Sun Ramenbar. Punktekoch Andrin Steuri (grosses Bild oben links) hat das Restaurant Moment in der Postgasse verlassen und in diesen turbulenten Zeiten den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt: Der Ostschweizer hat im Upcycling-Store Rework am Breitenrainplatz eine Ramen-Bar aufgemacht. Bei den vier Optionen (vegan, vegi, Schweinefleisch oder Rind) ist vieles hausgemacht: Die Fleischbrühe kocht eine Nacht lang. Den Kimchi legt der 38-Jährige zehn Tage lang ein. Die Naruromaki rollen er und seine rechte Hand Fabio Buttignol selber. Die Nudeln hingegen - da sie gegen 100 Portionen pro Tag verkaufen - lassen sie von La Marra produzieren. In nur einer Schüssel ist ein Mehrgangmenü vereint: Suppe, Vorspeise, Hauptgang. Meine Liebe zur japanischen Länderküche, die ich mit Steuri teile, haben seine Ramen neu entfacht.
>> Sun Ramenbar
Moserstrasse 44
3014 Bern
Dienstag bis Freitag, 12 bis 14 Uhr.
Pick-up oder Velo-Delivery (PLZ 3005-3015): Mittwoch bis Samstag 18 bis 21.30 Uhr
Matchbox@Villa Stucki. Das musikalischste Menü der Stadt bietet das Team Matchbox mit der umsorgenden Gastgeberin Emmanuelle Rui und dem begabten Koch Tevfik Kuyas. Bereits im ersten Lockdown lieferte das Paar Brunch nach Hause und hatte zudem eine zündende Idee: Berner Musiker bringen ihre Menüs zu den Kunden und halten bei der Ankunft ein kleines Ständchen. Chansonnier Oli Kehrli, Gospel-Blues-Trasher Beat Man, Ulknudel Maze Künzler und einige mehr treten vor mancher Wohnungstür auf. Nebst der Musik gibts Unterhaltung für den Magen: Kuyas – übrigens selber Musiker in diversen Bands – bereitet nebst anderem Nachos, Tapas und Burritos zu. Wer zum Essen noch mehr passende Unterhaltung braucht, dem empfehle ich die Netflix-Miniserie «Las Cronicas del Taco». Noch nie habe ich Menschen gesehen, die mehr verliebt in ihre eigene Länderküche sind.
>> Matchbox@Villa Stucki
Seftigenstrasse 11
3007 Bern
Freitag und Samstag à-la-Carte-Gerichte, Sonntag Brunch
Löscher. Die witzigste Idee hatte die «Löscher»-Crew. Sie macht die ehemalige Feuerwehrkaserne im Breitenrainquartier, wo sich ihr Lokal befindet, befahrbar. Wo früher Löschfahrzeuge geparkt waren, hat es jetzt im Shutdown Platz für alle fahrbaren Untersätze, die durch die Türe passen. Beim Besuch standen Autos in der Warteschlange, aber vor allem Velofahrer – und auch Fussgänger dürfen sich natürlich in die Warteschlange stellen. Das Essen bestellt man am Eingang, fährt zur Kasse vor und bei der nächsten Station wird die Bestellung ausgehänddigt. Das Menü ist angenehm klein: aromatische Fleischbällchen, ebenso feine Gemüsepakora, Cole Slaw und hausgemachter Apfelkuchen. Das ist mehr als bloss frittierter Fastfood: Der Drive-in ist konsequent biologisch, auch für das Lockdown-Projekt gibt die Löscher-Crew ihre Prinzipien nicht auf. Die Musik des DJs, der mit Vinylplatten auflegt, und die Lichter der Discokugel sorgen für eine kurzweilige Wartezeit.
>> Löscher
Viktoriastrasse 70
3013 Bern
Donnerstag bis Samstag 17.30 bis 20 Uhr
Vue (Bellevue Palace). Das mutmasslich feinste Menü hat der Punktekoch Gregor Zimmermann im Angebot. Seit 2004 ist er Küchenchef im Bellevue Palace und erst noch Staatskoch des Eidgenossenschaft. Nun betritt der 49-Jährige Neuland: das der Heimlieferungen. Das ist für alle Pizza- und Curry-geplagten Magen unter uns die beste News des Jahres. Wer nicht ins ehrwürdige «Bellevue» gehen mag, kauft die Option «Taxi» dazu. Das Menü aus dem «Vue» (15 Punkte) wird bequem per Taxi nach Hause geliefert. Zimmermann bietet mehrere Dreigangmenüs mit aufwendigen Gerichte an. Beispielsweise Filet Wellington, wahlweise mit Rind oder für Vegis mit Rande. Damit nimmt er mir viel Arbeit in der heimischen Küche ab. Mit wenigen Handgriffen, die ich in einem Video abschauen kann, hatte ich das Punktemenü auf dem Tisch. Umwerfend ist die Krustentierbisque, und die Zitronen-Tarte mit anderen zu teilen, fällt einem wirklich schwer.
>> Vue im Bellevue Palace
Kochergasse 3/5
3011 Bern
>> Claudia Salzmann ist Journalistin bei der Berner Zeitung BZ und bloggt für den GaultMillau-Channel.