Text: Urs Heller Foto: Lukas Lienhard, HO
Starchefs? Kalbsgeschnetzeltes! «Taste of Switzerland» heisst das bewährte Foodkonzept der SWISS. Alle drei Monate schreibt ein anderer GaultMillau-Chef die Karte für die Businessclass und Firstclass-Passagiere. Edelweiss Air setzt auf ein anderes Konzept: Unkomplizierte, gradlinige, bodenständige Küche. Besonders viel Applaus gab's auf dem restlos ausgebuchten Direktflug nach Mauritius für den Hauptgang: Kalbsgeschnetzeltes an Morchelrahmsauce, Pfälzer Karotten, Broccoli. Kalbsgeschnetzeltes kriegten wir zwei Wochen vorher auch auf einem Kurzstreckenflug der SWISS. Aber diesen Gang hat die Edelweiss-Küche besser drauf. Je nach Saison hat’s einen «special» im Angebot, diesmal ein deftiger Rehpfeffer mit Quarkpizokel.
Die Crew nimmt sich Zeit. Edelweiss Air ist ein Ferienflieger. Heisst: Kein Stress, kein Zeitdruck, dafür gute Laune an Bord. Die Crew (geleitet von Maître de cabine Jeanine Hüppi) kann gut gelaunt die Extrameile gehen: Französische oder italienische Salatsauce? Zitronen-Tagliatelle, Randen-Gerste-Risotto oder «nur» Gemüse zum Hauptgang? Die drei Desserts (Birnen-Vanille-Mousse, Schokoladenmousse, Kirschen-Streuselkuchen) werden dem Gast am Sitz präsentiert. Und beim Käseservice ist das Glas Portwein (Sandeman Ruby Red) bereits «griffbereit» im Glas. «Dine and relax» geht auch: Wer bei einem Nachtflug lieber schlafen will, kriegt Vorspeise, Käseteller und Dessert unmittelbar nach dem Take-off. Aufgedeckt wird grosszügig: Genügend Besteck, eine rote Rose auf der Stoffserviette.
Einkaufen ist die halbe Miete. Edelweiss setzt auf bewährte Lieferanten. Für die Saiblinge im Menü (aus Island) ist die Familienfirma Bianchi zuständig. Der Käse kommt aus Leysin: L’Etivaz AOP. Und die Schwyzer Traditionsmanufaktur Felchlin liefert die Kakaobohnen für die Desserts in die zentrale Küche. Alles paletti also? Fast: Spargelrisotto Ende Oktober ist nicht die beste Variante. Vom angekündigten Wasabi im zu kalten Kartoffelsalat (zum geräucherten Störfilet) war nix zu spüren, von den Zitronen an der Tagliatelle nur wenig. Beim Weinsortiment (korrekt, wenig aufregend) gibt’s noch Luft nach oben. Trübt den guten Gesamteindruck aber überhaupt nicht.