Text & Fotos: Pascal Grob
Clubbing im Fünf-Sterne-Hotel. Im Normalfall wäre ich nach dem Abendessen im «The Penthouse» zurück ins Hotelzimmer. Im Normalfall haben Fünf-Sterne-Hotels aber auch keinen hausinternen Nachtclub. Das neue «Five» hinter dem Zürcher Triemli hat gleich zwei: Ein Hauptclub neben der «Penthouse»-Bar, der zweite namens «Bathroom Bar» fungiert zusätzlich noch als Fumoir und schliesst erst um 6 Uhr morgens – später als einige Nachtclubs an der berüchtigten Langstrasse. Das kann zu interessanten Lift-Begegnungen führen am Morgen danach: «Didn’t sleep at all, bro», meinte ein Hotel-Gast zu mir und schwankte mit wackeligen Beinen die Treppe hinauf Richtung «Social Pool». Beide Clubs setzen auf ein Line-up mit den, laut «Five»-Website, «world’s hottest DJs» und hoffen auch auf externe Gäste. In Kombination mit einem Abendessen kostet der Eintritt nichts, ansonsten 20 oder 30 Franken, je nach Wochentag.
Unisex-WC mit Lounge. Zu den «Sehenswürdigkeiten» der «Five»-Nachtclubs gehören die wahrscheinlich grosszügigsten WCs der Stadt. Während sich die Frauentoilette am Ende eines langen, dunklen Korridors befindet – «very Instagrammable» dank den nackten, schwarzen Hochglanz-Schaufensterpuppen, deren Konturen mit Neonlicht umrahmt sind – hat das «Five» die Männertoilette kurzerhand durch ein Unisex-WC ersetzt. Interessantes Detail: Ausser dem Eingangsbereich mit zahlreichen Schminkspiegeln und grossem Lounge-Bereich verfügen auch einzelne WC-Kabinen über eine kleine Couch. Passt zur Getränkedose in der Hotelzimmer-Minibar, die mit kleinen Sex-Toys gefüllt ist statt Limonade.
Streetfood à la «Five». Zurück zum eigentlichen Grund meines «Five»-Aufenthalts, dem letzten Restaurant auf meiner Checkliste: «Soul Street». Das Konzept? Einmal um die Welt mit Streetfood aus verschiedensten Ländern: Japan, China, Südkorea, Thailand, Indien, Mexiko und die Levante – eine ambitioniert grosse Menükarte, wovon mir die Küchen-Crew ein Best-of als Mittagsmenü serviert, das mich direkt ins Food-Koma schickt. Zuerst eine Runde «Dips»: Die tadellos abgeschmeckte Guacamole, die hoffentlich auch bald ohne Trüffelöl im Angebot stehen wird. Sowie eine Mezze-Platte mit Hummus, Tahini und Baba Ganoush, wo einzig die zu kompakte Falafel nicht überzeugen konnte. Dann zweimal Spiess vom japanischen Robata-Grill: Zartes Teriyaki-Poulet mit Baby-Lauch und auf den Punkt gegarte Shrimps an einer Chili-Mayo, die noch etwas kräftiger abgeschmeckt sein dürfte.
Gerichte mit Potenzial. Überraschend gut ist der thailändische Klassiker «Pad Thai»: süss, sauer, salzig, pikant und Reisnudeln mit Biss. Auch «Chicken Tikka», mit Käse überbacken und mit Minz-Chutney serviert, verdient das Prädikat «very tasty». Zwei Gerichte mit Potenzial: Tacos «Asada» mit Shortrib und Guacamole, die jedoch eine bessere Mais-Tortilla sowie eine Salsa mit mehr Power verdient hätten. Und «Frankie Rolls», gefüllt mit «Tawa»-Poulet, wo die Sauce aus Tomate, Zwiebel und der Gewürzmischung Garam Masala stärker ausfallen dürfte. Zum süssen Finale tischte die Küche nochmals auf, als hätte ich bisher noch fast nichts gegessen. Drei Desserts, ich platze aus allen Nähten und muss gleich kapitulieren. Der Favorit? Meringue mit karamellisierten Pistazien und Johannisbeerglace. Ein grosses Plus des «Soul Street»-Konzepts: Auf der abwechslungsreichen Karte findet bestimmt jeder Gast ein passendes Gericht.
>> https://zurich.fivehotelsandresorts.com/
Wer die vorherigen «Five»-Berichte verpasst hat: Teil 1 und Teil 2.