Text: Charlotte Miller

«Fyn» in den World’s 50 Best Restaurants. Spätestens wenn der Springbok aus Kwazulu Natal, unter knuspriger Haselnuss-Parmesan-Kruste gebraten, auf den Tisch kommt, ist klar: Der aktuell beste Ort, um den Geschmäckern Südafrikas auf die Spur zu kommen, ist Peter Tempelhoffs Restaurant «Fyn». Im vergangenen Sommer sorgte es auch international für Aufsehen, als der südafrikanisch-kanadische Chef vom «World’s 50 Best Restaurants»-Ranking ausgezeichnet wurde. Sein Menü im Kaiseki-Stil ist ein Fest der Aromen und Texturen, von Krabben aus Mozambique auf Algengemüse bis zum Cape Wagyu mit Shiso und Karotten-Daikon-Salat. 

Limpid mousse and sea lettuce crisp

Die Aromen des Meeres: Auster, Algen und Meeres-Kopfsalat.

FYN restaurant_Chef Peter Tempelhoff_

Peter Tempelhoff ist mit seinem «Fyn» derzeit Stadtgespräch.

FYN_West coast crayfish kelp ravioli, roast shell sauce, tomato

Langusten-Seetang-Raviolo: Die Sauce wird aus den Schalen gezogen.

Springbok & seltene Meeresfrüchte. Für seine aromatisch immer überraschenden Kreationen hat Tempelhoff umfangreiche Recherchen in der Küstenregion angestellt, vor allem Strandgewächse und seltene Meeresfrüchte haben es ihm angetan: «Die Herkunft der Zutaten hat mich schon immer fasziniert», sagt er. «Ich lasse mich nur dann wirklich inspirieren, wenn ich weiss, woher das Essen stammt, das ich zubereite.» Zum Springbok (eine Art Gazelle) serviert Tempelhoff cremiges Selleriepüree, dazu ein Kompott mit Äpfeln aus der Anbauregion Elgin östlich von Kapstadt, neuerdings auch für ihre Cool-Climate-Weine gefeiert. In der Wildsauce ist etwas Bergsalbei verarbeitet, der mit seinen ätherischen Noten die Umamikraft des Gerichts noch unterstreicht. Und was trinkt man dazu? Natürlich einen gereiften Pinotage, die rote Rebsorte Südafrikas.

Geheimtipp: Oranjezicht Farmer’s Market. Im loftartigen, ganz in Schwarz gehaltenen Restaurant erleben die Gäste hautnah, warum Kapstadt als eine der derzeit spannendsten Food-Capitals weltweit gefeiert wird. In der «Mother City», zu Füssen des eindrucksvollen Tafelberg-Massivs direkt am Atlantik gelegen, ist die Szene jung und dynamisch, das Angebot reicht von Cape Malay über japanisch oder koreanisch bis zu französisch geprägter Haute Cuisine. Für afrikanische Charakteristik auf den Speisekarten sorgen heimische Produkte wie Kap-Morcheln, Austern aus der Saldanha Bay oder Wildtiere aus der Halbwüste Karoo. Wer sich einen Überblick vom reichen Angebot verschaffen will, besucht am besten den Oranjezicht Farmer’s Market. Hier mischt sich der Duft von gegrilltem «Snoek» (Makrele) mit dem von gerösteten Kaffeebohnen oder indischen Gewürzen. Und dazu ein Traumblick auf den nahen Strand mit Dattelpalmen und das tiefblaue Meer.

Foodie-Meile Bree Street. Die junge Restaurant- und Barszene der Stadt lässt sich beim Bummel über die Foodie-Meile Bree Street entdecken. Hinter liebevoll restaurierten historischen Fassaden verstecken sich einige der beliebtesten Adressen der Stadt. Unbedingt auschecken sollte man die «Culture Winebar», beliebter Treffpunkt der Kap-Weinszene, das stimmungsvolle Bistro «Grub&Vine» oder «Chefs Warehouse at The Bailey», wo Kult-Chef Liam Tomlin coole Tapas wie Oktopus mit Chili, gerösteter Ananas und karamelisiertem Ingwer über den Tresen schickt. 

Pot Luck Club, Restaurant in Kapstadt, SA 1/4dafrika, ZAF

Executive Chef Jason Kosmas ist Luke Dale-Roberts‘ wichtigster Mann.

Pot Luck Club, Restaurant in Kapstadt, SA 1/4dafrika, ZAF

Der angesagte «Pot Luck Club» belegt die oberste Etage eines ehemaligen Getreidespeichers.

