Text: Kathia Baltisberger Fotos: Karl-Heinz Hug
Nomen est omen. «Papi, gäll am Schloss nähme mer no es Gepfeli!» Matteo, 3,5, wartet geduldig, bis sein Vater auf dem Luzerner Wochenmarkt sein Brot gekauft hat. Trotzdem will er sich wegen des Gipfelis kurz rückversichern. Recht hat er. Denn es handelt sich hier nicht um irgendwelche Gipfeli, sondern um die des Eigenbrötlers – und die gehen weg wie warme Weggli. Der Kult-Bäcker aus Wauwil LU heisst eigentlich Daniel Amrein. Seit rund zehn Jahren trägt er den Namen Eigenbrötler, ein Eigenbrötler ist er aber eigentlich schon sein Leben lang. «Ich bin schon ein komischer Kauz», sagt der 54-Jährige über sich selbst. Unangepasst. Eigenwillig. Manchmal dickköpfig. Immer kompromisslos.
Sonderling mit Zwirbelbart. Als er 1991 die Bäckerei des Vaters übernahm, krempelte er bald alles um. Denn der klassische Dorfbeck war er nicht, wollte er auch nicht sein. Er wollte viel lieber Bio-Produkte anbieten, keine Fertigmischungen, das Handwerk pflegen. «Die Dorfbevölkerung hatte deshalb Mühe mit mir. Die Menschen beschwerten sich bei meinem Vater über mich.» Hinzu kamen noch die langen Haare und der gezwirbelte Kinnbart – ein No-Go im Luzerner Hinterland. Doch Amrein stört das nicht. «Ich habe immer alles so durchgezogen, wie ich das wollte.»
Brot-Junkies. Während die Wauwiler lieber ihr gewöhnliches Pfünderli essen, stösst Amrein in der Stadt auf offene Mäuler. «Die Städter bevorzugen ein Spitzenprodukt. Sie setzen auf Nachhaltigkeit und wollen die Geschichte hinter dem Brot.» Bis zu 2000 Brote verkauft er an einem Samstag auf dem Markt. «Da geht dann schon die Post ab!» Doch der Rummel um seine Person wird ihm manchmal auch zu viel. «Ich habe diese Aufmerksamkeit nie gesucht.» Und trotzdem ist er stolz, dass die Leute teilweise süchtig sind nach seinem Brot. «Ich habe einen Kunden, der geht jetzt nach Frankreich in die Ferien. Dem musste ich Roggenbrot für vier Wochen vakuumieren!»
Der Beck der Starchefs. Der Markt ist zwar Amreins Kerngeschäft, doch auch Spitzengastronomen haben den Eigenbrötler für sich entdeckt. Er produziert unter anderem Brot für Nenad Mlinarevic im Park Hotel Vitznau oder für Raphael Tuor im Restaurant Reussbad in Luzern. «Bei den Spitzenköchen ist man am richtigen Ort, weil die eben eine gute Qualität wollen.» Doch auch bei der Zusammenarbeit mit den Starchefs kommt der Eigenbrötler durch: «Ich suche mir meine Kunden aus, ich will wissen, wo mein Brot hingeht. Und wenn mich jemand nervt oder wir nicht auf der selben Wellenlänge sind, mache ich keine Geschäfte.» Punkt.
>> Eigenbrötler Backwerke GmbH
Dorfstrasse 10
6242 Wauwil
https://eigenbroetler.info/
Luzerner Wochenmarkt: Dienstag & Samstag, beidseits der Reuss