Text: Urs Heller Fotos: Marcus Gyger, HO
«Propriétaire et Maître de Maison». Das «Beau-Rivage» an Neuenburgs bester Lage ist ein erstaunliches «Swiss Deluxe»-Hotel, sehr gepflegt und ziemlich gross. Auch wer ganz spontan reinmarschiert, wird herzlich begrüsst und unkompliziert eingecheckt. 66 Zimmer und drei Suiten, viele mit Seesicht, sind zu haben. Fünf-Sterne-Klasse gibt’s ab 300 CHF (Doppelzimmer, mit Frühstück). Die schönste Suite (mit riesigem Fernglas): «Alfred Borel». So hiess der Besitzer, als das elegante Gebäude noch ein Privathaus war. Thomas Maechler ist «Propriétaire et Maître de Maison». Heisst: Das «Swiss Deluxe Hotel» gehört seiner Frau Sybil und ihm. «Wir sind ein klassisches Hotelfachschule Lausanne-Couple», lacht Maechler.
Hecht aus dem Neuenburgersee. Der Patron mag gute Küche, also setzt er auf einen begabten Chef: Der Neuenburger Clément Feuz kocht für das elegante 16-Punkte-Restaurant «O‘ Terroirs» oder für die Veranda-Bar (herrliche Berg- und Seesicht, Pianist). Der junge Chef ist gut ausgebildet: Gordon Ramsey, Alain Roux und Benoît Violier waren seine berühmten Lehrmeister. Chef Feuz ist ein Einheimischer. Er hat gute Freunde am See, beispielsweise Monsieur Bruno, ein Fischer mit goldenem Händchen. Der holt für Feuz mit etwas Glück kleine Egli aus dem Wasser und schon fast täglich einen grossen Hecht. Der Chef löst ihn mit einem energischen «Y-Schnitt» von der Gräte, serviert den «Brochet du lac» an einer wunderbaren Weissweinsauce. Neuenburger Wein natürlich: «Blanche Loye» von der «Domaine de Chambleau». Flusskrebse aus dem Léman gibt’s auch noch dazu.
Darf es etwas Absinthe sein? Apropos Wein: Zwei Dutzend Neuenburger Pinot Noirs sind gelistet. Wer hier übernachtet, kann sich des Themas ausführlich annehmen; für Neuenburger Gäste, die das Degustationsmenü ordern, wird ein «Limousinen-Service» gratis angeboten. Und Gutes aus der Region fliesst auch ins Menü: «Absinthe No. 2» von Larusée, eine Spezialabfüllung für das «Beau-Rivage». Chef Feuz giesst ihn in eine kräftige Bisque, die seine eleganten Taschenkrebs-Tortellini veredelt. Auch gut: die etwas rustikale «Terrine de Foie gras» und ein Risotto aus dem Gutsbetrieb eines befreundeten Swiss Deluxe-Hotels («Castello del Sole, Ascona). Mit Mascarpone drin und Alba-Trüffel drüber.
Dürrenmatt & Creux du Van. Wohin schickt «Maître de Maison» Thomas Maechler seine Gäste? «Ich empfehle einen Abstecher auf den wunderschönen Neuenburger Markt, einen Besuch des Centre Dürrenmatt und einen Ausflug zum Creux du Van», sagt der Hotelier. Stararchitekt Mario Botta hat das CDN gebaut und das alte Wohnhaus des Schriftstellers raffiniert integriert. «Creux du Van» ist eine natürliche Felsenarena an der Kantonsgrenze. 160 Meter hohe Felswände umschliessen einen vier Kilometer langen Talkessel. Natürlich hat Maître Maechler auch noch eine kulinarische Empfehlung: Fondue in «Les Petites Fauconnières», eine einfache, aber sehr gemütliche Métrairie auf dem Weg zur Schlucht (032-863 31 22).