Text: Daniel Böniger I Fotos: Ellin Anderegg
90 Minuten hören, riechen, degustieren. Denken Sie bei Whisky unweigerlich an Schottland? Das dürfte sich komplett ändern - falls Sie die «Japanese Whisky-Masterclass im «The Alpina Gstaad» besuchen. Rund neunzig Minuten dauert dieses Erlebnis für alle Sinne, und sie werden danach nicht nur die Geschichte dieses wunderbaren Getränks in Japan kennen, sondern auch die eine oder andere Köstlichkeit im Glas gehabt haben.
Zwei Pioniere, zwei Labels. Rund hundert Jahre sind vergangen seit Shinjiro Torii und Masataka Taketsuru das Getränk im Land der aufgehenden Sonne eingeführt haben, erzählt Bartender Luca Calderoni, der diesen Kurs an der stimmig beleuchteten, gerade mal für drei Leute konzipierten japanischen Whisky Bar im noblen Hotel leitet. Desweiteren beschreibt er, wie sich die beiden Pioniere bald verstritten - und daraus die beiden wichtigsten zwei japanischen Whiskybrands entstanden sind. Inzwischen ist Japan neben Schottland, Irland und den USA eine der führenden Whiskynationen; regelmässig gewinnen Abfüllungen von dort internationale Concours. Das Beste am Vortrag? Calderoni illustriert die Fakten mit zahlreichen Abfüllungen aus seiner «Bibliothek», die er gerne fürs «Nosing» öffnet und jedes Mal vor dem Zurückstellen ins Regal liebevoll abwischt.
Effektvoller «Smokey Takezaru». Da ist offensichtlich viel Herzblut seitens des «Alpina»-Mitarbeiters drin. Ebenso bei den Drinks, die er während der Masterclass mixt. Ist edler japanischer Whisky denn nicht zu schade für Cocktails? Der Mixologe hat auf diese Frage eine clevere Antwort parat: «Es gibt keine guten Drinks ohne gute Zutaten!» Was er dann wie gesagt auch in die Tat umsetzt: Einerseits mit dem «Fuji-San» mit Nikka «From The Barrel», etwas Birne und Kamillentee. Andererseits mit dem «Smokey Takezaru» (übersetzt: rauchiger Affe), der auf Taketsuru Pure Malt 17 Years, Pflaumen-Martini sowie Maraschino basiert und eindrucksvoll in einer Glasglocke auf dem Bartresen geräuchert wird. Die Show bleibt haften - und dürfte einem wieder in den Sinn kommen, wenn jemand das nächste Mal irgendwo das Wort Whisky erwähnt.