Text: Urs Heller I Fotos: HO

Drei Gänge, 49 Franken. Spargel im Brickteig mit Jakobsmuscheln. Lammfilet mit Senf-Kräuterkruste. Moccaparfait. Oder: Krustentier-Bisque, Doradenfilet. Mandelmousse. Montana-Chef Johan Breedijk schreibt für jeden Tag ein neues Lunchmenü, stellt es Wochen (!) im Voraus ins Internet. Der Preis ist immer gleich. Und heiss: 49 CHF für drei Gänge, mit Wahlmöglichkeit. Die Luzerner sind gute Rechner; kein Wunder sind Restaurant und Traumterrasse auch über den Mittag sehr gut gebucht. Grosses Bild oben: Johan Breedijk.

Art Deco Hotel Montana in Luzern, LU

Frühlingshafte Spargelvariation im Hauptrestaurant «Scala» des Art Deco Hotel Montana.

Art Deco Hotel Montana in Luzern, LU

«Beach Club»: Von Mai bis September geöffnet, bietet coole Drinks & einfache Snacks. 

Gitzi, Variante Ticino. Johan Breedijk ist ein Chef mit Vergangenheit. Mit Tessiner Vergangenheit. 15 Jahre hat der Holländer im Asconese gearbeitet (u.a. «Da Enzo», Ponte Brolla). Seine Luzerner Gäste profitieren noch heute davon: Das «geschmorte Gitzi Tessiner Art» ist im Frühling ein Bestseller auf der riesigen Karte. Das «Capretto» kommt mit einem eleganten Marsala-Lack und ebensolcher Sauce auf den Tisch, dunkel und tief. Rosmarinkartoffeln und Frühlingsgemüse gibt’s dazu. Basta!

 

Der Chef mit den (zu) vielen Komponenten. Basta? Das gilt für andere Kreationen nicht. Breedijk stapelt am liebsten mindestens ein halbes Dutzend Komponenten auf einen Teller, und weil er im «Montana» seit über einem Jahrzehnt ein Star ist, wagt niemand zu sagen, was man eigentlich sagen müsste: Manchmal sind es einfach ein paar Komponenten zu viel. Zeigt sich etwa am Beispiel Morchelmousse: Bärlauchcrème, Kichererbsenpraline, Erdbeersalat, Radieschen und Portulak gibt es dazu. Da hat die Morchel (und um die geht es ja in dieser Vorspeise) keine Chance, sich zu entfalten. Bei einer zweiten Saisonvorspeise gab’s zwar auch jede Menge «Accessoires», aber da stimmte die Hierarchie im zauberhaft angerichteten Teller: Seeteufel in Carpione auch geschmacklich im Zentrum, dazu Dillsorbet, Gurke, Granny Smith-Ingwer-Panna Cotta, Kapuzinerblüte, Macadamia-Crumble.
 

Art Deco Hotel Montana in Luzern, LU

The Place to b. über den Dächern von Luzern: Die Terrasse des «Scala» im Art Deco Hotel Montana. 

The Place to b. Wir wollen nicht meckern. Breedijk macht einen guten Job, und der Erfolg gibt ihm recht. Natürlich muss noch ein zweiter Abstecher Richtung Süden sein. Variante 1: Bärlauch-Gnocchi, sehr grün, aber nicht zu dominant im Geschmack unter einer Mascarpone-Wolke, mit Morcheln, Ziegenfrischkäse und Frühlingslauch. War da noch was? Richtig: Seezungenstreifen gibt es auch noch dazu, bringen aber keinen erkennbaren Mehrwert. Variante 2: Spargelrisotto mit Tropeazwiebel-Wan Tan, Estragonschaum und in Olivenöl pochiertem Lachsmedaillon. Sympa: Johans Pasta gibt’s in kleinen und grossen Portionen, auf Wunsch auch mit glutenfreien Spaghetti. Schnellste Anreise: Mit der Montana-Standseilbahn in 60 Sekunden hoch auf den Hügel. «Beach Club» im Sommer, Jazz in der «Louis Bar». GaultMillau-Bewertung: 15 Punkte.

 

>> www.hotel-montana.ch
 

 

Created with Sketch.  | The Place to b.

Die GaultMillau-Tester stellen im Auftrag der UBS jede Woche einen «Place to b.» vor: Adressen für den gepflegten Businesslunch, für den Brunch am Wochenende, für ein Essen mit Freunden, für Trendsetter & Entdecker, für Verliebte. Bereits erschienene «Tipps der Woche» finden Sie hier