Foto: Nik Hunger

Chiara Rieder, Tee ist gefragt, auch bei den Jungen. Wie kommt das denn?

Einerseits hat das mit dem steigenden Gesundheitsbewusstsein zu tun und mit der Suche nach Alternativen zu Süssgetränken. Andererseits halten Teekulturen und -trends dank Social Media schnell in anderen Ländern Einzug. Das prominenteste Beispiel ist wohl der japanische Grüntee mit Matcha, dem Herzstück der japanischen Teezeremonie.

Was ist denn in Sachen Tee bei uns angesagt?

Tee wird bei Mocktails vermehrt eingesetzt. Und beliebt ist die Zubereitung als Latte oder Cold Brew Wie beim Iced Dirty Matcha Latte etwa. «Dirty», weil am Schluss ein Espresso über das grüne Getränk gegossen wird. Ein erneutes Revival erlebt auch Bubble Tea oder Yerba Mate. Und es gibt eine grosse Nachfrage nach Wellness- und Wohfühltees, die entspannend und entgiftend wirken können, das Immunsystem, die Verdauung und den Schlaf unterstützen. Auch funktionale Tees mit sogenannten Adaptogenen wie Ashwagandha, Ginseng oder Reishi-Pilzen sind im Trend.

Tee und Gesundheit gehören zusammen. Verdrängt Matcha deshalb am Morgen den Kaffee?

Der gemahlene Grüntee ist eine gute Alternative zu Kaffee. Weil das Koffein im Matcha an die Bitterstoffe gebunden ist, wird es langsamer aufgenommen. Das führt zu einer sanfteren und länger anhaltenden Wirkung, die häufig als ruhige Wachheit ohne Nervosität beschrieben wird.

Aber ein Koffeinkick ist es trotzdem?

Matcha wirkt zwar weniger aufregend als Kaffee, ist dafür aber über eine längere Zeit anregend. Und Matcha enthält viele Antioxidantien, etwa Katechine, die das Immunsystem unterstützen und viele weitere Vorteile haben.

Ist Matcha deshalb auch in der Küche so beliebt?

Die grüne Farbe ist natürlich der Hit. Deshalb wird Matcha gerne in der Patisserie verwendet, z.B. für Macarons, Brownies, Panna cotta oder Flans. Der Eigengeschmack von Matcha ist erdig und lässt sich hervorragend mit Süssem kombinieren. Aber auch milde Teesorten wie Lavendel, Rose und Schwarztee kommen in der Küche zum Einsatz.

Welcher Tee passt als Getränk zum Essen? Tipps für coole Pairings?

Grüner Tee oder Jasmintee schmeckt gut zu Fisch, Schwarztee zu kräftigen Fleisch- und Käsegerichten oder Gebäck wie Scones. Oolong-Tee ist perfekt zu Huhn.

Die schrägsten Tees, auf die Sie als Foodscout gestossen sind?

Da gibt es einige. In Asien ist der Cheese-Tea beliebt, ein meist kalter Tee mit einer Haube aus salzigem, cremigem Käsetopping. Oder der Nitro-Tee in Teebars in den USA, wo kalt gebrühter Tee unter Druck mit Stickstoff angereichert und durch ein Zapfsystem ausgeschenkt wird – ähnlich wie Bier. Dadurch entsteht ein schaumiger, feinperliger Tee, der auch für Tee-Cocktails verwendet wird. Eine weitere Kuriosität ist der Schmetterlingserbsentee, ein tiefblauer, wunderschöner Tee aus Südostasien

Und welchen Tee trinken Sie persönlich am liebsten?

Den Dirty Matcha Latte oder einen einfachen Kamillentee – den trinke ich wirklich zu allem gern.

 

>> Chiara Rieder, 29, ist Food Consultant bei Betty Bossi. Ihr Spezialgebiet ist Tee.