Text: Isabel Notari | Fotos: Nik Hunger
«Hey, Bro! Ich hoffe sehr, dass du noch ein paar Gewürze für mich in deiner Küche hast?» So die Begrüssung zwischen Noah Bachofen, 29, und Manillio alias Manuel Liniger, 37, die sich in Noahs Video-Kochstudio in Glarus treffen. Dass sie zusammen rappen können, haben der Musiker und der TV- und Social-Media-Kochstar schon in einem Video gezeigt. Produziert wurde es für Noahs Kochshow «Hype Kitchen», die erfolgreich auf Sat1 läuft. Für die zweite Staffel, die Mitte November (sonntags um 19.55 Uhr) beginnt, haben sie wieder einen Song aufgenommen. «Noah rappt besser, als ich kochen kann», sagt Manillio. Kein Wunder! Noahs Fussstapfen sind gross, arbeitete er doch viele Jahre im Punkte- und Sterne-Restaurant Magdalena in Rickenbach SZ, bevor er sich ganz seiner Influencer-Karriere auf Instagram, auf TikTok und im TV gewidmet hat. Manillio hat bald nicht mehr viel Zeit zum Kochen. Im vergangenen Frühling ist sein Album «Deheim Deheim» erschienen, ab 26. Oktober geht er auf die «Homerun Tour 2024». Heute wird in Noahs Videoküche aber nicht gerappt, sondern gekocht. Erstmals stehen die zwei gemeinsam am Herd, allerdings bereitet jeder ein eigenes Gericht zu. Noah Bachofen ehrt das traditionelle Glarner Landsgemeinde-Menü, ändert es aber ab – wie es sich für den TikTok-Trender gehört. Statt Kartoffelstock gibt es Knödel und statt Kalberwurst Schabziger. Zigerknödel mit Zwiebelsauce heisst sein Teller. Manillio bereitet Arayes aus der Levante-Küche zu: mit Rindfleisch, Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie und Käse gefüllte Pita-Brötchen, die im Ofen knusprig gebacken werden.
Manillio, kochen Sie oft?
Ja, ich stehe fast jeden Tag für meine Familie am Herd. Es macht Freude, für meine Frau und die zwei Kinder zu kochen.
Helfen die Kids schon mit?
Nein, sie sind noch zu klein. Aber ich gehöre zu denen, die während der Corona-Zeit angefangen haben, leidenschaftlich Bananenbrot zu backen. Ich mache das auch heute noch oft – zusammen mit meiner fünfjährigen Tochter.
Ist Backen Ihr Ding?
Nicht wirklich. Neben dem Bananenbrot backe ich aber auch noch einen Schokoladenkuchen nach Noahs Rezept. Ein Kuchen ohne Mehl – das Erste, was ich von ihm nachgekocht habe.
Was gefällt Ihnen an Noahs Rezeptvideos?
Sie sind zugänglich und ermuntern einen, sie auszuprobieren. Das Beste: Es gelingt, man muss dafür keine Superskills haben, meistens jedenfalls. Es ist eine grosse Qualität, Dinge einfach erklären zu können.
Noah, wie schaffen Sie es, als ehemaliger 17-Punkte-Koch Rezepte so simpel rüberzubringen?
Das musste ich erst lernen. Als ich die GaultMillau-Küche verliess, hatte ich immer das Gefühl, die Rezepte auf TikTok und Instagram müssten einen Gourmetaspekt, einen Twist haben, möglichst speziell und kompliziert sein.
Ihre Follower haben aber vermutlich gar nicht realisiert, dass Sie Koch sind ...
So ist es. Also konzentriere ich mich auf einfache Rezepte. Natürlich habe ich manchmal den Anspruch, etwas Besonderes zu kreieren. Was aber aus meiner vegetarischen «Magdalena»-Zeit übriggeblieben ist: dass ich Fleischgerichte neu interpretiere, also Ersatz für Fleisch suche.
Manillio, hat sich Ihr Kochstil verändert, seit Sie Noah kennen?
Er ist massgeblich dafür verantwortlich, dass ich in der Küche immer wieder gerne etwas Neues ausprobiere, wenn er was Tolles gepostet hat. So haben wir uns ja auch kennengelernt. Wir folgten einander und sind in Kontakt gekommen.
