Interview: Thomas Kutschera, Fotos: Geri Born
«Eine leere Gaststube. Das ist traurig.» Silvia Manser, begabte 16-Punktechefin in der «Truube» Gais und Mitglied bei den «Jeunes Restaurateurs», geht durch schwere Zeiten: «19 Jahre wirten wir nun schon auf unserer ‹Truube›. Doch so eine Katastrophe haben wir noch nie erlebt. Es ist traurig, jeden Tag in die leere Gaststube blicken zu müssen, viele Gäste schreiben uns aufmunternde Worte, das tut gut. Uns geht es an die finanzielle Substanz. Mein Mann hat für uns beide einen Antrag auf Erwerbsersatz gestellt. Hoffnungen machen wir uns keine. Denn die Reglemente sind so konstruiert, dass der Staat so wenig zahlen muss wie nötig. Reden wir mit österreichischen Berufskollegen, lachen sie uns aus – von ihrem Staat bekommen sie richtig gute Hilfe. In unserer Branche, befürchte ich, springen viele gute Berufsleute ab. Kein Wunder, wenn man sieht, wie wir verarscht werden. Die Schweiz erlebt ein politisches Desaster. So viele Widersprüche! Ich hoffe, dass unsere Stammlieferanten die Krise überleben», sagt sie im Interview mit der Schweizer Illustrierten.
Probekochen mit den Lehrlingen. Silvia Manser steht bis Ende Februar nur noch für ihren Mann Thomas und für die drei Kinder Dominik, Stefanie und Larissa in der Küche. Und für ihre zwei Lehrlinge: «Wir machen regelmässig Probekochen, der eine hat im Mai Lehrabschlussprüfungen, er muss sich darauf vorbereiten. Der Lockdown raubt ihnen Know-how und Sicherheit.» Hat die Pandemie auch ihr Gutes? Die Chefin: «Nun haben wir Zeit, mit unseren Kindern ‹Dog› und ‹Monopoly› zu spielen, am Sonntag gemeinsam Zmittag zu essen. Mein Mann und ich sind täglich auf dem Velo oder auf der Langlaufloipe hier in Gääs. Das ist das beste Rezept, diesen nervenzehrenden Wahnsinn durchzustehen.» (Grosses Bild oben: Wirtepaar Thomas, 49, und Silvia Manser, 47, mit den Kindern (v. l.) Dominik, 20, Stefanie, 17, und Larissa, 12, in ihrer «Truube»).