Pot Luck Club, Restaurant in Kapstadt, SA 1/4dafrika, ZAF

Typisch Pot Luck Club: Minutiös arrangiert und mit geballter Asia-Aromatik.

Casual Dining mit Traumsicht. Zu den Top-Köchen am Kap zählt auch Luke Dale-Roberts. Sein (inzwischen geschlossenes) «Test Kitchen» machte international von sich reden. Heute führt er auf dem Gelände der Old Biscuit Mill im Trendbezirk Woodstock gleich zwei Lokale: das clubartige «Salon» mit Degustationsmenü und den «Pot Luck Club», seine ewig angesagte Casual-Dining-Adresse. Per Aufzug fährt man im ehemaligen Getreidespeicher bis ganz oben, das Ambiente ist hip-postindustriell, der Rundumblick über die Stadt ein Killer. Auf den Tisch kommen kleine Gerichte «to share», vieles ist asiatisch inspiriert und lässt aromatisch die Muskeln spielen – zum Beispiel knuspriger Schweinebauch «Penang» mit Kokosnuss und Erdnuss-Curry. Oder Taco vom handgeangelten Thunfisch mit gegrilltem Mais, Avocado und Chipotle-Dressing. 

Saldanha-Austern am «Pier». Auch im restaurierten Hafenviertel Victoria&Albert Waterfront bleibt man nicht lange hungrig. Die beste Adresse ist das «Pier» direkt am Wasser in einem restaurierten Bootshaus. Der Blick auf die Schiffe konkurriert mit John Norris-Rogers‘ hochkarätigem Menü, das besten lokalen Produkten noch die letzte aromatische Nuance entlockt. Highlights: Die am Tisch vor den Augen der Gäste sekundenkurz pochierten Saldanha-Bay-Austern oder hauchzart gegarte Jakobsmuschel mit Pastinake und Bacon-Dashi. Das «Pier» ist ein Schwesterrestaurant des legendären «La Colombe», das seit langem als bestes Restaurant Südafrikas gilt. 

Chef James & seine «Secret Sauce». Das «Colombe» liegt am Stadtrand, im Weinbaugebiet Constantia, am Ende einer kurvigen Straße mitten im Grünen. Das Menü ist ein Showcase (süd)afrikanischer Produkte, die vor dem Essen am Tisch präsentiert werden: Yellowfin-Thunfisch vom Western Cape für den Signature Dish des Hauses, serviert mit Küchenchef James Gaags «Secret Sauce», von der nur die Zutaten Galgant, Zuckerrohr und Fingerlime verraten werden. Oder Red Crab aus Namibia, die mit Gelbschwanzmakrele, süsslich-scharfer Naam-Jim-Sauce und Kaviar aus Madagaskar (vom einzigen in Afrika gezüchteten Stör) auf den Tisch kommt. Und schliesslich Jumbo-Wachtel und Crayfish von der Ostküste für die südafrikanische Version von «Surf&Turf».

Belmond Mount Nelson Hotel, Kapstadt, SA 1/4dafrika, ZAF

Buchstäblich zu Füssen des Tafelberg-Massivs liegt das «Mount Nelson».

Belmond Mount Nelson Hotel, Kapstadt, SA 1/4dafrika, ZAF

Frühstück am Pool in den weitläufigen Gärten des ikonenhaften Hotels.

Die Ikone: «Mount Nelson»-Hotel. Parallel zum Boom der Restaurant-Szene rüstete auch Kapstadts Hotellerie eindrucksvoll auf. Beliebte Absteige für Kunst- und Architektur-Fans ist das «Silo Hotel» im spektakulären Gebäude des Zeitz Museum of Contemporary Art Africa an der V&A Waterfront. Im Stadtzentrum entstanden hinter historischen Mauern coole Boutique-Hotels wie das «Gorgeous George». Erste Adresse aber bleibt die lachsfarbene Hotel-Ikone «Mount Nelson» inmitten eines grünen Parks mit Tafelbergblick. Hier wohnt man ruhig und doch zentral, die trendige Kloof Street liegt gleich um die Ecke. Gastronomisch erfindet man sich nach dem Engagement von Culinary Director George Jardine, einem der höchstdekorierten Köche Südafrikas, gerade neu, u.a. mit dem asiatisch inspirierten «Red Room», dem sonntäglichen Jazz Brunch oder dem «Garden Picnic».

>> www.flyedelweiss.com
 

Fotos: Mark Williams, HO, Lauren Mulligan, Andrea van der Spuy, Lisa Daubermann