Text: Iso Niedermann I Fotos: Marcus Gyger
Russi, der Risottokoch. Er ist ja vieles, unser Bernhard National. Olympiasieger, Pistenbauer, Charmeur, Bergsteiger, Klavierspieler, vitaler Grossvater. Aber Koch? «Ja klar kann ich kochen. Aber wenn ich etwas so richtig gut hinkriege am Herd, dann meinen Risotto.» Und er gibt gleich sein Zubereitungs-Geheimnis preis, inklusive der Zwischenkühlung auf dem Kuchenblech. Kein Wunder, sind die Ansprüche an sein Küchenteam im «Wachthuus» Gütsch auf 2283 m.ü.M. hoch. Hier oben im Bergrestaurant an der Skipiste über Andermatt bringt Hausherr Russi selbst der gleichentags verkündete Verkauf der regionalen Bahn- und Pisteneinrichtungen von Samih Sawiris an ein US-Konsortium nicht aus der Ruhe. «In Sachen Betrieb eines Skigebiets ist Vail weltweit führend. Das wird uns helfen, gewisse infrastrukturelle Defizite zu beheben.» Grosses Bild oben: Daniel Yule, Camille Rast, Ramon Zenhäusern.
Skifahren mit den Stars. Sein Wachthuus kann er damit nicht meinen. Die kulinarisch anspruchsvollen Gäste von der Association Suisse des Golfeurs Indépendants, den Klubfreien der ASGI, sind von Lauchrisotto, Urner Wurst und Pinot Noir von Donatsch begeistert. Weil Russi nebst allem anderen auch begeisterter Golfer ist, verbindet ihn seit Langem eine Freundschaft mit Pascal Germanier. Der Generalsekretär der ASGI hat auch dieses Jahr einen Ski & Golf-Event der Sonderklasse auf die Beine gestellt: übernachten in Chedi und Radisson Blu, schlemmen im Golfrestaurant und Schwarzem Bären, Skifahren und Langlaufen zusammen mit grossen Namen. Die Skistars Ramon Zenhäusern, Camille Rast, Daniel Yule und Jessica Lingg (Tochter von Sophie und Willy Lingg vom Boutiquehotel Albana Real in Zermatt), Langläufer Jovian Hediger und Alpin-Snowboarderin Jessica Keiser bringen als ASGI-Ambassadoren ihre Gruppen auf Touren. Das Kaiserwetter über Gemsstock und Nätschen belohnt Germaniers Effort, dem Verbandsmotto «Golf & More» gerecht zu werden. «Was wir mit Fränzi Aufdenblatten und dann Tina Weirather vor Jahren begonnen haben, bauen wir bewusst aus», sagt Germanier. «Unsere sportlichen Botschafterinnen und Botschafter sollen mithelfen, das Image des Golfens als ernsthafte, körperlich anspruchsvolle Sportdisziplin zu festigen.»
«Mich kribbelts gewaltig.» Die Stars vers(t)ehen ihren Auftrag mit Spass. Einen Tag nach den finalen Saisonrennen an der Schweizer Meisterschaft in St. Moritz geben die Weltcup-Cracks noch einmal alles. Auf und neben der Piste. Die charmante Aufsteigerin des Winters Camille Rast plaudert mit ihren ASGI-Gästen aus dem Nähkästchen. Beim Skifahren hingegen hält sie sich wegen ihrer noch nicht ganz ausgeheilten Verletzung etwas zurück. «Ich habe selbst hier beim lockeren Carven bald einmal Schmerzen verspürt.» Absage der Teilnahme? «Sicher nicht! Ich habe jedes Mal Spass beim Treffen mit diesen Golffans.» Und das, obwohl sie selbst den Schläger noch immer nicht schwingt. «Jetzt freue ich mich aufs Biken. Ich habe die Qualifikation für den Enduro-Weltcup geschafft. Im Sommer fahre ich zwei Rennen auf dieser Stufe.» Ans Golfen verliert die Ski-Schweiz eine ihrer Trumpfkarten noch nicht. Aber ans Biken? Daniel Yule hingegen kann‘s kaum erwarten, das Bag aus dem Winterschlaf zu holen: «Mich kribbelts gewaltig. Ich will jetzt unbedingt auf die Runde. Als erstes freue ich mich auf ein paar Golftage mit Reto Schmidiger und Luca Aerni. Wo, wissen wir selbst noch nicht.» Vielleicht in der schottischen Heimat seines Vaters? «Das muss wohl noch etwas warten. Aber ich habe tatsächlich noch nie in Schottland gegolft. Eines meiner ganz grossen Ziele!»
Erst Kitesurfen, dann Golf. Sein ganz grosses Ziel setzt Ramon Zenhäusern anders. Auf den Applaus der ASGI-Gäste beim Abendessen, als er leicht verspätet direkt aus dem Engadin eintrifft und von Nicole Messerli-Haldi, der ASGI-Eventverantwortlichen als «frischgebackener Slalom-Schweizermeister» begrüsst wird, reagiert er mit verhaltener Begeisterung: «Das rettet meine Saison jetzt auch nicht mehr. Ich hatte einige Hochs und zu viele Tiefs. Die Schulterverletzung hat mich hartnäckiger behindert als vorausgesehen. Und am Ende kam noch Corona dazu. Jetzt will ich mir einfach endlich Zeit geben, alle Beschwerden ganz auszuheilen.» An der gutgelaunten Betreuung seiner Skigruppe hindert ihn das anderntags allerdings nicht. Und an der Vorfreude auf ein paar Ferientage ebenso wenig. «Wenn Golf noch etwas warten muss, ist das weniger tragisch als für Dani», sagt er lachend. «Vorerst werde ich mich bald einmal mit Kitesurfen glücklich machen.» Auch Alpinboarderin Jessica Keiser will einfach mal abschalten. «Keine Ahnung, weshalb wir im Parallelrennen so – entschuldigung! – abgekackt haben in Peking. Es wäre angerichtet gewesen». Statt Medaillen zu archivieren, liest sie derzeit holländische Bücher. «Mir war im Franz-Unterricht immer so langweilig», erklärt sie die exotische Beschäftigung. «Und da habe ich halt Holländisch gelernt. Ich war früher ein Camper-Kind und habe auf den Zeltplätzen immer fasziniert den vielen Niederländern zugehört.»
Ziel-Chippen am Berg. Jovian Hediger geniesst zwar den Abend nach seinem letzten Rennen als professioneller Langläufer. Aber allzuviel Chill-out gönnt er sich nicht: «Ich mues grad go schaffe», erklärt er seine Ruhelosigkeit. «Übernächste Woche steige ich ins Versicherungswesen ein. Auch wenn ich jetzt gerne mal einen Monat einfach nichts getan hätte.» Was man denn am Ende einer Karriere jemandem wie Camille Rast mitgeben wolle, die noch an deren Anfang stehe, wird der Sprintspezialist a.D. gefragt. Jovians jovialer Rat: «Amuse-toi!». Wirtetochter Charlotte Lingg schliesslich, die inzwischen für Liechtenstein startet, will trotz Krücken unbedingt bei ASGI Ski & Golf dabeisein. Und versucht sich sogar keck beim Ziel-Chippen hoch zu Berg. «Im Herbst greife ich wieder auf Schnee an!» Glücklich der Verband, der solche Ambassadoren hat. Und glücklich wer einen Risotto à la Russi vorgesetzt bekommt.
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