Text: Urs Heller
«Taste of Switzerland». Eine Vielfliegerin ist Bernadette Lisibach von der vorzüglichen «Neuen Blumenau» in Lömmenschwil SG wirklich nicht. Dafür erfahren Vielflieger gerade, wie «Lisi» kocht. GaultMillaus «Köchin des Jahres 2015» (17 Punkte, ein Stern) ist bis Ende Mai «Guest Chef» auf Langstrecken-Flügen der SWISS. «Taste of Switzerland» heisst das Erfolgskonzept; seit 20 Jahren schreiben Schweizer GaultMillau-Karte die Karte. Nutzniesser sind die Passagiere der Business- und First Class. Auch in der «Eco» ist St. Galler Küche angesagt: Bratwurst mit Rösti, Bergheublumenkäse. Und für Vegis Maccaroni mit Soja-Bolognese.
«Ich bin begeistert.» Bernadette Lisibach muss sich wie die 77 Schweizer Gastköche den besonderen Verhältnissen über den Wolken anpassen. Allzu viele Handgriffe sind nicht möglich, und bei der Präsentation der Teller müssen die Chefs Konzessionen machen. Der Aufwand ist gross, die Freude auch: «Ich bin begeistert, dass ich für die SWISS kochen und den Fluggästen aus aller Welt ein Stück Schweiz auf den Teller bringen kann.» Die Köchin und Unternehmerin: «Mir ist wichtig, dass ich auch an Bord meine Handschrift zeigen kann.» Das ist offenbar gut gelungen, «denn ich kriege viele und gute Feedbacks von Gästen, die in den letzten vier Wochen mit SWISS geflogen sind.»
Lisi macht’s Kalb. Bernadette Lisibach ist in der «Neuen Blumenau» keine «Filet-Köchin». Sie will vom Tier alles verwerten. Spürt man auch im Hauptgang für First Class-Gäste. Zum geschmorten Schulterfilet gibt’s ein herzhaftes Pojarski mit Morchelrahmsauce und Kartoffelstock. Die Fisch-Variante: Zander mit Bärlauchsauce. «Bärlauch wächst hinter meinem Haus. Den verwende ich gerne», sagt die Köchin. Kluge Köche schmoren, wenn es ums Essen im Flugzeug geht. Also kriegen die Business Class-Passagiere ein Rindsragout mit Anna-Kartoffeln oder Pouletfrikassée in Pinot Noir-Sauce mit einer Rheintaler Ribelmaisschnitte. GaultMillau-Tipp: Auf dem Hinflug zuschlagen. Auf dem Rückflug sind die Menüs, die im Ausland vorbereitet werden, oft nur halb so gut.
Ostern in der «Neuen Blumenau». Wer in nächster Zeit nicht abhebt, kann die Lisibach-Küche in der «Neuen Blumenau» geniessen. Das Ostermenü tönt verführerisch: «Grüessli» aus der Küche und Zander vom Bodensee. Trio von der Wachtel. Bärlauch-Schaumsuppe mit gebratener Milke vom Ostschweizer Kalb. In Bio-Heu gegartes Appenzeller Gitzi-Gigot. Doppeltes Entrecôte vom Mörschwiler Rind, Pawlowa. Fine Dining für 145 CHF.
Fotos: HO, Marcus Gyger, Thomas Buchwalder, Valeriano Di Domenico