Wer serviert den besten Döner Kebab in Zürich? Um dieser Frage nachzugehen, fahndete ich erneut nach den vielversprechendsten Adressen. Sechs Testkandidaten landeten auf meiner Liste: Die Nummer eins des letzten Döner-Vergleichs vor viereinhalb Jahren sowie fünf neuere Lokale, die ich alle innerhalb einer Woche abgeklappert habe. Meine selbst auferlegten Spielregeln für die Döner-Bestellung: Im Taschenbrot mit wenig Joghurtsauce sowie etwas Tomate und Zwiebel – aber kein Salat, damit sich der Geschmack des Fleischs noch beurteilen lässt. Und falls erhältlich: Eine Spezialvariante, um auch die Qualität der Add-ons unter die Lupe zu nehmen.
Eine erste Warteschlange formt sich bereits gegen halb zwölf mittags – und weitet sich dann schnell durch die Eingangstüre aus aufs Troittoir über mehrere Hausnummern hinweg! Die gute Nachricht: Es geht meistens zügig voran – die «Mit & Ohne»-Crew ist ein eingespieltes Team. Und wichtiger: Der Döner Kebab hat seinen Hype definitiv verdient. Bei der getesteten «Yaprak»-Variante kommt das Dönerfleisch frisch vom Spiess mit geschichtetem Rind- und Lammfleisch: Es ist zart, saftig und zurückhaltend gewürzt, kommt grosszügig portioniert ins hausgemachte, frisch gebackene Taschenbrot, das weder zu teigig noch zu dünn ist. Ein ausgezeichneter Döner aus hochwertigen Zutaten, deren Qualität sich auch im Geschmack widerspiegelt. Dasselbe gilt für die optionalen «Extras»: Das Ofengemüse besticht durch süssliche Röstaromen, der Hummus oder Melanzane-Salat sind einwandfrei abgeschmeckt. Mein Tipp: Wer Döner puristisch mag, lässt die würzige Joghurtsauce besser weg.
Hinter «Zekisworld» steht ein prominentes Gesicht: Zeki Bulgurcu, eher bekannt für seine Sketche und Memes online als für kulinarische Errungenschaften. Das könnte sich aber bald ändern: Der «Zeki»-Döner schmeckt überraschend gut und kann locker mit den besten der Stadt mithalten. Das geschichtete Rindfleisch vom «Yaprak»-Spiess ist klasse gesalzen und wunderbar fettig, dementsprechend saftig und aromatisch. Auch die Joghurtsauce verdient Lob, ist angenehm zurückhaltend gewürzt, um dem Fleisch nicht die Show zu stehlen. Dazu kommen zahlreiche, optionale Toppings: Grillgemüse mit angenehmen Röstaromen oder Chimichurri harmonieren überraschend gut. Leider kann das frisch gebackene Brot (noch) nicht mithalten: Es ist eher dünn, reisst auf der Oberseite leicht während dem Essen, was das Handling des Döners etwas erschwert. Chapeau Zeki – zwei Wörter, die ich in dieser Kombination nicht auf meiner Bingokarte für 2024 hatte.
Bereits nach dem ersten Biss bestand bei meinem ersten Döner-Vergleich vor viereinhalb Jahren keine Zweifel: Der Sieger versteckte sich damals in Wollishofen, wo das 7er-Tram den Bogen zurück in die Innenstadt macht. Dank butterzartem, saftigem, aromatischem Lammfleisch vom hausgemachten Hackfleisch-Spiess. Kein Wunder: Die Dönerbude ist eigentlich eine türkische Metzgerei, die freitags und samstags ab 10 Uhr zusätzlich den Grill einheizt. Auch bei meinem diesjährigen Besuch begeistert der «Demet»-Döner – und gehört noch immer zu den besten der Stadt. Das weiche, fluffige Brot mit Sesamkörnern hält alles sicher zusammen und hat die ideale Dicke. Früh hingehen lohnt sich: Um halb zwölf bildet sich bereits eine Warteschlange bis zum Trottoir, zwischen zwei und drei Uhr nachmittags wandert der letzte Döner über die Fleischtheke.
Direkt an der Tramhaltstelle Stauffacher versteckt sich ein kleiner Döner-Shop, der leicht zu übersehen ist. «Edy’s Kebab» serviert nur Poulet-Kebab, frisch abgeschnitten von einem saftigen, zurückhaltend gewürzten Spiess. Da die «Classic»-Variante mit einer ebenso milden Joghurtsauce kommt, fehlt ein bisschen der Wow-Faktor. Viel besser schmeckt die «Gemüse»-Variante mit schön gerösteten Zucchini und Karotten – Feta und Zitronensaft steuern zudem eine willkommene Säure bei. Im Verhältnis zu den restlichen Zutaten könnte die Menge des Fleischs jedoch einen Tick grosszügiger ausfallen. Minuspunkte auch beim eher teigigen Brot, das gegen Ende etwas matschig wird aufgrund der sich ansammelnden Sauce.
Auf der Website betreibt «The Bab» viel Storytelling, der Besuch in der «Kebaberia» an der Talstrasse in der Zürcher Innenstadt ist dann leider etwas ernüchternder. Den Hackfleisch-Spiess nach eigener Rezeptur liefert die Metzgerei Angst, dessen Fleisch ein Roboter im Autopilot laufend herunterschneidet, bevor sich überhaupt eine dunkelbraune Kruste mit Geschmack bildet. Danach übernimmt das Servicepersonal: Das magere Rindfleisch kommt nach erfolgter Bestellung kurz auf die Grillplatte, wärmt sich aber bloss auf – dementsprechend fade und leicht gummig lautet das Fazit zum Schluss. Auch die «Spicy Amor»-Variante mit pikanter Mayonnaise kann da nicht mehr viel richten, schmeckt mit Eisbergsalat, Rüeblisalat, Mais, Rotkabbis und Rucola eher nach gemischtem Salat als nach Döner. Das Brot ist solide und nicht zu dick.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt – oder wie im Fall dieses Döner-Shops: so heisst. Hinter dem Tresen rotiert ein Pouletspiess, das eine Maschine ziemlich dick runterschneidet und dessen Marinade für Flashbacks sorgt an einen Nullachtfünfzehn-Güggelistand. Kombiniert mit dem teigigen Taschenbrot schmeckt der Poulet-Kebab in der Summe aber fade, wird ausserdem aufgrund des hohen Wassergehalts der Toppings schnell matschig. Auch der «Original Berliner Kebab» macht der Hauptstadt Deutschlands diesbezüglich keine Ehren und sollte zurück auf den Prüfstand: blasses, wässriges Grillgemüse ohne Röstaromen sowie geschmacklose Tomaten. Einziger Lichtblick im Lokal an der Militärstrasse: das sympathische Personal.
P.S. Wer Ayverdi’s, Memo Bar, Kebab-Haus Höngg, New Point, Ararat oder Original Kebab Haus Oerlikon vermisst, wirft einen Blick auf meinen ersten Döner-Vergleich.