Text: Daniel Böniger I Fotos: Maurice K. Grünig, AT-Verlag
Wie geht Braten? TV-Formate, die auf «Bauernküche» setzen, scheinen im Trend zu sein. Doch was ist eigentlich so spannend daran, Landwirtinnen (und selten Landwirten) beim Zubereiten von einfachen Alltagsgerichten zuzuschauen? Womöglich haben die Feinschmeckerinnen und Hobbyköche ob all den stickstoffgefrorenen Espumas, Youtube-Sushikursen und Sousvide-Garautomaten ganz einfach vergessen, wie man einen richtigen Braten macht? Oder eine einfache Konfitüre zubereitet? Vielleicht. Aber ebenso wichtig dürfte sein, dass die Zubereitungen, die auf dem Bauernhof Usus sind, sich ganz gut «nebenher» machen lassen. Denn viel Zeit für den Haushalt hat man nicht, wenn die Kühe gemolken und das Heu eingebracht werden muss…
«Dä Teig no sälber rolle, nei Sie...» In diese Bresche schlägt das jüngst erschienene Kochbuch «Hofchuchi», das über 80 Lieblingsrezepte von Bäuerinnen und Bauern versammelt. Und ja, es werden all die Klischees bedient, die man als urbaner Mensch so im Kopf haben könnte: Die Fotos zeigen, dass die Landwirte tatsächlich gern Faserpelz tragen und ungeheuer stolz auf ihre Traktoren sind. Und die Frauen am Hof wissen tatsächlich, wie man Urdinkelbrot oder Appenzeller Käseknöpfli zubereitet. Aber sie haben, das verrät die Rezeptsammlung ebenso, durchaus inzwischen einen Steamer zu Hause. Und den Kuchenteig kauft man auch auf dem Land fertig ausgewallt!
Viel Flüssigkeit statt vorkochen. Wie lebensnah und praktisch die Rezepte im Buch sind, zeigt ein Hörnli-Gemüseauflauf von Margrith Spycher aus Uebischi BE, den man perfekt vorbereiten kann: Weil neben ca. 150 Gramm Bratenresten, Speck, 400 Gramm Hörnli, zwei Eiern, zwei Deziliter Vollrahm und viel geriebenem Käse auch rund ein Liter Bouillon-Milchmischung in die Form kommt, müssen die Teigwaren nicht vorgekocht werden - das ist ganz viel clever gesparte Zeit! Und das Gemüse? Einfach das Grünzeug verwenden, das man eh in der Gemüseschublade vorfindet. Oder grad im Garten hat… Ist der Auflauf einmal geschichtet, braucht man ihn nur noch in den Ofen zu schieben und den Timer zu stellen! Wertvolles Knowhow, das auch im urbanen Haushalt eine gute Falle macht.