Text: Patricia Bröhm
Mit regionalen Produkten zum Erfolg. Wie ein futuristisches Space Shuttle sitzt das Restaurant von Juan Carlos Padrón auf dem Dach des schneeweißen Ferienhotels «Royal Hideaway Corales Beach». Der Blick fällt durch gläserne Panoramascheiben über die Bucht von Playa La Enramada und über das azurblaue Meer bis hinüber zur Nachbarinsel La Gomera. Wer die neue kanarische Küche kennenlernen will, ist im «El Rincón de Juan Carlos» richtig. Lokal erzeugte Lebensmittel spielen in den Gerichten des jungen Küchenchefs die Hauptrolle. Zum Beispiel der Essig aus dem grünen Norden der Insel, der 25 Jahre im Eichenfass reift. Mit seiner süßsauren Wucht peppt er die Fischsuppe («Gazpachuelo») auf, die Padrón zum gebratenen Zackenbarsch serviert. Grosses Bild oben: Die Brüder Juan Carlos (rechts) und Jonathan Padrón.
Schweineschnäuzchen & Garnelen. Typisch Kanaren sind auch die schwarzen Schweine, die genetisch aus Afrika stammen. Padrón schätzt ihr fettreiches und deshalb besonders aromatisches Fleisch. Er serviert chinesisch inspirierte Teigtaschen, die er mit Schweineschnäuzchen und Garnelen füllt. Mit solchen Kreationen, die vom ureigenen Terroir der Insel erzählen, ist das Restaurant, ausgezeichnet mit zwei Michelin-Sternen, typisch für den gastronomischen Boom, der Teneriffa seit einigen Jahren erfasst. Heute bietet die Insel nicht nur Strandleben und ein reizvolles Hinterland für Wanderer, sondern auch eine anspruchsvolle kulinarische Szene und charaktervolle Weine.
Mojo rojo – das Chili der Kanaren. Direkt unterhalb des Hotels liegt die Playa La Caleta, um die sich zahlreiche kleine, unkomplizierte Fischrestaurants reihen. Zum Beispiel das «La Caleta», wo man direkt über dem Wasser sitzt und den ganzen Reichtum des Atlantiks auf der Speisekarte findet: Garnelen, Tintenfische, Muscheln und fangfrischen Fisch aller Art, vom Thunfisch bis zum Zackenbarsch. Besonders gut schmeckt die gegrillte Meerbrasse, inseltypisch gibt’s dazu schwarze Kartoffeln mit intensiv gelbem Fleisch und süßlichem Geschmack. Und natürlich mojo rojo, die knallrote Knoblauch-Chili-Sauce der Kanaren. Nur ein paar Kilometer die Küste entlang liegt ein weiteres ambitioniertes Restaurant, das «Nub» im «Gran Hotel Bahía del Duque». Am Herd Fernanda Fuentes Lardenas aus Chile und ihr Ehemann Andrea Bernardi aus Italien – ein kreatives Paar, das Einflüsse beider Heimatländer mit den Produkten der Kanaren zu etwas ganz Neuem verbindet. In ihrer originellen Küche lohnen gerade auch die vegetarischen Gerichte – zum Beispiel Mais-Crème-Brûlée mit gereifter Zwiebel und Kräuterceviche.
Käse für die «World Cheese Awards». Der Gastro-Boom der letzten Jahre wird von engagierten Bauern, Produzenten und Winzern im Hinterland getragen. Wer Käse oder Wein direkt am Ort des Entstehens einkaufen möchte, der verlässt die touristische Südküste und fährt Richtung Teide. Der erloschene Vulkan ist mit 3718 Metern der höchste Gipfel Spaniens. Im windigen Hochland bei Adeje liegt die «Quesería Montesdeoca», die bei den World Cheese Awards in London regelmäßig absahnt. Ihre schmelzigen Frischkäse hinterlassen am Gaumen einen Hauch von Meeresaromen, die würzigen Hartkäse stammen von heimischen Rassen.
Die Rebsorten der Kanaren. Auf 1500 Metern erreicht man, rund um den Ort Vilaflor, das höchstgelegene Weinbaugebiet Europas. Hier arbeitet Enrique Alfonso im Weingut «Altos de Trevejos» mit traditionellen Rebsorten der Kanaren wie Barroso Negro, Listan Blanco oder Listan Prieto. Die Reben sind bis zu 150 Jahre alt. «Diese Weine gibt es nur auf den Kanaren», sagt der Winzer, «warum sollten wir austauschbare internationale Rebsorten wie Syrah oder Cabernet Sauvignon anpflanzen?» Mit diesem Credo haben sich etliche Weingüter der Insel inzwischen auch international einen Namen gemacht, allen voran «Suertes del Marqués», «Envínate», «Ignios Orígenes» und «Tajinaste».
Martin Berasategui, Spaniens Sterne-König! «Der Höhenflug der Inselweine startete vor etwa zehn Jahren, parallel zur Entwicklung in der Gastronomie», sagt abends der Sommelier des Restaurant «M.B.» im Ritz-Carlton Abama Resort. Die Weinkarte umfasst hier stolze 1200 Etiketten! Das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurant des baskischen Starkochs Martín Berasategui (mit insgesamt 12 Sternen Spaniens Michelin-König) war so etwas wie die Initialzündung für die kulinarische Entwicklung der Insel. «Wir haben den Weg geebnet, heute wird in vielen kleinen Restaurants überall auf der Insel innovativ gekocht», sagt Erlantz Gorostiza, der das M.B. als Küchenchef führt.
Nicht verpassen: Die Camaron Soldado. Auch ihm ist es wichtig, die Produkte Teneriffas ins Menü einzubeziehen. Er schwört auf die Tomaten der Insel («das Klima ist hier ideal») und auf den Camarón Soldado, eine besonders schmackhafte Garnelenart, die nur auf den Kanaren vorkommt. Den Bananen, die in den Plantagen rund um das Resort wachsen, hat der Baske sogar ein eigenes Dessert gewidmet: die perfekte Nachbildung einer Banane, aus Kakaobutter geformt, gefüllt mit delikater Bananencreme.
Sushi & Stern im «Kabuki». Ein zweites Restaurant im Resort bei Guía de Isora an der Südküste trägt einen Stern: Das «Kabuki» bietet die besten Sushi der Kanaren und viel mehr als das: innovative japanische Küche mit kreativen spanischen Akzenten. Gegrillte Auberginen, mariniert in Miso, ultrafrischen Red Snapper, mit Zitrone und Cumin aromatisiert und, last not least, das besonders schmackhafte Bauchfleisch vom Thunfisch, abgeflämmt mit Dijon-Senf. Schmeckt wie Japan, ist aber Teneriffa – der Blick aufs Meer, wo die Sonne gerade in allen Technicolorfarben versinkt, lässt keine Zweifel.
>> Edelweiss Air fliegt das ganze Jahr täglich in viereinhalb Stunden direkt nach Teneriffa. Teneriffa ist Golfer’s Paradise; der Golfbag sowie auch anderes Sportgepäck wird gratis transportiert.