steht für atemberaubende Aussicht runter aufs Meer. Für freche Cocktails, entwickelt vom Mailänder Mixologisten Mattia Pastori. Für perfekte Honeymoon- und Influencer-Bilder. Für coolen Sound. Und für muntere Mitarbeiter: «Hier dürfen die Ragazzi auch mit einem Dreitage-Bart und mit Tattoos zur Arbeit kommen», sagt Juniorchef Aldo Sersale. Das wäre nebenan im Hotel undenkbar. «Franco’s Bar» geht um die Welt. Pop-ups im Winter: In der Karibik (Turks & Caicos) und in St. Moritz (Kulm Hotel).
www.sirenuse.it
www.chezblack.it
www.davincenzo.it
www.francosbar.com