Fotos: Adrian Bretscher
Sie mag es weniger süss! Ines Triebenbacher holt die erste Runde! Und nun nippen wir beide am Pappbecher mit Glühwein. Ich bin gespannt, wie ihr das wärmende Getränk am Stand gleich beim Zürcher Grossmünster schmeckt. «Viel besser als erwartet», lautet der erste Kommentar. Nach einem zweiten Schluck wird sie kritischer: Zu viel Zucker sei drin, für ihren Geschmack seien die Gewürze zu wenig präsent. «Aber man kann sich sicher gut abschiessen damit!», fasst sie lachend zusammen.
Mit Freunden & Guetzli dazu. Trinkt sie denn häufiger Glühwein? «Vielleicht einmal pro Jahr», sagt die «Gastgeberin des Jahres 2025», die sonst im Zürcher «Igniv» anzutreffen ist. «Wenn Freunde vorbeikommen, mit ein paar Guetzli!» Sie möge eigentlich lieber Apfelsaft mit Amaretto, wenn es denn ein alkoholisches Heissgetränk sein solle. Trotzdem habe sie zu Glühwein ein ganz besonderes Verhältnis: Als sich ihre Eltern zum ersten Mal mit den Eltern von Ehemann Daniel Zeindlhofer trafen, dem Küchenchef im «Igniv» (17 Punkte), habe es auch Glühwein gegeben. «Nach dem Rezept von Dani und mir!» Und dieser habe allen am Tisch wahnsinnig gut geschmeckt. Ines Triebenbacher, zuvorkommend wie sie von Berufswegen ist, habe natürlich ständig nachgeschenkt: «Am Ende waren alle ziemlich angesäuselt – und bester Laune.» Aus diesem vorweihnachtlichen Kennenlernen der beiden Elternpaare sei eine dicke Freundschaft gewachsen.
Welcher Wein als Basis? Jetzt will ich natürlich wissen, wie der Glühwein von Ines Triebenbacher schmeckt, wir gehen die paar Schritte ins nahe «Igniv». Die kalte Luft bekommt uns gut, denn die Zucker-Alkohol-Bombe, so merken wir plötzlich beide, geht schon ziemlich zackig ins Blut! Daniel Zeindlhofer war so freundlich und hat die Zutaten schon bereitgestellt. Die Gastgeberin muss also nur noch alles zusammen in einen Kochtopf geben und erhitzen. «Kochen muss der Glühwein nicht, man will ja den Alkohol drin haben.» Das gibt uns Zeit, noch ein paar weitere Fragen zu klären: Welchen Wein verwendet sie? «Sicher keine Prestige-Tropfen, aber ein Aldi-Fusel für 99 Rappen darf es auch nicht sein!» Der Rotwein sollte ausgewogen und rund sein, eine merkliche Tanninstruktur mitbringen. «Mit einem spanischen Tempranillo fährt man sicher nicht schlecht.»
Und jetzt wird nochmals angestossen! Und warum kommt so viel Orangensaft in den Glühwein von Ines Triebenbauer? «Das gibt ihm eine schöne Frische.» Und Vanille gebe sie hinzu, weil das für sie ein typisches Weihnachtsgewürz sei, «beim Glacé würde ich anders als Dani niemals Vanille bestellen.» Für die zweite Runde, die bald schon parat ist, setzen wir uns wieder nach draussen. Prosten uns zu und nippen schon um fünf Uhr nachmittags erneut am heissen Weingetränk. Mir gefällt es um Längen besser als am Stand: Rotwein und Gewürze sind beide zu schmecken, die Säure des Orangensafts macht den Glühwein trinkig. Und dass Ines Triebenbauer ihn mit hübschen Tässchen und Kanne serviert, statt im Kartonbecher – das tut wohl das Seinige dazu, dass man eigentlich schon Lust hätte auf eine dritte Runde.