Text: Siméon Calame I Fotos: Hôtel Palafitte
Seeterrasse, See-Pavillons. Eine wunderbare Erinnerung an die «Expo02»! Architekt Kurt Hofmann hat zusammen mit Studenten der Hotelfachschule Lausanne das luxuriöse Hotel «Palafitte» gebaut, auf Pfählen über dem Neuenburgersee. Hier lädt jeder Winkel zum Entspannen ein. Strandcouch für einen Aperitif an der tief stehenden Sonne, Innenlounge mit bequemen Sofas für Regentage, ein gediegenes Restaurant: Der Wohlfühlfaktor ist hoch. Mit einem Glas Brut effervescent der Domaine Grisoni (Cressier, NE) in der Hand stöbert man durch die Abendkarte, entworfen vom neuen Küchenchef Ludovic Pigeat. Hotelgäste haben es im «Palafitte» besonders gut. Sie hechten vor dem Frühstück von den See-Pavillons aus direkt ins Wasser. Grosses Bild oben: Küchenchef Ludovic Pigeat, Melone mit Verveine, Ziegenkäse und Pata Negra.
Die Produzenten kennenlernen! Ludovic Pigeat ist die ruhige Kraft im Haus. Der 38-jährige ehemalige Verkäufer in einer Videospielfirma («um meinen Bachelor in Geschichte zu bezahlen») hat seine Kochausbildung bei Ladurée absolviert, bevor er sich in den Brigaden von Paris (W Hôtel, Hôtel Lutetia, Cheval Blanc), den USA (Ladurée in New York und Los Angeles) und der Schweiz (La Réserve Genève, 14 Punkte) gearbeitet hat: «Ich entdecke gerade die Schweiz. Es liegt mir am Herzen, das Terroir von Neuchâtel, wirklich zu kennen. Ich verbringe viel Zeit bei den Produzenten, um zu verstehen, was die Leute hier wollen.»
Ravioli mit Scamorza. Pigeats Menü? Frische, bunte Tomaten aus dem Seeland werden schon mal «angebrannt» serviert, mit einem Basilikumsorbet obendrauf. Einfach und frisch. Dem Ceviche von der Goldbrasse (mit Kokosmilchschaum und unzähligen Granatapfelkernen) geschmückt, aber es fehlt an Würze. Wunderbar die Ravioli mit geräucherter Aubergine, herrlich al dente und gefüllt mit kandierten Tomaten und leicht geschmolzenem Scamorza. Die Meerbarbe liegt in einer Safran-Rouille und wird von Korkenzieheräpfeln und gebratenem Fenchel begleitet.
Der Chef entdeckt Felchen & Barsch. Süsswasserfisch geht auch: «Ich habe in der Schweiz Barsch und Felchen entdeckt, die wir in Frankreich nicht oder nur sehr selten essen. Ich habe nicht erwartet, dass diese Fische so gut schmecken», sagt Ludovic Pigeat. Im Hauptgang ein mit Thymian gebratener Kalbsrücken mit einem Jus mit altem Balsamico-Essig. Prima das Dessert: Weisser Pfirsich mit Kompott, rohen Streifen und Sorbet, «Crème diplomate», Kampot-Pfeffer und leichter Mandeltuile.
The place to b. Das «Palafitte» wurde in der Nähe der alten Neuenburger Pfahlbausiedlungen errichtet, nicht weit von der Standseilbahn entfernt, die zum Aussichtspunkt Chaumont führt. Hier gibt’s über Mittag Qualität in kürzester Zeit: Tagesmenü für 52 Franken, serviert in 52 Minuten! Das grosse Menü kostet 150 Franken. Auf der Weinkarte sind die besten Neuenburger und Schweizer Winzer sehr gut vertreten. GaultMillau-Rating: 14 Punkte.
Die GaultMillau-Tester stellen im Auftrag der UBS jede Woche einen «Place to b.» vor: Adressen für den gepflegten Businesslunch, für den Brunch am Wochenende, für ein Essen mit Freunden, für Trendsetter & Entdecker, für Verliebte. Bereits erschienene «Tipps der Woche» finden Sie hier.