Text: GaultMillau Schweiz

Bereits heftig gebucht. Erster Gast war der Boss: Kaum war der letzte Handwerker draussen, checkte General Manager Heinz Hunkeler für eine Probenacht ein. Muss so sein, denn die «Corvatsch»-Suite im Swiss Deluxe Hotel Kulm ist sein Baby. Er verwandelte zusammen mit dem Pariser Innenarchitekt Pierre Rochon die frühere, etwas strenge «Presidential Suite» in eine Wohlfühl-Residenz mit zeitgemässem Design. Die Rechnung geht auf: «Die Corvatsch-Suite ist hervorragend gebucht.» Im Winter ab 6100 CHF pro Nacht, im Sommer ab 3500 CHF. Das ist viel Geld, aber für St. Moritzer Verhältnisse an der unteren Kante der Suiten-Preisliste. Investition: 1,75 Millionen CHF.

«L’Heure bleu» am knisternden Feuer. Wer in der «Corvatsch»-Suite auf stolzen 176 Quadratmetern residiert, geht nur ungerne raus. Schon gar nicht zur «blauen Stunde»: Wenn die Sonne langsam untergeht, wird es magisch auf Etage 5: Ein letzter Blick durch die raumhohen Fenster, über den St. Moritzer See, auf den Corvatsch und in die imposante Engadiner Bergwelt. Im Cheminée knistert das Feuer. Und die Drinks dazu mixt man sich in der einer eigenen, feuerroten Küche (Weinkühler, Riedel-Gläser), die sich hinter einer diskreten Schiebetüre verbirgt. Die Erfolgsformel: Viel einheimisches Holz. Aber auch viel edles, zeitgemässes Design.

Citterio, Urquiola, Boesen. Chillen kann man an auf einem Ecksofa, das an einen Erker in einem typischen Engadinerhaus erinnert, auf dem Designsofa Noonu von Angelo Citterio (für B&B Italia), auf nachhaltigen Esszimmerstühlen von Patricia Urquiola im Design der 70er-Jahre oder auf Schaffell: «Little Petra VB1» heissen die verrückten Sessel von Designer Viggo Boesen. Blickfang sind die Bilder des lokalen Fotografen Gian Giovanoli. Und das Schlafzimmer? Riesig, mit grosszügigen Schränken und einem beeindruckenden Badezimmer; Valser Stein, Regenbogendusche, Dampfbad, Dyson-Hightech-Fön! Eine Juniorsuite (42 m2) lässt sich dazu buchen. Der Service der Crew auf den Etagen («Zimmermädchen», hiess das früher) ist im ganzen Haus fantastisch; ein «Kulm»-Markenzeichen.

Zu den Stars oder in die Pizzeria? Qual der Wahl am Abend, das Restaurant-Angebot im «Kulm» ist beeindruckend. Paloma Boitier kocht im Auftrag von Dreisterne-Weltstar Mauro Colagreco für 17 Punkte in «The k» (Krustentier-Tortellini in einer Bouillabaisse!). Wirbelwind Claudia Canessa ist mit ihrer peruanisch-japanischen Küche in der «Sunny Bar» der zweite Star im Haus (neu 15 Punkte). Und das ist noch «The Pizzeria», das Baby von Executive Chef Mauro Taufer (70 Köche in der Brigade!). Das 14-Punkte-Restaurant ist nach einem Umbau im Sommer dreimal grösser als bisher – und trotzdem fast immer ausgebucht. Erstklassige, liebevoll gescoutete Produkte, erstklassige Spaghetti «Felicetti» mit Vongole aus Venedigs Lagunen, «la vera Carbonara», mit Guanciale, Pecorino, Eigelb, aber «naturalmente» ohne Rahm.

 

>> www.kulm.com

 

Fotos: Thomas Buchwalder, HO