Interview: Kathia Baltisberger Fotos: Nik Hunger

Richard Kägi, Sie suchen für Globus nicht nur nach den besten Produkten, Sie wissen auch wie man sie zubereitet. Wo haben Sie eigentlich kochen gelernt?
Das ist alles aus einer Leidenschaft heraus entstanden, ich habe ja nicht Koch gelernt. Bevor ich in die Delicatessa gekommen, arbeitete ich bei Globus in der Gastronomie. Ich habe immer mal wieder für ein paar Wochen in tollen Restaurants gearbeitet. Ich lasse mich gerne von Köchen belehren – allerdings nicht von allen. Kochen können ist für mich eine Bedingung für diesen Job. Als Foodscout treffe ich eine Selektion, da muss ich schon wissen, was man mit einem Produkt anfangen kann. 

 

In den «How to»-Videos von Delicuisine machen Sie vor, wie es geht. Reichen gedruckte Rezepte heute nicht mehr?
Ich glaube, die Leute machen eher etwas nach, wenn sie es sehen. Es ist ja eine Krankheit der Menschen, dass sie nicht mehr lesen wollen. Ich selber schaue keine Koch-Videos auf Youtube. Ich lese ein Rezept und sehe sofort, ob es etwas Spezielles ist. 
 

Woher nehmen Sie die Rezepte für die Videos?
Ich reise viel, gehe auf der ganzen Welt essen. Ich lese Kochbücher und Food-Magazine. Manchmal reicht mir ein Bild eines Gerichts, dann versuche ich es nachzukochen. Vor ein paar Monaten kochte ich für Delicuisine Rezepte, die ich vor längerem bei den Jungs aus dem «Contra» in New York gegessen hatte. Als ich da war, kannte die niemand. Jetzt werden die total gehypt, kommen sogar nach Zürich an einen Koch-Event.

 

Wie wählen Sie aus, was Sie für ein Video kochen?
Gerade bei den How-to-Videos handelt es sich oft um Dinge, die ich mir über die Jahre angeeignet habe, und meine Methode für die beste halte. Hier muss man simpel denken: Am häufigsten angeklickt wurde das «How to! Spiegelei». Weil es Leute gibt, die dort scheitern. Denn auch beim Spiegelei kommt es auf Präzision an. Vieles hängt vom Marketing-Plan von Globus ab: Wie kann man das Thema «Detox» umsetzen? Oder ich zeige japanische Gerichte während der Japan-Wochen. 

 

Wie lange dauert es, bis ein Video im Kasten ist?
Im besten Fall 5 Minuten.  
 

Richard Kaegi Globus

Mitbewohner: Kägi lebt mit zwei Katzen und einem Hunde-Katzenbaum zusammen.

Richard Kaegi Globus

Action: Kägi verpasst der Crema Catalana mit einem heissen Eisen die Karamell-Kruste.

Wir befinden uns in Ihrer privaten Küche, die gleichzeitig als Delicuisine-Produktionsstätte herhalten muss. Wie kam das zustande?
In diesem Projekt mache ich fast alles selbst: Ich koche, wähle die Rezepte aus, den passenden Wein und schreibe die Texte. Ich habe schon viele Koch-Studios gesehen. Da passt mir immer irgendetwas nicht. Ausserdem glaube ich, dass eine echte Küche die Zuschauer eher zum Nachkochen animiert. Hier habe ich alles, was ich brauche. Alle Zutaten, alle Geräte, genügend Geschirr. Die Küche eignet sich auch vom Licht her gut. Eigentlich habe ich mir hier eine Küche mit vier Wänden und einem Dach gebaut. Und irgendwo hats noch einen Ort, wo ich schlafen kann. 

 

Wie oft kochen Sie privat in dieser Küche?
In der Regel jeden Tag. Ausser wenn ich auf Reisen bin oder ausgehe. Aber ich gehe selten aus hier in Zürich. Ich will mein Essen einfach selber machen. Wenn ich in einem Restaurant merke, dass ich das besser zubereitet hätte, dann rege ich mich darüber auf. 

 

Und kochen Sie immer so aufwendig wie in den Videos?
Das ist ja eigentlich gar nicht so aufwendig. Ich verlange eine gewisse Präzision und ich verwende wirklich nur gute Produkte. Dafür muss man halt mal auf den Markt, zum Bauern oder in den Globus. Oder vielleicht muss man etwas am Vortag vorbereiten. Aber ich bin ein grosser Freund der einfachen Küche. Ich will nicht ständig drei Stunden in der Küche stehen. Aber 45 Minuten braucht es halt schon. Für mich hat Kochen etwas Kontemplatives, ich kann dabei entspannen. Dazu noch ein Glas Wein, das hilft ebenfalls.

 

Auf welches Produkt könnten Sie nie verzichten?
Olivenöl, Tomaten, Pasta und Zeit. 

 

>> Richard Kägi, Foodscout bei Globus