Wie haben Sie kochen gelernt?
Meine Mutter ist eine gute Köchin. Von ihr habe ich viel mitbekommen. Und meine Generation hat Kochunterricht in der Schule als Pflichtfach gehabt.
Was kochen Sie denn gerne?
Viel Gemüse, Pasta, Geflügel. Unkomplizierte Familiengerichte. Ich bin im Alltag kein Koch, der einen grossen Aufwand betreibt. Wir achten aber auf eine ausgewogene Ernährung.
Welche Küche sagt Ihnen besonders zu?
Ich mag alles und esse wahrscheinlich einfach zu gerne. Es gibt nichts, was ich kategorisch ablehne. Ich mag die mediterrane, die asiatische und die indische Küche. Aber auch Fastfood, vor allem Burger. Da schränke ich mich jedoch ein. Denn ich versuche, abends Kohlenhydrate zu vermeiden.
Kochen Sie lieber nach einem Rezept oder aus dem Bauch heraus?
Ich lasse mich sehr gerne auf Social Media inspirieren.
Also auch von Noahs Rezepten?
Ja, natürlich. Das ist genau mein Ding. Man kann von A bis Z den Anleitungen folgen und sieht auch gleich, wie das fertige Gericht daherkommt. Es ist einfacher, als ein Kochbuch aufzuschlagen – sehr zeitgemäss halt.
Und Sie, Noah, was ist Ihre Inspiration?
Ich hoffe sehr, dass Manillio mal in mein Kochbuch «Wäärli guät» schaut, das Ende Oktober erscheint. Die grösste Inspiration kommt natürlich aus meiner Zeit, in der ich als Koch gearbeitet habe. Ich esse auch gerne auswärts. Viele Gerichte bringen mich dann auf gute neue Ideen.
Manillio, haben Kochen und Rappen etwas gemeinsam?
Vergleichen würde ich es nicht. Für mich ist Kochen eher etwas Meditatives. Das gilt fürs Musikmachen nicht. Da muss ich mir viel zu oft den Kopf zerbrechen, vor allem bei den Texten. Aber es gibt natürlich Momente, in denen auch Musikmachen entspannend sein kann. Das ist vor allem dann der Fall, wenn einem Text und Musik zufliegen.
Essen Sie vor Konzertauftritten etwas?
Dann aber mindestens zwei Stunden vorher und etwas ganz Leichtes. Sonst habe ich auf der Bühne einen schweren Magen.
Dann finden nach dem Konzert «Sex, Drugs & Rock ‘n’ Roll» statt? Das gibts bei Rappern doch auch, oder?
Ja, das gibts bei Rappern auch (lacht). Aber man muss sich das vorstellen: Man kommt von der Bühne, ist euphorisiert, hat sich wie wild bewegt – da geht der Alkohol direkt ins Blut. Natürlich hat es viele ausschweifende Nächte gegeben. Aber mit zunehmendem Alter bin ich gesetzter unterwegs. Frühmorgens werde ich ja bereits von den Kindern geweckt.
Noah, wie halten Sie es mit Sex, Drugs und Rock ‘n’ Roll?
Da geht es mir wie Manillio. Auch ich habe ein Baby zu Hause, und Ausgehen und lange Nächte sind gerade etwas schwierig. Aber in meiner Zeit als Koch gingen wir nach der Arbeit jeweils gerne bis früh am Morgen feiern.
Manillio, wenn es doch mal einen Absacker gibt: Was darf es sein?
Gerne einen dominikanischen Rum.
Trinken Sie Wein zum Essen?
Mal ein Glas Weisswein. Aber eigentlich mag ich lieber Bier.
Wo essen Sie gerne auswärts?
In Solothurn ist es ganz klar das «Baseltor», eine Genossenschaftsbeiz – und eine Institution. Dort essen wir auch oft mit der Familie, zum Beispiel dann, wenn jemand Geburtstag hat. Ich bestelle jeweils das Bami Goreng. Das indonesische Nudelgericht ist ein Klassiker.