Interview: Elsbeth Hobmeier Fotos Hans-Peter Siffert
Im Fine-Food-Angebot von Coop gibt es einen einzigen Walliser Wein. Was macht ihn speziell?
Fine Food steht für qualitativ hochstehende Produkte, traditionelle Herstellung und eine interessante Geschichte. Daher ist Wein prädestiniert für Fine Food. Und doch auch wieder nicht, weil so viele Weine diesen Kriterien entsprechen. Mitgespielt bei der Wahl hat sicher die aussergewöhnliche Traubensorte, es ist eine Petite Arvine. Und die recht exklusive Produktion bei der Domäne Chai du Baron.
Ist geplant, das Fine-Food-Angebot um weitere Walliser zu erweitern?
Nein, es gibt zurzeit nur sechs Fine-Food-Weine, zwei davon stammen aus der Schweiz. Der Zweite ist der La Côte AOC Féchy Premier Grand Cru Domaine de Fischer.
Wie stark sind andere Weinkantone präsent im Coop-Angebot?
Schweizer Wein ist mit Abstand der Leader. Sämtliche Weinbaukantone sind in den regionalen Sortimenten vertreten, Regionalität ist ein Megatrend! Ein Beispiel? In der Region Biel werden viele Weine vom Bielersee angeboten. Die Fine-Food-Produkte dagegen sollen möglichst in der ganzen Schweiz erhältlich sein. Darum würde es wenig Sinn machen, einen Bielersee-Wein im Tessin verkaufen zu wollen.
Coop führt einen Weissen und einen Rosé von Kursner aus Féchy, dem Grand-Prix-de-Vins-Suisse-Gewinner. Ein Erfolg?
Die Wein kommen beim Publikum sehr gut an. Der Weisse hat 27 Bewertungen auf coop.ch mit 4,5 von 5 Sternen, der Rosé wird ebenfalls mit 4,5 benotet.
Wenn wir grad übers Waadtland und das Wallis sprechen. Welches sind die Vorzeigeweine der beiden Regionen?
Spitzenreiter aus der Waadt ist der Aigle les Murailles – er ist so bekannt und beliebt wie kein anderer Wein. Bei unseren Wallisern ist es weniger eindeutig: Der Fendant Dame de Sion, der Oeil-de-Perdrix Le Rosel, der Dôle des Monts und die Linie Maître de Chais sind alle sehr gefragt.
Bilderbuch-Weinregion Féchy: Es ist die Heimat der Domaine Kursner.
Soll junge Weingeniesser ansprechen: der Pinot Noir «Tracteur Léon».
Stichwort Mariage: Was trinkt man eigentlich zu Fisch, etwa aus dem Genfersee?
Prinzipiell soll der Wein die Aromen des Gerichts unterstützen, die Art der Zubereitung gibt die Richtung vor. Also: zu leicht gewürztem, gedünstetem Süsswasserfisch passt ein leichter, säurearmer Weisswein. Zu Meerfisch mit mehr Eigengeschmack darf es ein kräftiger Weisser mit mehr Säure sein. Geräucherter oder grillierter Fisch ruft nach Rosé oder Rotwein mit wenig Tannin. Entgegen der landläufigen Meinung passen leichte, fruchtige Rote durchaus zu Fisch, bloss bei kräftigen Tanninen mahne ich zu Vorsicht. Eine Rolle spielen auch begleitende Saucen, Dips und Kräuter.
Was passt zu einem Walliser Raclette oder zu Käsefondue?
Raclette ist eher schwer, deshalb ist ein säurearmer Wein wie Fendant eine gute Wahl. Auch Gewürztraminer passt, könnte einigen aber zu intensiv sein. Wenn die Gäste Rotwein bevorzugen, ist das auch kein Problem. Pinot Noir oder Gamay können unter Umständen sogar bessere Partner zu Raclette sein. Beim Käsefondue gehört Wein zu den Zutaten – man lässt den Käse darin schmelzen und trinkt dazu klassisch Fendant, Chasselas oder Schwarztee. Doch auch kühler Pinot Noir Gamay oder Dôle kommt infrage, wenn sie fruchtbetont und nicht im Barrique ausgebaut sind. Hierzu ein Tipp: In kleinen Gläsern servieren und gekühlt nachschenken, weil die Gläser oft nahe beim Caquelon stehen!
Chai du Baron lanciert gemeinsam mit Coop bald den Pinot Noir «Tracteur Léon». Der Wein soll trendy sein und insbesondere Junge ansprechen. Braucht Pinot Noir ein neues Image?
Nicht nur Pinot Noir braucht ein neues Image, sondern Wein insgesamt. Es ist ein Fakt, dass immer weniger junge Leute regelmässig Wein trinken. Der Konsum in der Schweiz ist seit Jahren rückläufig. Der Trend lautet: möglichst gesund und lange leben. Da passt Alkohol nur begrenzt dazu. Jüngere Konsumenten sind flexibel in ihrer Getränkewahl. Bier, Wein, Spirituosen, Non-Alcoholic-Drinks, Tees, Säfte, Mischgetränke – sie haben eine riesige Auswahl. Deshalb ist es wichtig, potenzielle Weinfans abzuholen.
Welche Rebsorte aus dem Wallis, welche aus der Waadt ist Ihr persönlicher Liebling?
Ich lege mich nicht gerne fest, jede Rebsorte hat ihre Berechtigung und ihre Stärken. Aber am häufigsten trinke ich selbst wohl Walliser Heida und Waadtländer Pinot Noir.
>> Foto: HO
