Text: GaultMillau Schweiz
Das Serienhighlight des Jahres? The Bear. Die Serie dreht sich um «Carmy» (Jeremy Allen White), der einst in Sternerestaurants gekocht hat, und nun das Familienrestaurant von seinem toten Bruder übernimmt. Hier wird nicht filigran mit der Pinzette angerichtet, es handelt sich um ein Sandwichladen. Carmy übernimmt nicht nur den Herd, sondern auch einen Haufen Schulden. Zusammen mit seiner Souschefin Sidney (Ayo Edebiri) versucht er dem Chaos Herr zu werden und die Struktur einer Sterne-Brigade einzuführen. Das stösst auf mässig viel Begeisterung beim Team. The Bear ist eine extrem intensive Serie. Die Hektik der Küche, der ruppige Ton, die fettigen Küchenzeilen. Nach jeder Folge hat man das Gefühl, selbst eine 16-Stunden-Schicht absolviert zu haben. Damit die Serie so authentisch wie möglich rüberkommt, hat man die beiden Hauptdarsteller zum Praktikum in eine Küche geschickt. Und der Handwerker, der immer wieder mal etwas zu reparieren hat im «The Beef», ist im richtigen Leben Koch. The Bear läuft auf Disney+.
Der Film «The Menu» (aktuell in den Kinos) ist keine leichte Kost. Auch wenn er ganz harmlos anfängt. Der Kultkoch Julian Slowik (Ralph Fiennes) empfängt in seinem Gourmetrestaurant auf der abgelegenen Insel Hawthorne zwölf Gäste. Es ist eine wohlbetuchte Gesellschaft, die sich 1250-Dollar-Diners leisten kann. Mit dabei ist auch eine Restaurantkritikerin (Janet McTeer), die Slowik einst auf die Liste der besten Köche der Welt befördert hat, und ein glühender Foodie (Nicholas Hoult). Der hat die Begleitung geändert und Margot (Anya Taylor-Joy) mitgebracht. Sie ist eine Foodie-Anfängerin, lässt sich von der Extravaganz des Restaurants nicht blenden und durchschaut die sadistischen Züge des Kochs schnell. Denn der hat mit allen Gästen eine Rechnung offen – und jetzt ist «Zahltag».
Es gibt Sendungen, bei denen dreht sich alles ums Kochen. Und solche, da dreht sich alles ums Backen. Höchste Zeit, dass es auch eine TV-Show gibt, bei der Cocktails im Mittelpunkt stehen. Auf Netflix heisst diese Sendung Drink Masters. Zwölf Kandidaten müssen in einer bestimmten Zeit verschiedene Cocktailkreationen präsentieren. Sämtliche Zutaten wie Sirups müssen selbst hergestellt werden. Das Prinzip ähnelt dem von Masterchef. Der Unterschied: es ist eine amerikanische Sendung, die Kandidaten sind gut gecastet und haben einen höheren Unterhaltungswert. Ob auch hiesige Barkeeper die Sendung mögen? Auf jeden Fall sind die Cocktails nichts für Puristen.
Die jüngste Staffel der erfolgreichen Netflix-Serie Chef’s Table widmet sich in sechs Folgen dem Thema Pizza. Es geht um die Herkunft und die Herstellung der perfekten Pizza. Gestartet wird allerdings nicht in Italien, sondern in Phoenix, Arizona, wo es die beste Pizza der Welt geben soll. Chef’s Table nimmt die Zuschauer mit nach Kyoto, wo statt Reis Pizza zur Teezeremonie serviert wird, zu Ann Kim, die ihre Pizza mit Kimchi belegt, oder nach Portland, wo es Pizza mit essbaren Blüten gibt. Auch Chef’s Table Pizza überzeugt mit ausdrucksstarken Bildern und hingebungsvollen Protagonisten.
Der Schacht ist nicht wirklich das, was man sich unter einem Food-Film vorstellt. Und doch steht eine reich gedeckte Tafel im Mittelpunkt. Der Schacht ist eine Art Gefängnis in einem dystopischen Szenario. Er besteht aus zahlreichen Stockwerken, auf jedem befinden sich zwei Gefangene. Jeden Tag fährt ein üppig gefüllter Tisch vom obersten Stock runter. Die Gefangenen dürfen sich nach Lust und Laune bedienen, bis sie genug haben. Dann fährt der Tisch weiter nach unten. Sie ahnen es: Für die Menschen mit höheren Stockwerknummern bleiben nur noch die Krümel übrig, müssen wie Hunde die kargen Reste aus den Töpfen kratzen. Die sozialkritische Message mag etwas gar plump daherkommen, doch nach der Völlerei des Weihnachtsfests rückt der Film unser Verhältnis zu Essen eventuell wieder etwas gerade.