Text: Daniel Böniger I Fotos: Salvatore Vinci

Kontrapunkt zum Veganuary. Für fünf Franken, sind wir ehrlich, gibt es hierzulande nicht mal mehr ein Sandwich an der Tankstelle. Und so werde ich sofort neugierig, als ich von der «Föfliber-Metzgete» in Urnäsch lese. Einerseits gefällt mir die hügelige Gegend sowieso sehr. Andererseits will ich wissen, was denn da geboten wird beim sprichwörtlichen Gegenprogramm zum eher urbanen Veganuary. Ab ins Appenzellerland! Grosses Bild oben: Gastgeberin Antonia Keimer.

Tracht & Jodelmusik. «Ich bin Antonia», stellt sich die Servicekraft vor, als ich das Lokal betrete. Hier ist man offensichtlich per Du! Ihre Tracht passt zur urchigen Umgebung. Ebenso die Jodelmusik, die aus einem Radio hinter dem Tresen dudelt. Schnell ist erklärt, wie das Ganze funktioniert: Auf jedem Tisch liegt ein Zettelchen, auf welchem der Gast ankreuzt, welche Komponenten er möchte. «Mit drei bis vier Gerichten, wird man satt», sagt Antonia. Und so habe ich die Qual der Wahl zwischen Bratwürstli und Speck, zwischen Schinken und Schnörrli, zwischen Bohnen und Salzkartoffeln. «Ich empfehle Leberli», hilft die Gastgeberin. Fast im Minutentakt klingelt kurz vor Mittag das Telefon - denn eine Reservation ist während der Metzgete-Tage im «Blattendürren» unbedingt erforderlich. 

 

Fünf-Franken-Metzgete im Appenzeller Restaurant Blattendürren bei Urnäsch Fotografiert am 25.01.2024 Auf dem Teller: Blutwurst, Leberwurst und Sauerkraut

Dreimal fünf Franken kostet Blutwurst, Leberwurst und Sauerkraut.

Fünf-Franken-Metzgete im Appenzeller Restaurant Blattendürren bei Urnäsch Fotografiert am 25.01.2024 Auf dem Teller: Wädli , Leberli und Rösti

Ebenfalls dreimal fünf Franken kostet Wädli, Leberli und Rösti.

Fünf-Franken-Metzgete im Appenzeller Restaurant Blattendürren bei Urnäsch Fotografiert am 25.01.2024 Auf dem Teller: Schlorzi Fladen

Unbedingt Platz lassen fürs Dessert: Schlorzifladen von Werner.

Wunderbare Würste oder liebevolle Leberli? Bevor ich mich setze, mache ich einen Besuch in der Küche bei Werner. Die Idee für die Metzgete, die zweimal jährlich im November und Januar stattfindet, erzählt er mir, sei ihnen vor drei Jahren gekommen. Zuvor sei das Blattendürren mehrere Jahre geschlossen gewesen. «Wir wollten bekannt machen, dass hier Gäste wieder willkommen sind!» Was ist denn das Lieblingsgericht der Kundschaft bei der Metzgete? «Blut- und Leberwürstli sind beliebt, und auch das Kesselfleisch», sagt der Küchenchef. Und auf die Frage, was denn Vegis hier bestellten, schaltet sich Werners Ehefrau Sonja ein: «Die essen Salzkartoffeln und Sauerkraut!»  

 

Fünf-Franken-Metzgete im Appenzeller Restaurant Blattendürren bei Urnäsch Fotografiert am 25.01.2024 Koch Werner Augstbureger

Auch die Beilagen hat er im Griff: Küchenchef Werner Augstburger.

Fünf-Franken-Metzgete im Appenzeller Restaurant Blattendürren bei Urnäsch Fotografiert am 25.01.2024

Empfängt seit drei Jahren wieder Gäste: Bergwirtschaft Blattendürren in Urnäsch.

Ein Glas Most dazu. Am Tisch - wo die Senftube schon bereitliegt - stelle ich zwei schöne Teller zusammen: Einmal saftiges, nicht übersalzenes Wädli, dazu Rösti und butterzarte Schweinsleberli, die in einer dunklen, sehr aromatischen Sauce serviert werden. («Da kommt noch ein Spritzer Balsamico rein!») Dreimal «en Schnägg», macht fünfzehn Franken. Gleich viel kostet der zweite Teller mit angenehm würziger Leberwurst, einer phänomenalen Blutwurst und Sauerkraut. Das Fleisch kommt von der Metzgerei Fässler in Appenzell, deren Betreiberfamilie bei den Einheimischen den Spitznamen «Chitzele» trägt. Ins Glas kommt, what else, saurer Most. Während ich esse, betreten drei Holzarbeiter mit neonfarbigen Jacken und schweren Schuhen laut grüssend die Gaststube. Und ein Herr mit schmaler Brille und blauen Hemd in der Ecke hat gerade seine Leberli fertig und bestellt noch ein Glas Roten und eine Portion Kutteln.  

 

Glücksfall Schlorzifladen. Weil das Essen zwar währschaft, aber nicht übertrieben deftig gewesen ist, lege auch ich nach. Und ordere die Nachspeise, für welche Küchenchef Werner weit herum und übers ganze Jahr bekannt ist: Schlorzifladen. Nur Augenblicke später wird das Dessert gebracht - und dass dafür im Bauch noch Platz ist, erweist sich als Glücksfall: Cremig-süss ist die regionale Spezialität. Der Spritzer Kirsch in der Birnenmasse setzt einen gelungenen Akzent. Und der Herr mit Hemd und Brille? Weil die Metzgete durchgehend serviert wird, sitzt er vielleicht ja noch etwas länger da. Als ich die Beiz verlasse, bestellt er jedenfalls gerade Wädli - ohne Beilagen. 

 

>> Metzgete noch bis So, 28. Januar, jeweils ab 11 Uhr durchgehend. Bitte reservieren unter 077 261 54 54, www.blattenduerren.ch