Text: Kathia Baltisberger | Fotos: Olivia Pulver

Eine Trouvaille. Ins Hotel Bella Vista checkt man – wie es der Name schon vorgibt – wegen der überragenden Aussicht ein. Von der Terrasse und den Zimmern haben die Gäste einen unverbauten Blick auf das «Horu». Doch mit Blick auf den berühmtesten Berg der Welt alleine bindet man die Hotelgäste noch nicht an sich. Das Bella Vista ist eine Trouvaille in Zermatt. Ein kleines, familiengeführtes 3-Sterne-Haus. Die Google-Rezensionen sind praktisch ausschliesslich positiv formuliert – eine Seltenheit. Doch das hat einen Grund. Fabienne Anthamatten ist die Besitzerin des Hotels und führt es ganz genau nach ihren Wertvorstellungen. «Wir haben nur 21 Zimmer. Ein kleines Hotel ist heute einfacher zu führen, es braucht weniger Personal und man hat den Überblick. Zudem ist man persönlich in Kontakt mit dem Gast, kann auf individuelle Wünsche eingehen, das wird sehr geschätzt», sagt Anthamatten.

Hotel Bella Vista Zermatt

Fabienne Anthamatten führt das Hotel Bella Vista in Zermatt in dritter Generation.

Hotel Bella Vista Zermatt

Von der Terrasse und den Zimmern aus hat man einen tollen Blick aufs «Horu».

Yoga & Spa. Das Bella Vista ist eines von 120 Hotels in Zermatt. «Ich beschäftige mich jeden Tag mit der Frage, wie wir uns von den anderen abheben können», sagt Anthamatten. Bei der grossen Auswahl ist es nur logisch, dass die Gäste im Internet nach einer Unterkunft suchen. «Aber wer mal bei uns war, der kommt immer wieder.» Denn im Bella Vista fühlt man sich bereits bei der Ankunft und dem herzlichen Empfang wohl. Die Zimmer sind schlicht, aber modern eingerichtet. Das Hotel verfügt über einen Spa-Bereich mit Infrarot-Sauna, finnischer Sauna und Dampfbad. Besonders lange verweilen könnte man in der fein duftenden Arvenstube. Im Winter bietet Fabiennes Schwester Stefanie Yoga-Retreats an. 

Sehnsucht beim Bergsteigen. Das Bella Vista gibt es bereits seit 1962. Gegründet wurde es von Fabienne Anthamattens Grosseltern Margrit und Theodor Perren. Fabienne führt das Haus in dritter Generation. Dass sie einst das Hotel von den Eltern übernimmt, war nicht immer klar. «Ich habe zwar schon früher immer gerne geholfen. Die Hotellerie hat mich aber auch etwas abgeschreckt wegen der langen Arbeitszeiten. Die abwechslungsreichen Arbeiten und der Kontakt mit Gästen und Mitarbeitern haben mich immer fasziniert.» Fabienne absolvierte die Hotelfachschule in Thun und als Diplomarbeit schrieb sie ein Spa-Konzept für das Hotel der Eltern. Obwohl sie eine waschechte Zermatterin ist, wollte Fabienne Anthamatten auch die Welt sehen. Sie reiste nach Neuseeland, war in Südamerika und einmal überquerte sie sogar den Atlantik mit dem Segelboot. «Beim Bergsteigen in Patagonien habe ich immer über das Bella Vista nachgedacht und gemerkt, dass es mir fehlt.» Seit 2017 führt sie es nun alleine. «Mir wurde aber schnell klar, dass ich den Betrieb nicht im selben Stil führen kann und will wie meine Eltern. So habe ich meinen ganz eigenen Führungsstil entwickelt. Ich vertraue meinem Team und bin nicht jeden Tag physisch präsent im Hotel. Nur so kann ich Familie und Arbeit unter einen Hut bringen.»

Hotel Bella Vista Zermatt

Wer im Hotel essen möchte, kriegt auf Anfrage feine Suppen, Flammkuchen und einmal pro Woche Raclette.

Hotel Bella Vista Zermatt

Fabienne Anthamatten stand schon mehrmals ganz oben auf dem Matterhorn.

Hotel Bella Vista Zermatt

Das Frühstücksbüffet ist mit ganz vielen lokalen und selbst gemachten Produkten bestückt.

Die Chefin backt selbst. Der Hotelière ist wichtig, dass man mit den Ressourcen im Hotel nachhaltig umgeht. Den Strom bezieht das Haus zu 100 Prozent aus Wasserkraft. Vieles, was im Haus gegessen und getrunken wird, wächst im eigenen Garten, der sich auf dem Dach der Garage befindet. Pfefferminze, Zitronenmelisse und Verveine werden zu Tees verarbeitet. Das Frühstücksbuffet ist das Highlight. Schon am Morgen werden die Gäste vom Duft des frisch gebackenen Brotes geweckt. «Das ist meine Leidenschaft», sagt Anthamatten, die schon ganz früh morgens selber Weggli und Laugenbrötli backt. Für die hausgemachten Konfitüren ist ihre Mutter verantwortlich. Auf dem Buffet gibt es saisonale Produkte, Käse aus der Horu-Käsere und und Trockenfleisch aus der Dorfmetzgerei Matterhorn Fleisch. Abgepackte Produkte gibt es keine. Und auch Veganer werden happy. «Wir bitten unsere Gäste, das bei der Buchung anzugeben. Dann können wir gezielt auf die Bedürfnisse eingehen.» 

Restauranttipps. Wer am Abend im Bella Vista essen möchte, bestellt eine hausgemachte Suppen, einen Walliser Teller oder das Käsefondue. Einmal pro Woche gibt es einen Raclette-Abend. «Wir haben bewusst eine kleine Karte», sagt Anthamatten. Lieber empfiehlt sie ihren Gästen auch mal ein Lokal im Dorf. «Ich selber gehe gerne ins Grillrestaurant Le Gitan. Dort ist nicht nur das Essen gut, sondern auch der Service ist ausgezeichnet.» Und Anthamattens Tipps am Berg? «Adler Hitta», «Findlerhof» und «Bergrestaurant Blatten».

Hotel Bella Vista Zermatt

Das Hotel ist klein und familiär. Nur so kann Anthamatten ihre Wertvorstellungen umsetzen.

Hotel Bella Vista Zermatt

Ein kleiner Snack am Mittag: Das Plättli mit Käse aus der Horu-Käserei und Zermatter Trockenfleisch.

Keine falschen Versprechen. Anthamattens authentische Nachhaltigkeitsstrategie kommt bei den Gästen an. So werden sie zum Beispiel gebeten, eigene Flipflops mitzubringen. Denn die gängigen Badelatschen werden nach einmaligem Gebrauch entsorgt – ein ökologischer Irrsinn. Auch die Bettwäsche wird nicht jeden Tag gewechselt – ausser der Gast wünscht dies ausdrücklich. Solche Massnahmen bringen tatsächlich etwas. «Es gibt so viel Greenwashing im Hotel-Business. Das ist manchmal etwas frustrierend, wenn man wirklich nachhaltig arbeitet. Aber ich bin überzeugt, dass die Gäste merken, wenn falsche Versprechen gemacht werden.» Damit alles funktioniert, braucht Anthamatten ein Team, das diese Werte auch lebt. «Ich habe so tolle Mitarbeitende, ohne sie ginge es nicht.»

 

>> Hotel Bella Vista
Riedweg 15
3920 Zermatt

www.bellavista-zermatt.ch