Text: Urs Heller | Fotos: Kurt Reichenbach, HO
Boss ist immer ein Schweizer. 400 Luxusresorts in 73 Ländern sind stolz auf ihre Mitgliedschaft bei «The Leading Hotels of the World». Und wir sind stolz auf den Präsidenten! Chairman ist immer ein Schweizer. Seit wenigen Tagen Andrea Scherz, Besitzer in dritter Generation des «Gstaad Palace». Die Vorgänger: Sein verstorbener Vater und Pionier Ernst Scherz (15 Jahre), Jean-Jacques Gauer (20 Jahre), zuletzt Baur au Lac-Besitzer Andrea Kracht (10 Jahre). Muss es denn immer ein Schweizer sein? Andrea Scherz: «Das Mutterhaus ist in Luzern. Wir machen alle unsere Verträge nach Schweizer Recht. Dass ein Schweizer Chairman ist, hat bei uns Tradition.» Der Gstaader bringt alle Voraussetzungen mit: Er steuert das «Palace» souverän durch gute und weniger gute Zeiten. Er ist sprach- und reisegewandt. Er ist unabhängig. Und: Das «Palace» ist einer der Aktionäre der luxuriösen Vereinigung.
Der Mystery-Check. Jede Hotelvereinigung ist nur so gut wie das schwächste Mitglied. Das weiss man auch bei den «Leading Hotels of the World». Deshalb checkt mindestens alle 12 Monate ein «Mystery Man» ein. Wer die Vorgaben nicht erfüllt, fliegt raus. «Wir haben im Moment bewusst mehr Abgänge als Zugänge um die Qualität der Hotels weiter zu heben», sagt Scherz, «wer wirtschaftlich nicht gut arbeitet, kann auf Dauer nicht dabeibleiben.» Die Mitgliedschaft kostet: Das «Palace Gstaad» beispielsweise bezahlt für seine 90 Zimmer jährlich 160 000 Franken. Scherz: «Ziel ist es, dass jedes Hotel das Zehnfache in Form von Reservationen zurückkriegt.» Weitere Vorteile: Ein direkter Draht zu allen grossen Reisebüros, Veranstaltern und wichtigen Messen. Ein digitaler «Health Check» jedes Jahr. Und ein Vetorecht vor Ort; als sich in Gstaad der Nachbar («The Alpina») um die Mitgliedschaft bewarb, machte Vater Ernst Scherz davon ganz cool Gebrauch. Die eigentliche Geschäftsstelle ist in New York. Shannon Knapp ist der CEO, und die Quereinsteigerin macht, so Scherz, «einen fantastischen Job. Sie hat uns gerade in den Covid-Monaten mit Konzepten überzeugt, die in der Zukunft echten Mehrwert bringen.»
«Full House» im «Gstaad Palace». Wie kommt ein Leading-Hotel wie das «Gstaad Palace» durch die Covid-Monate? «Natürlich habe auch ich ein paar Mal eine Krise geschoben. Wir haben viel Geld verloren, auch wenn der Staat uns Hoteliers sehr gut unterstützt hat. Aber wir spüren: Unsere Gäste wollen reisen, wollen zu uns in die Ferien kommen. Dürfen die Flugzeuge abheben, kommen die Gäste sofort. Wir hatten im «Palace» die beste Sommersaison aller Zeiten.» Auch über die Festtage (und bereits in der Woche vor Weihnachten) war die Hotel-Ikone hervorragend gebucht. Der Chef: «Die Gäste müssen viel auf sich nehmen, um zu uns kommen. Impfen, Testen, Formulare ausfüllen, immer wieder neue Spielregeln beachten. Aber sie nehmen diesen Stress auf sich. Sind sie dann endlich im Hotel angekommen, fallen uns viele erleichtert in die Arme. Wie ein Marathonläufer nach dem Zielstrich.»