Text: Urs Heller | Fotos: Nik Hunger
Edith Arnolds Gemspfeffer-Geheimnis: Sie nimmt sich gaanz viel Zeit.
«Chöcherle, chöcherle, chöcherle!» Wanderer keuchen hin, Biker ebenfalls. Alle wissen: Der Weg rauf auf die Stäfelialp ob Engelberg, auf 1393 Meter, lohnt sich, denn die Hausspezialität im heimeligen Alprestaurant ist unglaublich gut: Gemspfeffer! Urner Jäger bringen die Tiere vorbei. Richi Arnold übernimmt die Metzgerarbeit. Und Edith Arnold ist die geduldige Köchin. «Chöcherle, chöcherle, chöcherle!», sagt die Frau am einfachen Herd, «für einen guten Gemspfeffer muss man sich ganz viel Zeit lassen. Am besten gelingt er mir, wenn ich ihn früh am Morgen aufsetze, wenn alle anderen auf der Alp noch schlafen.» Der Preis für den Pfeffer mit der unglaublich tiefen Sauce? 31.50 CHF! Alternative: Zarte Hirschschnitzeli.
Im Winter Skilehrerin, im Sommer im «Stäfeli». Die Norwegerin: Mary Birkeland.
Die Hausspezialitäten: Alpkäse, feine Kuchen und der Gemspfeffer mit Spätzli.
Frisch aus dem Ofen: Edith Arnolds Zwetschgen-Kuchen.
Das Spätzli-Geheimnis. Rotkraut (aus dem Familiengarten) und Spätzli, ebenfalls serviert in grossen Schüsseln, sind genauso gut. Das Geheimnis? «Frische Eier und frische Milch von der Alp», sagt Edith Arnold. Den Geisskäse und auch das Hirschtrockenfleisch kriegt sie vom Nachbarn, von Schwager Stefan. Auch das Dessert ist prima: Hausgemachter Zwetschgenkuchen. Die Arnolds wirten im Berggasthaus «Stäfeli» noch bis Mitte Oktober. In der Wintersaison haben sie andere Jobs: Edith und Richi arbeiten bei den Brunni-Bahnen, die hübsche Norwegerin Mary Birkeland, die den Service besorgt, ist dann wieder Skilehrerin am Titlis.
Zum Auslöffeln gut: Gemspfeffer, Spätzli, Rotkraut, Birne mit Preiselbeeren.
Gemspfeffer & Margaux. Dass der Gemspfeffer im «Stäfeli» grandios ist, hat sich herumgesprochen. Das Restaurant ist gut besetzt. Geny Hess junior, der Präsident der GaultMillau-Weinjury, sitzt ziemlich entspannt am Tisch. Er hatte auf der Hochgebirgsjagd bereits Weidmannsheil, ein neunjähriger Gemsbock, 32,5 Kilo schwer («ein Einhörner»), hängt im Kühlraum. Der Engelberger Wildhüter Klaus Hurschler lässt Hunde, Feldstecher und Gewehr im Wagen, nimmt sich eine halbe Stunde Zeit für einen Teller Gemspfeffer. Ein Geburtstagskind entrichtet ein Zapfengeld und bringt für seine Freunde den eigenen Wein mit. Château Margaux 1983. Kriegt man auf der Alp nicht jeden Tag.