Text: Urs Heller I Fotos: HO
250 Köche im Resort! «Die Thais sind wie Italiener. Sie reden dauernd vom Essen und haben alle drei Stunden Hunger.» Andrea Accordi muss es wissen. Er ist stolzer Italiener (aus dem Veneto). Und er ist mit der Thailänderin Korrakod verheiratet. Executive Chef Andrea ist weitgereist. Und wo immer er kochte, leuchteten ziemlich schnell die Michelin-Sterne. In Florenz. In Hongkong. In St. Petersburg. Und sogar in Prag, nicht gerade ein Fine Dining-Paradies. Andrea Accordi ist auf Mission: Er leitet die 250 Köche im «Four Seasons Bangkok Chao Phraya River. Und siehe da: Den ersten Stern hat er schon. Für das «Yu Ting Yuan»; noch nie zuvor hatte es in Bangkok ein China-Restaurant so schnell zu so viel Ruhm gebracht. Grosses Bild oben: Im Reich der Peking-Enten und Schweinebäuche: «Yu Ting Yuan» im Four Seasons Bangkok.
Die «Gang aus Guangong». Alle Köche im «Yu Ting Yuan» stammen aus der gleichen Stadt: Guangong. «Wir sind gemeinsam nach Bangkok gezogen», sagt Head Chef Qiu Xiagui, mit klaren Vorstellungen: «Eine gute Cantonese-Küche kann nur zubereiten, wer viel Erfahrung hat. Die haben wir: Wir haben zusammengezählt weit über 100 Jahre Dienstjahre im Team.» Seine wichtigsten Mitarbeiter: Barbecue-Chef Liu Guakkun, Dim Sum-Master Justin Po. Der weiss: «Die schwierigsten Dumplings gelingen erst nach zwei Jahren Training.» Das YTY ist zweimal täglich ausgebucht. Mittags Dim Sum, abends Peking Duck, Abalone, Lobster mit XO-Sauce, Obsiblue Prawns, Schweinebauch und Wagyu. Geheimnisvolle Spezialitäten werden auch eingeflogen, frische «Shanghai Crabs» etwa aus dem Yangcheng Lake.
Chef Accordis Hühner fressen Pasta. Im italienischen Ristorante Riva del Fiume isst man (mindestens) genauso gut. Alles andere würde Chef Andrea Accordi auch gar nicht zulassen. Eingeflogen werden Spitzenprodukte: Weisser Trüffel aus Alba, Gamberi rossi aus Sizilien (Mazara del Valle), Doraden aus Japan. Auf zwei Produkte ist Andrea besonders stolz: Auf sein Mayura-Wagyu (9+), das in den letzten 100 Tagen seines privilegierten Lebens auch mit «chocolate and candies» gefüttert wird. Und auf die Eier («Uovo affogato», mit Tartufi): «Mein Freund Luca züchtet die Hühner in Pattaya, sie fressen Pasta-Abschnitte und Milchrückstände.» Apropos Pasta: Der Risotto Cacio e pepe und die Tortellini mit Panna, Prosciutto und Piselli (frische Erbsli) sind erstklassig. Kompromisse gibt es keine. Andrea Accordi: «Will ein Gast Rahm in der Carbonara, schicke ich ihn in ein anderes Restaurant.» General Manager Lubosh Barbara zur Strategie: «Jedes Outlet ist so konzipiert, dass es wie ein eigenständiges Restaurant funktioniert. Jedes Gericht wird so zubereitet, wie man es auch im Herkunftsland bekommt. Wir wollen Authenzität, keine Fusionen.»
Jean-Michel Gathy mag’s dramatisch. Das ganze Resort ist unverschämt lifestylig, mit unglaublich hohen Räumen und modernem Weltstadt-Groove. Hier lächelt im China-Restaurant kein goldener Buddha in der Ecke. Dafür gibt es zeitgenössische Kunst, riesige Blumenarrangements, freche Bogenlampen und chice Uniformen für die Mitarbeiter. Unübersehbar: Das ist die Handschrift von Jean-Michel Gathy! Der belgische Designer hat Aman gross gemacht und auch «The Chedi» in Andermatt entwickelt: «Meine Interieurs sind manchmal dramatisch, manchmal intim, aber immer charismatisch.» Die 299 Zimmer sind genau so grosszügig: Hohe Decken, riesige Fenster und Badezimmer, überzeugendes Design.
Cocktails, Champagner, Cigars. Im «Four Seasons at Chao Phraya River» bleiben die Hotelgäste nicht unter sich. Täglich findet auf den riesigen Terrassen und in den Gärten mindestens eine Hochzeit statt, und gegen Abend stürmen die «Rich Kids» der Stadt das Resort. Ihr Ziel: Der «BBK Social Club»! Cocktails, Champagner und Cigars sind angesagt, der preisgekrönte deutsche Bartender Philipp Bischoff führt Regie. Vorbild? Die berühmten Clubs von Buenos Aires.