Champagner bedeutete jahrelang Moet & Chandon, Veuve Cliquot & Co. Jetzt stehen plötzlich Winzerchampagner im Regal.
In der Champagnerwelt hat sich viel verändert, inzwischen gibt es 5000 unabhängige Winzer. Sie tragen Sorge zu ihren Reben und Böden, sind meist Bio. Die Rebberge mit meist alten Reben werden selber bewirtschaftet. Viele Winzerchampagner haben ein extrem gutes Preis-/Leistungsverhältnis und zeichnen sich durch eigenständige, charaktervolle Merkmale aus.
Superchampagner wie Dom Perignon oder Roederer Crystal, Krug, Gosset sind aber immer noch die Champions?
Ja, sie sind immer noch die Könige unter den Champagner mit starken Charakteren und grosser Vielschichtigkeit. Die Flaschen können auch gut gelagert werden und haben grosses Potential für eine super Entwicklung. Die Nachfrage bestimmt oft den Preis.
Jahrgangs-Champagner ist teurer als normaler Champagner. Schmeckt da wirklich jeder den Unterschied?
Viel Komplexität, Aromavielfalt, ein langer Abgang, eine harmonische Perlage: Da schmeckt jeder, dass er da etwas Kraftvolles im Glas hat! Kenner spüren den Unterschied schon in der Nase. Jahrgangschampagner gibt es nur alle paar Jahre, wenn die Qualität der Traube in einer Lage besonders hoch ist. Beim normalen Champagner werden Jahre und Lagen gemischt.
Für eine junge, urbane Szene muss es nicht immer Champagner sein. Prosecco ist auch ok.
Wir haben ein Riesensortiment mit bis zu 100 Schaumweinen aus der ganzen Welt, da findet jeder etwas: Sparkling Wine aus Südengland, Prosecco, Cava, Cremant, Franciacorta, Schweizer Schaumwein, Moscato oder Schaumwein aus Brasilien (Miolo). Wir führen auch den kleinsten Schaumwein, hergestellt aus grünem Veltliner. Wir nennen sie „die Handgranate“.
Gibt’s den typischen Sommer-Schaumwein? Sind da eher Rosé-Champagner gefragt?
Der Rose erlebt generell einen steigenden Trend, da fruchtig und weich. Im Sommer ist auch der Fresita empfehlenswert, ein Schaumwein mit Erdbeermark. Auch gut: etwas knackig Frisches aus der Loire, der Vouvray.
Was, wenn der Korken nicht schön raus will?
Bei einer guten Qualität ist das grundsätzlich kein Problem. Aber es gilt zu beachten: die linke Hand hält den Korken, die rechte Hand dreht die Flasche; nicht den Korken drehen! Im Notfall gibt es noch die Champagnerzange.
Wie serviert man den Champagner?
Nicht zu viel aufs Mal einschenken, eher fleissig nachschenken, in den richtigen Gläsern! Die ideale Temperatur beachten. 6 bis 10 Grad beim einfachen, 8 bis 10 Grad bei einer älteren Flasche oder einem Jahrgangschampagner
Was macht mit dem Rest in der Flasche zu machen?
Meine Empfehlung: alles austrinken! Geht das nicht, gibt es spezielle Verschlüsse, die eingesetzt werden können. Aber spätestens am nächsten Tag sollte die Flasche trotzdem ausgetrunken werden.
Wo liegt für Sie in Bars und Restaurant beim Cüpli-Preis die Schmerzgrenze?
Ich liebe Champagner und bin bereit bis zu 30 Franken zu bezahlen, wenn die Chance auf eine gute Flasche im Offenausschank besteht. Bei Cava oder Prosecco liegt für mich die Grenze bei 15 Franken.
>> Christine Lehmann ist Verkaufsleiterin Wine & More bei Globus im Glattzentrum.
Fotos Thomas Buchwalder