Text: Kathia Baltisberger Fotos: Claudio del Principe
«Jeden Tag Sonntag». Das Buch von Claudio del Principe «a casa» hat derweil fast etwas Ironisches. Zu Hause kochen und essen ist nicht mehr ein Luxus, den wir uns gönnen und zelebrieren. Zurzeit sind wir dazu gezwungen. Wegen des Coronavirus' sind wir nämlich alle a casa oder sollten es sein – sofern wir nicht in systemrelevanten Berufen arbeiten. Auch der Kochbuch-Autor ist mit seiner Familie zu Hause - und zelebriert kochen und essen am gemeinsamen Tisch weiter wie bisher. «Bei uns hat sich in diesen Tagen ein Rhythmus eingependelt. Wir kommen am Mittag zusammen und kochen gross. Wir machen aus jedem Tag ein bisschen Sonntag», beschreibt del Principe seine aktuelle Situation. Quarantäne mit Claudio del Principe scheint ein bisschen wie das Paradies. Der Journalist lacht: «Mein Sohn sagte kürzlich, wie schön er es fände, dass wir alle so zusammen essen können.»
Reduce to the max. So romantisch die Situation anmutet, so ernst ist die Situation in der Schweiz und auf der ganzen Welt. Die Leute hamstern, horten Dosenravioli und Pasta. «Wir mussten am Montag auch mal raus, um Butter und Milch zu kaufen. Aber nicht in rauen Mengen.» Auch hier bleibt Claudio entspannt. «Selbst wenn wir jetzt keine Milch mehr kriegen würden. Dann trinke ich meinen Kaffee halt schwarz. So what? Wir sind so konditioniert, dass wir immer alles sofort haben müssen.» Reduce to the max lautet seine Devise. «Mach aus wenig viel. Und vielleicht reicht auch mal ein gutes Brot und etwas Käse zum Znacht.»
Orecchiete und Arancini. Für den passionierten Koch ist klar, dass nicht jeder einfach kochen kann, nur weil ihn eine Pandemie in die eigenen vier Wände zwingt. Und trotzdem will er hervorheben: «Mit den Händen zu arbeiten hat etwas Beruhigendes. Du kannst die Zeit totschlagen. Du bist fokussiert, kannst selbst etwas herstellen und bist stolz auf das Resultat. Für die Psychohygiene ist das etwas ganz Tolles.» Wer es unkompliziert mag, soll sich an die drei italienischen Sättigungspfeiler halten: Pasta, Reis oder Risotto und Polenta. Del Principe empfiehlt Orechiette aus Hartweizenmehl. «Der Teig ist wie Kinderknete und es braucht keine Pasta-Maschine.» Auch Risotto ist im Prinzip simpel – und vor allem: «Du kannst alles erdenkliche Gemüse reinschmeissen, Kräuter oder frischen Bärlauch. Aus den Resten macht man Arancini» - also frittierte Reisbällchen.
Endlich Zeit für Sauerteig. Im Buch «a casa» finden sich zahlreiche einfache Rezepte. Doch was, wenn man eine Zutat im Moment nicht im Laden findet? «Improvisieren!» Und der Fantasie auch ein bisschen freien Lauf lassen. Zum Beispiel beim Gemüse: «Frag dich, was du aus einer Karotte alles machen kannst. Als Salat, roh oder gekocht. Als Suppe. Ein Pürée kannst du überall dazugeben. Oder du schmorst sie im Ofen. Mit etwas Essig gibt’s einen lauwarmen Karottensalat. Für die Ambitionierten hat Claudio del Principe noch einen Rat: «Vielleicht ist ja genau jetzt die Zeit, um endlich einen Sauerteig anzulegen. Wichtig ist, dass man ein Vollkornmehl nimmt. Die Hefekulturen brauchen viel Stärke, Weissmehl bietet zu wenig Futterstoff.» Na dann: Ab in die Küche!