Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert
Der Gardasee ist eine der beliebtesten Ferienregionen von Norditalien. Und wer am Gardasee Ferien macht, der möchte auch die berühmten Weine degustieren. «Das Veneto hat eine grosse Weinzukunft», sagt denn auch Jan Schwarzenbach, Leiter Direktverkauf Wein bei Coop und einer der wenigen Master of Wine der Schweiz, «mit Amarone/Ripasso, Prosecco und Pinot grigio hat diese Region gleich drei Lieblinge der Weintrinker hervorgebracht». Über 100’000 Weininteressierte besuchen jährlich das rote Kellereigebäude der Famiglia Zeni in Bardolino. Das frei zugängliche Museum - das einzige der gesamtem Region - bietet einen Überblick über die Geschichte des Weinbaus. Und weil ein solcher Rundgang Lust auf Wein weckt, findet man im modernen Verkaufsraum sämtliche Rot-, Weiss- und Roséweine von Zeni, die zum Teil kostenlos degustiert werden können. Ein Höhepunkt ist die unterirdisch gelegene Sala Bottaia, wo der Wein seiner Vollendung entgegenreift und in einem prächtigen Saal gegen ein kleines Entgelt verkostet werden kann. Wer es ganz genau wissen will, schnuppert sich durch die für Italien einzigartige Geruchsgalerie und schult seine sensorischen Fähigkeiten.
Der Chef: Fausto Zeni beaufsichtigt als ausgebildeter Önologe und Agronom auch die Arbeiten im Rebberg.
Die Geschwister Zeni führen seit dem Tod von Vater Nino das Familiengut mit grossem Erfolg weiter. Fausto ist als Önologe und Agronom für die Weinbereitung zuständig, Elena und Federica kümmern sich um Export, Verkauf und Weintourismus. 1,5 Millionen Flaschen werden jährlich abgefüllt, insgesamt 30 verschiedene Weine umfasst das Portfolio. Viele davon kommen in die Schweiz: «Coop ist unser grösster Kunde im Ausland, wir arbeiten schon seit 1928 zusammen», betont Fausto Zeni stolz. Die Schweizer lieben den süffigen, leichten Bardolino und den schweren, aus angetrockneten Trauben gepressten Amarone gleichermassen. Aber auch der etwas weniger füllige Ripasso und der süsse Dessertwein Recioto kommen gut an. Ganz zu schweigen vom Chiaretto, der dank hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis und dem Trend zu Roséweinen zu einem wahren Siegesflug ansetzt. Die DOC Bardolino Chiaretto zeichnet sich durch eine frische Spritzigkeit und einen leichten salzigen Touch aus und ist die grösste Appellation für italienischen Rosé. Doch der überwiegende Anteil der Zeni-Weine ist immer noch rot. Der Ripasso, für den ein frischer Valpolicella-Wein auf den angetrockneten Traubenhäuten des Amarone zur zweiten Gärung angesetzt wird, kommt mit seiner kräftigen und reichen Aromatik bei den Kunden sehr gut an. Noch bekannter ist der Amarone, Liebling vieler Schweizer Weinfans - und auch von Fausto Zeni: «Dieser intensive, fruchtige und würzige Wein ist der Botschafter unserer so schönen Region», schwärmt er.
Weltweiter Siegeszug des Amarone. Ein wichtiger Wegbereiter für den Amarone als König der Veneto-Rotweine ist seit Jahrzehnten das Weingut Cesari am Gardasee. Schon der Firmengründer Gerardo Cesari setzte auf Cru-Einzellagen, die er mit Bedacht auswählte. Wie etwa die malerische Lage «il Bosco» bei Castelrotto, die auch als Filmkulisse beliebt ist. Die Trauben der Sorten Corvina und Rondinella wachsen auf traditionellen, mannshohen Pergole. «So finden die Trauben genügend Schatten», erklärt Michele Gamba, der Önologe des Hauses. Und General Manager Michele Farruggio ergänzt: «Wir haben immer an die Pergole geglaubt, auch als viele andere Winzer sich davon abwandten - und jetzt wieder darauf zurückkommen».
Etikette: Auf der Rückseite des Amarone sind handschriftlich die Eckdaten notiert.
Malerisch: Kunststudenten durften die Front der Barriques individuell verzieren.
Cesari vereint Tradition und Moderne. «Wir halten die Tradition hoch, aber setzen auf neue Technologien», betont Farruggio. Das heisst: Cesari pflegt den grossen Ruf des Weinguts, das in den 70-er Jahren als überhaupt erster Weinproduzent den Amarone in alle fünf Kontinente auszuliefern begann. Inzwischen stehen über 50 Länder auf der Exportliste. An dritter Stelle steht die Schweiz, gleich hinter Canada und den USA. Zu den gefragtesten Paradepferden zählen der Ripasso und der Amarone aus den Cru-Lagen Bosan und Il Bosco. «Unser Ripasso Bosan scheint den Schweizern besonders zu gefallen, er ist unser meistverkaufter Wein bei Coop», erklärt Verkaufsdirektor Mario Menozzi. Dies bestätigt Jan Schwarzenbach: «Ein ausgewogener Wein mit aromatischem Finale. Solche Weine kommen gut an». Seit die grosse italienische Cooperativa Caviro einen Teil des Familienbetriebs gekauft hat, wird bei Cesari in die Zukunft investiert. Neben dem historischen Keller in Cavaion Veronese entsteht in Fumane ein hochmoderner Bau, der 2021 in Betrieb genommen werden soll. Hier werden künftig mehrere Millionen Flaschen abgefüllt. Zu 95 Prozent sind dies Rotweine wie Amarone, Ripasso und der süsse Dessertwein Recioto, aber auch der weisse Lugana Cento Filari sowie Soave und Pinot grigio sind wichtige Pfeiler. Diese Palette soll jedoch nicht ausgeweitet werden, versichert Michele Farruggio, «wir investieren lieber in die Qualität.»
Tradition pflegen: In der Schatzkammer des Weinguts Cesari liegen die schönsten Trouvaillen.
>> Grosses Bild oben: v.l. Die Geschwister Elena, Fausto und Federica Zeni.
