«Es war sehr emotional.» Es war eine traurige Nachricht, die immer mehr und mehr Realität wird: Ende Februar gehen im Jelmoli endgültig die Lichter aus. Das Zürcher Warenhaus war immer ein beliebter Dreh- und Angelpunkt. Hier liess man sich neu einkleiden, stöberte nach neuen Düften und versorgte sich mit den besten Produkten aus dem Food Market. Damit ist in wenigen Wochen Schluss. «Ich bin wirklich sehr traurig», sagt Thierry Bromberger, Leiter Food und Gastronomie. Bromberger waltete viele Jahre als Chef im Food Market, hat den Laden im UG zu dem gemacht, was er in den letzten Jahren war: ein Delikatessengeschäft. «Ende 2024 haben wir bereits das Selbstbedienungsrestaurant und das Sopra geschlossen. Das war sehr emotional.»
Richtig gute Freunde. Die Schliessung ist für Zürich ein grosser Verlust. Das sehen auch die Starchefs so. «Das ist wirklich schade», sagt Stefan Heiletkmann, 18-Punktechef im «Widder». «Wir hatten eine sehr emotionale Beziehung zu Jelmoli. Wir konnten viele gute Projekte realisieren und Thierry ist ein richtig guter Freund geworden.» Das Warenhaus, das nur wenige Hundert Meter vom «Widder» entfernt liegt, wurde auch zum «last resort» für Heilemann. «Wenn ich mal irgendetwas nicht bekommen habe – blauer Blumenkohl oder Kaffir-Limetten – dann habe ich Thierry angerufen und er hat mir das sofort reserviert.»
Coole Kooperationen. Der Food Market im Jelmoli war nicht einfach nur ein Lebensmittelgeschäft. Hier fand man Produkte, die sonst nirgends angeboten werden. «Es gibt ja alles: von frischen Produkten wie Galangal über Thaicurrys bis Sushiessig. Oder die Gewürz-Linie von Ingo Holland, die gibt es sonst nirgends zu kaufen!» Der Jelmoli-Food Market war genau dafür bekannt: exklusive Kooperationen und qualitativ hochwertige Produkte. Das Geheimnis? Thierry Bromberger pflegte einen engen Kontakt zu den Produzenten, lud sie immer wieder für Promotionen ein und ist mit vielen sogar befreundet. Für Stefan Heilemann ist klar: «Ich muss unbedingt nochmals hin, bevor endgültig Schluss ist.»
Caminada beim Sushi essen. Ein weiterer Chef, den man immer mal wieder zwischen den Regalen angetroffen hat, ist Andreas Caminada. Der Bündner 19-Punktechef hatte seinen eigenen kleinen Shop mit seinen Saucen, Büchern, Messern und Snacks. «Immer wenn Andreas seine Produkte ausgeliefert hat, hat er im Nippon eine Portion Sushi gegessen», erzählt Thierry Bromberger.
Champagner-Party zum Schluss. Bromberger und sein Team geben nochmals extra Gas in den letzten Wochen. Der Food-Experte rät: «Es lohnt sich sicher, wenn man bei den exklusiven Produkten und Gastronomieangeboten nochmals zuschlägt. Ein letzter Lunch an unserer tollen Salat-Bar, eine Portion Sushi bei Nippon oder ein feines Pain au Levain oder Baguette von Seri.» Für die Kundinnen und Kunden bleibt im Food Market bis Anfang Februar vieles beim Alten. «Es gibt bereits ein paar kleine Umgestaltungen mit mehr Sitzplätzen in der Gastronomie. Auch frische Produkte werden sicher noch bis im Februar gleich angeboten wie bisher. Danach reduzieren wir sukzessiv, um Food Waste zu verhindern», so Bromberger. Dafür dürfen die Kundinnen und Kunden bereits jetzt mit besonderen Aktionen rechnen: zum Beispiel mit 20 Prozent auf alle Fauchon-Paris-Artikel. «Am meisten vermissen werde ich unsere Kunden, Gäste, Freunde, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und einfach diese unglaublich inspirierende Food-Welt, die wir hier mit so vielen treuen Mitarbeitenden geschaffen haben.» Doch eines ist für Bromberger jetzt schon klar: «Wenn die Pforten von Jelmoli endgültig geschlossen sind, feiern wir den Abschied mit einer unvergesslichen Champagner-Party!»
Fotos: Christopher Alexander Kuhn, Olivia Pulver, Ellin Anderegg, Valeriano Di Domenico, Adrian Bretscher, Thomas Buchwalder