Text: David Schnapp
Rezepte statt Restaurants. Fernweh und die Freude an Entdeckungen, die man durch Reisen macht, gehören gerade unter Geniessern zu den akuten Symptomen der momentanen Lage. Hier können Kochbücher helfen, das Kino im Kopf in Gang zu bringen und den Restaurantbesuch mit Bildern und Rezepten zu ersetzen.
Gulasch und Challa. Das schafft die kreative Multigastronomin Haya Molcho mit ihren vier Söhnen spielend in dem Band «Wien by Neni». In dem Buch lernt man die österreichische Metropole ebenso kennen wie Produzenten und andere Charakterköpfe, die Rezepte machen die bunte orientalische «Neni»-Küche für zu Hause mühelos nachvollziehbar. Zum Beispiel mit einem orientalischen Gulasch mit selbstgemachter Currypaste und Granatapfelkernen oder mit schönen Grundrezepten wie für den mit Sesam bestreuten Zopf Challa aus der hebräischen Küche.
Auf nach Lech! Geniesser wissen, Österreich ist in ruhigeren Zeiten immer eine Reise wert. Eine hervorragende Adresse im Alpenraum ist beispielsweise das Gourmethotel Rote Wand in Lech am Arlberg. Dort räumt das Ehepaar Walch dem kulinarischen Wohl seiner Gäste höchste Priorität ein, was sich in dem eben erschienen «Rote Wand – Das Kochbuch» wunderbar nachlesen und nachvollziehen lässt. Versammelt sind hier Geschichten der alpinen Küche und Rezepte, die Frühstück, herzhafte Beizenküche und die Gourmetkochkunst von Max Natmessnig an seinem «Chef’s Table» (18 Punkte) umfasst.
Im eigenen Garten. Eine Reise durch den eigenen Garten unternimmt sozusagen der Schweizer Blogger und erfolgreiche Kochbuchautor Claudio del Principe. Nach «A casa», «Al mano» und «Al forno» legt er mit «All’orto» nach – eine Liebeserklärung an die italienische Gemüseküche, die nicht zuletzt von den feinen Bittertönen lebt: Radicchio, Catalogna oder Cime di Rape haben natürlich ihren festen Platz in den Rezepten des Autodidakten, dessen Prinzip immer schon war: «Zeit ist die wertvollste Zutat.»
Wildeisens Seelenwärmer. Wer ohnehin findet, zu Hause sei es grundsätzlich am schönsten, ist mit den Kochbüchern von Annemarie Wildeisen grundsätzlich bestens aufgehoben. Perfekt passend zur Zeit ist da auch ihr neuer Band «Seelenwärmer»: Suppen, Salate, Aufläufe, Geschmortes: «Rezepte, die den Alltag zu etwas Besonderem machen» und «Essen, das Herz und Seele wärmt», heisst es in dem Buch, das wie gewohnt bei Annemarie Wildeisen einen sicheren Wert darstellt.
Reise vom Küchentisch aus. Ein Kurztrip nach Indien, den man vom eigenen Küchentisch aus unternehmen kann, ermöglicht schliesslich das Buch «Indische Küche» von Netflix-Star Asma Khan. Die Rezepte aus ihrem notorisch ausgebuchten Londoner Restaurant Darjeeling Express sind gewissermassen eine Sammlung von Familienerbstücken. Denn jeder indische Clan mit königlicher Abstammung hat seine ganz eigene Kochtradition, wobei Zwiebeln und Chilis (grosses Bild oben: Macher Jhol – Bengalisches Fischcurry) hier eine zentrale Rolle einnehmen. Ein feines Aroma exotischer Gerüche durchzieht diesen Band und selbst ein schlichter Basmati-Milchreis erhält dank indischem Lorbeer und etwas Kardamom eine feine Fernwehnote.
>> Haya Molcho & Söhne: «Wien by Neni – Food. People. Stories» (Brandstätter Verlag)
>> Joschi Walch (Hrsg.), Christian Seiler: «Rote Wand. Das Kochbuch» (Christian Seiler Verlag)
>> Annemarie Wildeisen: «Seelenwärmer – Lustvoll kochen und geniessen» (AT Verlag)
>> Asma Khan: «Asma's Indische Küche – Meine Familienrezepte aus dem Darjeeling Express»n (AT Verlag)