Text: Kathia Baltisberger Fotos: Michael Mildner/Kathia Baltisberger

Bienen-Eldorado. Das Paradies, das ist da, wo Milch und Honig fliesst. Also im Averstal im Kanton Graubünden oberhalb von Thusis. So sieht es zumindest Gion Grischott, 49. Er ist für die eine Hälfte der paradiesischen Verpflegung verantwortlich, nämlich den Honig. Der passionierte Imker hat rund um seinen Wohnort Pignia 38 Bienenvölker an zehn verschiedenen Standorten. Das macht dann – Handgelenk mal Pi – rund 1,9 Millionen Bienen. Von Dichtestress kann aber keine Rede sein im Bündner Tal. «Mir ist wichtig, dass es nicht zu viele Bienen an einem Ort hat», erklärt Grischott. Das bedeutet aber wieder mehr Arbeit für den Zentralenchef im Wasserkraftwerk. «Um 5 Uhr morgens gehe ich zu den Bienen. Um 7 Uhr bin ich bei der Arbeit, über Mittag gehts wieder zu den Bienen und am Abend auch nochmal.» 

Gion Grischott Alpenhonig

Die unglaubliche Flora der Bündner Alpen sorgt automatisch für guten Honig.

Bienen-Flüsterer. Gedanklich ist Gion Grischott jeden Tag bei den Insekten. Ob er sie auch wirklich besuchen kann, hängt allerdings vom Wetter ab. «Die Bienen mögen es schön und warm. Bei Regen ist nichts zu wollen», erklärt er. In Zürich Wipkingen ginge der bärtige Bündner locker als Hipster durch. Seine Gesichtsbehaarung erinnert die Bienen allerdings eher an einen Bären. Wenn der Imker zu seinen Bienen geht, kündigt er sich immer an. «Ja, ich spreche mit den Bienen. Nicht mit der einzelnen Biene als Individuum, aber mit dem Organismus als Ganzes. Ich will ihnen einfach sagen, was ich genau machen werde und warum.» Die Bienen merken auch, wenn Gion nicht gut drauf ist, wenn er im Stress ist und übereilt noch was machen will. «Die Bienen haben dann immer sehr stichhaltige Argumente, warum sie etwas nicht gut finden», weiss der Imker. 

Gion Grischott Alpenhonig

Fleissig: In diesen Waben legen die Bienen Larven und decken sie zu.

Gion Grischott Alpenhonig

Gion Grischott schaut, ob in der «Wohnung» der Bienen alle in Ordnung ist.

Familiensache. Die Passion für Honig und Bienen kam aus dem Nichts. «Ich hatte einfach eine Eingebung und wusste, dass ich Bienen will. Dabei hatte ich noch nie etwas damit zu tun.» Grischott liest sich ins Thema ein, lässt sich ausbilden und beginnt mit 3 Bienenvölkern. Das war vor 20 Jahren. Heute hilft ihm seine Familie. Seine Frau Esther, 47, ist für das Auslösen des Honigs aus den Waben und das Abfüllen zuständig. «Das mache ich eben gar nicht gerne», gesteht Gion. Die Kinder Florian, 18, Matthias, 17, Madleina, 14, und Ursina, 12, helfen mal mehr mal weniger gerne. Die Bienen auf dem Honig-Etikett hat Florian gezeichnet, als er etwa sechs Jahre alt war. Gion schickt sie auch immer wieder an die verschiedenen Standorte in den Bergen – mit dem Velo. «Ich zwinge sie, mir bei meinem Hobby zu helfen», scherzt Grischott. 

Alpenflora sei Dank! Doch wieso ist Gion Grischotts Alpenhonig eigentlich so besonders? «Da trage ich als Imker eigentlich wenig dazu bei. Die Flora hier oben ist einfach so vielfältig, dass das Produkt automatisch gut wird. Der Honig ist immer ein Spiegel der Landschaft.» So kommt es, dass der Honig nicht jedes Jahr gleich schmeckt. «Man kann den Bienen nicht vorschreiben, auf welche Blüten sie zu fliegen haben.» Das Ergebnis: Esther Grischott füllt gerade einen Honig ab, der nach Kirschen schmeckt. «Das hatten wir noch nie. Den behalten wir gleich für uns.» 

Gion Grischott Alpenhonig

Der Honig wird durch eine hohe Drehzahl aus den Waben geschleudert.

Gion Grischott Alpenhonig

Dann fliesst das flüssige Gold unten raus.

Schlossimker. Obwohl Gion Grischotts Alpenhonig im Tal bekannt ist, bleibt er eine Art Geheimtipp. Der Imker hat keine Website, schaltet keine Werbung. Wer den Honig kaufen will, muss in die Käserei Andeer oder zu Rebecca Clopath nach Lohn – oder man klingelt einfach bei Gion Grischott an der Tür und fragt nach einem Glas Honig. Einer der auch gefragt hat, ob er etwas von dem Honig haben könnte, war Andreas Caminada. Mittlerweile ist Grischott der Schlossimker des Starchefs. «Er hat seine eigenen Bienenvölker, das ist sein Honig, der die Landschaft um Schloss Schauenstein wiederspiegelt. Ich betreue das einfach.» Gion Grischott produziert nach Demeter-Standard, sein Honig wurde schon mehrfach ausgezeichnet. Grund für eine grössere Produktion ist das allerdings nicht.  «Ich kann nicht mehr Honig machen, sonst leidet die Qualität.» Und das Wohl des Tieres ist ihm ein grosses Anliegen. «Viele Imker füttern ihre Bienen im Winter mit Zucker. Ich gebe ihnen aber ihren eigenen Honig zurück. Das finden vielleicht viele verrückt oder unwirtschaftlich, aber mir ist das wichtig.» 

 

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