Text: GaultMillau Schweiz
18 liebevoll renovierte Zimmer. Die Icomos-Jury (International Council on Monuments and Sites) hat in Müstair GR ein Juwel entdeckt: Die «Chasa Chalavaina», 1254 erstmals urkundlich als Herberge erwähnt, heute ein Traum in Arve: 18 liebevoll renovierte Zimmer, ein weitläufiger Garten als Rückzugsort, ein gemütliches Restaurant. Liebe auch zum Detail: Tischwäsche und Leinen stammen aus der berühmten Handweberei Tessanda im nahen Santa Maria. Der Vergangenheit begegnet man auf Schritt und Tritt: Historische Holzbetten, Bauernschränke und auch mal eine Inschrift eines besorgten italienischen Wanderarbeiters beim Empfang aus dem Jahr 1696: «Die Vergangenheit tut mir leid, die Gegenwart bestraft mich und die Zukunft erschreckt mich.»
«Il but-schin da Diogenes». Die Zukunft ist rosig. Die Stiftung Chasa Chalavaina hat das Hotel 2022 übernommen und mit bescheidenen Mitteln aufgefrischt. Sorgsamer Gastgeber ist mit Ulrich Veith ein Quereinsteiger. Und draussen in der Küche steht ein Tiroler: Olivier Thialer verarbeitet am liebsten lokale Produkte. Was in der gemütlichen Arvenstube serviert wird, ist oft hausgemacht: Brot, Schmalzkrapfen, Pasta, Gebäck aus Aprikosen und Äpfel. Kleinstzimmer im Haus: «Il but-schin da Diogenes», das Diogenes-Fass, wirklich nur für eine Person gedacht (grosses Bild oben, rechts).
Historisches Restaurant 2024: Kronenhalle! Die Icomos-Jury wählte auch das «Historische Restaurant des Jahres 2024». Auch hier eine gute Entscheidung: Ausgezeichnet wird die «Kronenhalle», in Zürich eine Institution und das Lebenswerk von Hulda Zumsteg und ihrem Sohn Gustav. Auch das Timing ist perfekt: 2024 feiert die «Kronenhalle» ihr 100-jähriges Bestehen. Das Haus ist ein Gesamtkunstwerk: Gepflegte, traditionelle Küche (14 GaultMillau-Punkte) in den drei Speisesälen «Brasserie», «Chagall-Saal» und «Schweizergalerie», strenge Sitzordnung (Stammgäste first!), denkmalgeschützte Fassade, eine berühmte Bar und vor allem atemberaubende Kunstwerke an der Wand. «Der Schweizer Tourismus braucht dichte und spannende Geschichten, um für die Zukunft gerüstet zu sein», sagt Martin Nydegger, Direktor Schweiz Tourismus, «die historischen Hotels und Restaurants im ganzen Land leisten einen wichtigen Beitrag.» Auch die «Spanische Weinhalle» in Burgdorf, gegründet im 19. Jahrhundert, wurde ausgezeichnet, «für eine vorbildliche Neubelebung».
>> Fotos: Selina Feuerstein, HO