Text: GaultMillau Schweiz I Fotos: Thomas Buchwalder
«Ein Oscar für ein Lebenswerk!» Sie klopfen zwei Loup de mer aus der Bretagne synchron aus dem Salz und lösen ihn blitzschnell von der Gräte. Sie servieren mit Grandezza einen fantastischen Spargel-Risotto mit Bärlauch, Burrata und Ceresio-Öl in zwei Raten. Sie lassen beim Dessert die Flammen züngeln: Crêpe Suzette! Claudio Recchia und Gabriele Speziale sind zwei Maîtres der Extraklasse, die Seele der ehrwürdigen Villa Principe Leopoldo ob Lugano. Seit 34 Jahren schon! Das will gefeiert sein. Nespresso-Direktor Hervé Bellin (B2B Commercial) brachte die «Goldene Bohne» für die beiden «Gastgeber des Jahres» mit. GaultMillau-Chef Urs Heller hielt die Laudatio: «Das ist eine Art Oscar für ein Lebenswerk!» General Managerin Barbara Gibellini: «Ein berührender Moment. Claudio und Gabriele haben diese Auszeichnung verdient.»
Nach 34 Jahren in Schluss! Wetten, dass am 31. Dezember in der «Villa Principe Leopoldo» die Tränen fliessen werden? Dann nämlich ist Schluss: Claudio Recchia und Gabriele Speziale servieren noch das Silvestermenü, gehen dann in Ruhestand. Speziale: «Ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Ich konnte meine Passion zu meinem Beruf machen.» Recchia: «Die 34 Jahre gingen blitzschnell vorbei. Unsere langjährigen Mitarbeiter haben uns jeden Tag neue Energie gegeben.» Das Duo Infernale lebt in Lugano in einer Männer-WG, «wie ein altes Ehepaar. Und wie ein altes Ehepaar haben wir uns auch mal gezofft», verrät Claudio Recchia. Die Ehrung bedeutet den beiden viel: «Wir haben die gelben Auszeichnungstafeln von GaultMillau nachbestellt. Eine hängt im Hotel, die beiden anderen zu Hause bei unseren Familien.»
Das heisse Telefon in die Küche. Wichtigster Partner der beiden Maîtres? Der Chef! Er steht mit motivierten Ragazzi in einer alten, fensterlosen Küche im Keller. Kommuniziert wird per Walkie-Talkie und per Wandtelefon. Am heissen Draht: Jahrelang Dario Ranza, eine Legende auf dem Hügel. Jetzt Cristian Moreschi, der die 16 Punkte souverän verteidigt und auch nicht zusammenzuckt, wenn die letzten Gäste erst nach 22 Uhr ihre Bestellung aufgeben. «Cristian macht einen fantastischen Job», sagen die Maîtres, «wir waren glücklich mit Dario und sind es jetzt auch mit ihm.» Hervé Bellin (B2B Commercial Director) nach einem letzten, selbstverständlich schwungvoll am Tisch zubereiteten «Scroppino Frutto della Passione e Armagnac»: «Ich bin beeindruckt. Von der Klasse des Restaurants. Von der Küche. Und von der grenzenlosen Gastfreundschaft der beiden Maîtres.» GaultMillau-Chef Urs Heller, seit 30 Jahren hier zu Gast: «Ich kann mir das Leben in der Villa ohne die beiden noch gar nicht vorstellen.» Der GaultMillau bedankt sich für eine fantastische Zeit.