Text: Urs Heller, Fotos: Gaudenz Danuser, Patricia Heller, HO

Kleider weg, Instagram! Im Berghotel Riffelhaus, 2548 Meter über mehr, spielen sich eigenartige Szenen ab. Weil der kleine Outdoor-Whirlpool so magisch schön und der Blick aufs Matterhorn umwerfend ist, lassen Besucher schon mal verzückt die Hüllen/Kleider fallen und hüpfen rein: Fotosession fürs Instagram! Auch die erstaunlich grosse Sauna ist fantastisch: Fenster vom Boden bis zur Decke, freie Sicht aufs Horu. Das «Riffelhaus», mit der Gornergrat-Bahn bequem zu erreichen, war mal schlichte Bergsteiger-Unterkunft. Heute ist es ein verblüffendes Viersterne-Hotel, mit allem Komfort und fast immer ausgebucht; in Corona-Zeiten ganz besonders.

GaultMillau Travel Riffelhaus Februar 2021

Sauna mit Blick aufs Matterhorn. Ein sehr ungewöhnliches Wellness-Erlebnis im «Riffelhaus».

«Das kleine Palace in den Bergen». Das «Riffelhaus» hat eine lange Geschichte. Der Zermatter Dorfpfarrer Josef Ruden hat es 1853 erbaut. Damals gab es noch keine Bahn. Balken und Stein wurden mit Maultieren auf den Berg geschleppt. Oder mit Manneskraft. «Das kleine Palace in den Bergen» nannte man die Herberge respektvoll. An alte Zeiten erinnern die Bergsteiger-Porträts im Salon. Und ein Spezialdrink im Skistübli. Das Rezept lieferte der britische Arzt und Liskamm-Erstbesteiger (1861) Francis Sibson: «Red Country Wine and Swiss Champagne in equal proportions.» Der Direktor des Hauses, Jürgen Marx, ist auch Hüttenwart. Nur Manager sein geht nicht: Auf dem Riffelberg muss der Boss auch Schnee schaufeln und Koffer schleppen.

GaultMillau Travel Riffelhaus Februar 2021

Comeback! Alain Kuster kocht jetzt im «Riffelhaus». 

GaultMillau Travel Riffelhaus Februar 2021

Direktor Jürgen Marx: Schneeschaufeln gehört auch zum Job.

Alain Kusters Gourmetküche. In der riesigen, hellen Küche treffen wir einen alten Bekannten: Den Elsässer Alain Kuster, 30 Jahre lang im Zermatter Hotel «Mirabeau». Ein Chef mit Ecken und Kanten, in den Neunzigerjahren «GaultMillaus jüngster 16-Punktekoch». In die Punkte kocht er sich wohl auch auf dem Berg wieder: Er serviert, was man auf einer Sonnenterrasse am Matterhorn erwartet: Walliser Plättli, Käseschnitten, Fondue, Rösti mit Spiegelei. Aber er legt jederzeit noch einen drauf: Mittags liegt eine feine Karte auf, abends gibt es für die Hausgäste einen verblüffenden Viergänger. Best of Kuster? Pot-au-feu vom Rind mit Wurzelgemüse. Alpenheu-Süppchen mit Speck. Carpaccio vom Gelbflossen-Tuna mit reichlich süssem Mango und fermentiertem Knoblauch. Zartes Kalbsfilet, umhüllt von Zermatter «Hamme». Glasierter Schweinebauch, 36 Stunden lang auf dem Herd, an Bergpfeffer und Honig. Einen seiner Klassiker kann man im Glas auch mit nach Hause nehmen: Coq au Riesling, ein Hühnerfrikasse mit Spätzli. Die Weinkarte ist fachkundig geschrieben: Viel Wallis, viel Schweiz, etwas Italien.

Ski-in, Ski-out! Die Gäste sitzen früh am grosszügigen Buffet (Walliser Spezialitäten, Lachs, eingelegter Hering, Roastbeef, Birchermüesli), denn schliesslich ist das «Riffelhaus» ein fantastisches Ski-in, Ski-out-Resort. Wer will, kann morgens als erster über Zermatts fantastische Pisten carven (360 Kilometer!); selbst drüben in Italien ist man von hier aus schnell. Alternative? Wandern in dieser unglaublichen Bergwelt; die Viertausender sind zum Greifen nahe. Und Schlitteln; der Schlittelweg endet vor dem Haus. Um 20.20 Uhr fährt die letzte Bahn zurück ins Tal. Dann ist die «Riffelhaus-Society» ganz unter sich.

 

www.riffelhaus.ch