Interview: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert
Im Duerotal werden jährlich über 50 Millionen Liter Wein produziert. Wie findet man in dieser Masse die besten Tropfen?
Ribera del Duero rivalisiert mit der Rioja um den besten Tempranillo Spaniens. Einst gaben Genossenschaften den Ton an, heute kennt man über 200 Kellereien mit klingenden Namen, die sich von der Masse abheben. Daher ist es nicht mehr schwierig, gute Tropfen zu finden. Ich kann mich an keinen schlechten Ribera del Duero erinnern.
Die Appellation Ribera del Duero war noch vor 30 Jahren kaum bekannt. Wie gelang dieser Aufschwung?
Der Boom kam in den 90er Jahren, zuerst in Spanien selber und etwas später in Europa und Übersee. Es ist eine grosse Erfolgsgeschichte, die Region hat punkto Qualität dem Rioja den Rang abgelaufen. In der Schweiz ist Ribera für gute Weine mit Prestige bekannt und beliebt. Ich selber habe die ersten Ribera-Weine vor ungefähr 20 Jahren kennengelernt, zuerst Pesquera und dann Hacienda Monasterio und Legaris.
Pingus, Vega Sicilia, Alion - einige der besten und langlebigsten Rotweine der Welt wachsen im Ribera del Duero. Wie kommt das?
Einerseits ist hier die Traubensorte ausschlaggebend. Denn die lokale Tempranillovariante, die Tinto fino, passt sich dem extremen Klima mit Winterfrösten und Hitzesommern perfekt an. Anderseits trägt der Ehrgeiz der Kellereien, welche höchste Qualität anstreben, ihre Früchte.
Der «Unico» von Vega Sicilia ist aus mehreren alten Jahrgängen komponiert, neu bringt auch Villacreces einen Wein aus drei Jahren auf den Markt. Was halten Sie von dieser Methode?
Sie kommt ursprünglich aus der Champagne. So werden Schwankungen ausgeglichen, so dass die Cuvée jedes Jahr ähnlich schmeckt und der Kunde seinen Lieblingswein immer wieder erkennt. In der Champagne mit ihrem Randklima für den Rebbau und grossen Jahrgangsunterschieden macht das Sinn. Bei Vega Sicilia geht es ebenfalls um konstante Qualität bei der Assemblage, auch wenn im Ribera die Unterschiede weniger prägnant sind. Nur die besten Jahrgänge sollen in diesen Spitzenwein kommen. Ich finde die Idee gut, um den Wein in Qualität und Geschmack konstanter zu machen. Allerdings ist eine Etikette ohne Jahrgang bei einem Rotwein für mich gewöhnungsbedürftig.
Mögen Sie persönlich die Weine aus dem Duero-Tal? Gibt es einen heimlichen Favoriten?
Ich mag sie besonders gern, wenn sie ein paar Jahre gereift sind. Dann wird das Tannin feiner und die würzigen Aromen kommen deutlicher zur Geltung. Ich wähle eher klassisch gearbeitete Weine aus höheren Lagen wie etwa den Ribera del Duero Conde de San Cristobal.
>> Jan Schwarzenbach (geboren 1976), ist Leiter Direktverkauf Wein am Hauptsitz von Coop in Basel. Im März 2016 absolvierte er erfolgreich die Prüfung als Master of Wine MW - eine äusserst schwierige Ausbildung, die in der Schweiz zuvor erst drei Fachleute bestanden haben.