Text: Urs Heller | Fotos: Marcus Gyger, Thomas Buchwalder (Video)
Codewort «Zur Sau». «Das Weisse Kreuz wird zur Sau gemacht», schrieb der «Anzeiger von Saanen» ziemlich aufgeregt auf der Titelseite. Der Dorfchronist lag richtig mit seiner Vermutung: Das «Weisse Kreuz» zu Abländschen in der Gemeinde Gstaad, einst stolze Beiz und Feinschmeckeradresse, dann Konkurs und dauergeschlossen, heisst jetzt «Zur Sau». Die beiden neuen Besitzer Géraldine und Patrick Rolle haben «einen schönen Batzen und beide Herzen investiert», drei Verrückte aus Gstaad, die «Bernerhof»-Hoteliers Brigitte und Thomas Frei aus Gstaad und ihr ewiger Komplize Hans-Peter Reust, setzen ein ebenso verrücktes Projekt um.
Berghotel mit «Grand Restaurant». Die «Sau» ist jetzt ein liebevoll ausgestattetes kleines Berghotel mit nur neun Zimmern (ab 170 CHF), dafür mit wunderschönen Sonnenterrassen und einem Fumoir. Sau steht auf der Karte. Und Sauen, genauer muntere Duroc-Schweinchen, werden auf den umliegenden Alpen gezüchtet. Thomas Frei: «Wir haben die Stiftung Prospectus Mons gegründet. Wir wollen mit den drei Bauern im stillen Tal zusammenarbeiten und im Hotel verwenden, was hier geschaffen wird: Milch, Rohmilch-Kräuter-Bergkäse, Kartoffeln, Schweine.» Und ganz wunderbare Perlhühner, die sich gut machen auf der kleinen Speisekarte des Restaurants, das hier todchic «Grand Restaurant» heisst.
«Ech be z’Marie.» Augenschein im Berghotel. Wirt Clà Frei holt mit dem Velo die Eier beim Nachbarn, und Bäuerin Heidi Bergmann bereitet ihm am Wochenende die feinen «Zöpfe» zu. Der Tag beginnt gut in der «Sau», und er endet auch gut. «Ech be z’Marie», sagt die junge, fröhliche Köchin aus dem benachbarten Jaun FR und bereitet vorwiegend Schweinereien zu: Cervelatsalat, einen verblüffend guten, hausgemachten Schwartenmagen mit Kräutervinaigrette und Bierrettich, Schweinsbratwurst von Metzger Didier Gothuey, paniertes Schweinschnitzel. Maries Königsgang: «Côte de Cochon» saftig und mit extralangem Knochen, dazu eine tolle Senfsauce und Abländschner Kartoffeln. Die Initianten wurden von der ersten eigenen Kartoffelernte gehörig überrascht: Vier Tonnen Désirée und Annabelle, von bester Qualität. Natürlich ist auch der Enzian aus Abländschen, gebrannt von Bauer Hans Dänzer.
Der Tisch für Verliebte. Wer checkt ein in der «Sau»? Thomas Frei: «Alle, die in diesem wunderschönen Bergtal einfach mal ihre Seele baumeln lassen wollen. Dazu Wanderer, Biker und Kletterer. Und natürlich Verliebte: Für sie decken Wirt Clà und Köchin Marie hinter dem Berghotel auf einem Holzdeck einen romantischen Tisch auf, zwischen Tannen und Föhren. Saumässig schön.