Text: Stephan Thomas
Truttikon statt Vevey. Die Geschichte des Weinguts Zahner im Telegramm-Stil: Vater Zahner ist Lebensmittel-Ingenieur, arbeitet für Nestlé, wird von der Firma rund um den Erdball geschickt. Eines Tages reicht es ihm. Er hört, dass nach dem Frostjahr 1956 viele Rebbergbesitzer aufgeben. Dass man im Weinländer Truttikon beste Lagen für drei Franken pro Quadratmeter kaufen kann. Er beisst an. Baut sukzessive das Gut auf, das heute acht Hektaren umfasst. Die Nachfolge ist kein Problem: Junior Niklaus signalisiert dem Vater schon im Alter von fünf Jahren, dass er Winzer werden will.
Tanzschule. Wir stehen vor den Rebzeilen des Weinguts Zahner. Geniessen die erstaunlich unversehrte Landschaft und den Blick über manche Reblage von Cholfirst bis Lägern. Dahinter blinkt das Alpenpanorama. In den Rebgassen wächst üppiges Grün. «Wir lassen den Reben viel Laub. Es darf ruhig ein wenig struppig aussehen.» Elegant ragen die Triebe in die Gasse. «Einer unserer Mitarbeiter hat einmal gesagt: Die sehen ja aus wie Ballerinas! Seither nennen wir unsere Stöcke manchmal so.»
Traditionell handgerüttelt. Die Produktepalette des Weinguts Zahner ist ausgesprochen breit. Riesling-Silvaner in zwei Varianten, Pinot Blanc, Gewürztraminer, zwei Rosés und vier Rotweinvarietäten. Auch zwei Schäumer sind im Angebot. Einer davon basiert auf Pinot Blanc, der andere als Blanc de Noirs auf Pinot. Nicht weniger als 10'000 Flaschen werden pro Jahr produziert - alles handgerüttelt. «Das funktioniert ganz gut. Und überhaupt ist es bei Maschinen so: Das teuerste ist immer der Platz, den sie in Anspruch nehmen.»
Tägliche Arbeit am grossen Pinot. An der Spitze der Pyramide - so jedenfalls unser Eindruck beim Degustieren - steht der Pinot Noir. Ihn gibt es im Barrique-Ausbau, dazu als «Réserve du Patron». Gut reagiert hat man auf das Jahr 2018 mit seinen Ausnahmebedingungen, und den Passito «Zorion» gekeltert. «Unser Ziel ist es, bereits heute einen hervorragenden Pinot Noir zu machen. Vielleicht eines Tages sogar einen richtig grossen. Daran arbeiten wir.»
Coup de Coeur: Truttiker Pinot Noir Barrique 2020
Das liegt im Keller: Truttiker Pinot Noir Barrique 2016, Langenmooser Gewürztaminer 2015, Truttiker Pinot noir Barrique «Réserve du Patron» 2009
Drei GaultMillau-Köche mit Zahner-Weinen: Rolf Fliegauf im «Giardino Ascona/Ecco» (18 Punkte). Andreas Caminada und Daniel Zeindlhofer im «Igniv» Zürich (17 Punkte). Dominik Hartmann im «Magdalena», Rickenbach SZ (17 Punkte).