Michael Mildner, Sie haben sich auf Honig aus den Alpen spezialisiert. Wie unterscheidet sich der von einem Honig aus tieferen Lagen?
Ich will nicht sagen, dass einer besser oder schlechter ist. Alpen-Honig ist einfach sehr speziell und wird immer stärker nachgefragt, auch weil er aus einer intakten Umwelt kommt. Die Bienen finden in den Alpen andere Blumen, andere Pflanzen. Es gibt keine Pestizide, keine Industrie und zum Teil auch keinen Verkehr. Dazu kommt, dass die Vegetationsphasen kürzer sind, das heisst, die Erträge sind viel kleiner als im Flachland. Ein Imker im Flachland erntet bis zu 60 kg pro Bienenstock und pro Jahr. In den Alpen sind es vielleicht 10 bis 20. Das sind ganz andere Dimensionen. Deshalb steht bei den Alpen-Imkern nicht der Profit, sondern die Leidenschaft und die Liebe zu den Bienen und zur Natur im Vordergrund, und das spürt man.
Woher kommen die Alpuris-Honige genau?
Wir haben insgesamt 16 verschiedene Honige aus sechs Alpen-Kantonen: Wallis, Glarus, Tessin oder aus dem Diemtigtal im Berner Oberland. Aus dem Kanton Uri haben wir einen ganz seltenen Heide-Honig. Sehr spannend und vielfältig ist auch das Bündnerland. Der «höchste» Honig kommt vom Julierpass auf 1950 Meter über Meer und stammt von dunklen Bienen, einer einheimischen, ursprünglichen Bienenrasse. Die ertragen tiefere Temperaturen besser.
Der Trend der Regionalität spielt Ihnen sehr in die Hände.
Ja, das ist so. Und die Menschen schätzen es extrem, dass das Produkt aus der Schweiz kommt. Sie sind auch bereit, etwas mehr zu bezahlen, einfach weil sie wissen, dass man den Honig hier nicht billig produzieren kann. Und ich will auch nicht einen Honig aus Südamerika importieren, nur weil der billiger ist, das wäre ja Wahnsinn. Da gibt es sicherlich gute Produkte, aber die haben wir hier auch, und ausserdem wissen wir hier in der Schweiz genau, woher der Honig kommt, wer ihn macht und wie er entsteht. Da stimmt einfach alles. Wir haben jahrelang daran gearbeitet, ein exklusives Honigsortiment zu erstellen, das ein Abbild des ganzen Schweizer Alpenraums ist. Jeder Honig ist anders und jeder ist einzigartig. Man hat quasi die Landschaft im Glas. In diesem Sinne ist Regionalität sehr wichtig.
Haben Sie einen Lieblingshonig?
Natürlich mag ich jeden meiner Honige, sonst würde ich ihn gar nicht ins Sortiment nehmen. Aber besonders hervorheben möchte ich den von Gion Grischott. Seine Einstellung, seine Arbeitsweise und die Vielfalt und Qualität seiner vier Honigsorten faszinieren mich. Kein Wunder, wurde Gions Honig mit dem BioGourmet-Label ausgezeichnet. Übrigens bezieht auch Andreas Caminada den Honig von Gion. Begeistert bin ich ebenfalls von einem Honig aus dem Bergell: Im einen Jahr schmeckte er ganz zart nach Kastanie, das Jahr darauf leicht nach Zitrone, und beide Jahrgänge sind einfach herrlich. Honig ist ähnlich wie Wein, da kommt es auf viele Details an, und bei den «Grand Crus» muss wirklich alles stimmen.