Text: Isabel Notari | Fotos: Lisa Cohen
Seit über 20 Jahren lebt die Walliser Musikerin Eliane Amherd in New York City. Sie ist Sängerin, Gitarristin, Komponistin, Songwriterin und hat die School of Jazz and Contemporary Music an der New School absolviert. Das neueste Album der Brigerin heisst «La Dégustation» und ist eine Hommage an die Walliser Weine. Mit fetzigen Jazz-, Funk- und Latin-Elementen besingt sie Fendant, Humagne Rouge, Cornalin & Co. Ab Frühling 2022 ist Eliane in der Schweiz auf Tournee.
Eliane Amherd, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Album mit Songs über Walliser Weine herauszugeben?
Ich habe für die US-Kochsendung «Constance Cooks» den Soundtrack gemacht. In der Show wurden viele Cocktails vorgestellt. Und eigentlich wollte ich erst darüber Songs schreiben. Dann dachte ich mir, dass ich ja viel lieber Walliser Wein mag – und so ist das ganze Weinprojekt entstanden.
Was haben Sie denn für einen Bezug zu Wein?
Ich bin in Brig aufgewachsen. Und im Wallis ist Wein nun mal allgegenwärtig, gehört zur Kultur. Es fällt mir immer erst wieder auf, wenn ich nach Hause reise. Bei jeder Begegnung, Veranstaltung oder Feier ist Wein dabei.
Trinken Sie auch gerne Wein?
Sehr sogar. Nach der Arbeit geniesse ich gerne mit Freunden ein Glas Weiss- oder Rotwein. Ich bin eine typische Gesellschaftstrinkerin.
Auf dem Album «La Dégustation» besingen Sie zehn Walliser Weine. Wie haben Sie die ausgesucht?
Bei Winzern habe ich mich erkundigt, wie eine Degustation von Walliser Weinen abläuft. Ich habe sie besucht, um von ihnen zu hören, wie sie die Weine beschreiben. Ihre leidenschaftliche Weinsprache hat mich dann zu den Texten inspiriert, die den Charakter der Reben und Weine beschreiben.
Zum Beispiel?
Petite Arvine, eine etwas zickige Traubensorte, die zur Prinzessin mutiert. Oder Cornalin, eine Rebe, die laut Aussage der Winzer als sehr schwierig gilt, auf die man sich nie verlassen kann, in die man viel Energie stecken muss. Was sich aber lohnt, da daraus ein königlicher Wein entsteht. Zu vergleichen etwa mit einem «bad boyfriend», der einem jegliche Geduld abverlangt.
Sehen Sie Parallelen zwischen Winzern und Musikern?
Ja, tatsächlich. Beide sind Individualisten. Auch die Passion der Önologen hat mich sehr beeindruckt. Das ist bei uns Musikern ja nicht anders. Es ist nicht nur der kommerzielle Erfolg, der im Vordergrund steht. Man will einfach das Beste herausholen. Das Endresultat dann – ob Wein oder Musik – verschönert das Leben, macht es genussvoller.
Möchten Sie selber einmal Wein machen?
Eher nicht, denn das ist genauso arbeitsintensiv wie Musik machen. Müsste ich eine alternative Karriere starten, würde ich mir etwas Gemütlicheres aussuchen.
Sie leben in New York City. Welchen Wein würden Sie hier besingen?
Ich denke, in New York kann man sich nicht auf die Weine eines Landes beschränken. Da müsste man auf die ganze Welt ausweichen – vom äthiopischen Honigwein bis zum Barolo aus Italien.
Planen Sie noch weitere kulinarische Hommages ans Wallis? Trockenfleisch, Roggenbrot?
(lacht) Das ist eigentlich nicht geplant. Aber vielleicht verfolge ich den Wein musikalisch weiter. Soeben habe ich den Auftrag bekommen, einen Soundtrack zur Promotion von «Fendärbörg», einer Assemblage aus Fendant und Johannisberg, zu komponieren.
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