Text: Kathia Baltisberger Fotos: Nuriel Molcho
Gastro-Imperium. «Ich hatte niemals einen Plan», sagt Haya Molcho ganz gelassen. Das mag man kaum glauben, wenn man bedenkt, was für ein Imperium die 63-Jährige geschaffen hat. Vor rund zehn Jahren eröffnete Molcho das «Neni» am Wiener Naschmarkt. Heute gibt es Filialen in Hamburg, Berlin, München und Zürich. Daneben gibt es Kochbücher, ein Catering und Mezze für Zuhause. Neni ist zur Marke, zu einem Lifestyle geworden. Es ist aber auch vor allem eins: Familie. Neni setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der vier Söhne Hayas zusammen: Nuriel, 33, Elior, 31, Ilan, 30 und Nadiv, 28 (Bild oben v.r.n.l.). Mit den drei älteren führt Haya das Geschäft. Der Jüngste ist Schauspieler und lebt in Los Angeles. «Das wollte er schon als Kind. Er hat dort seine Leidenschaft gefunden.»
Leben als Nomadin. Haya Molcho, Tochter jüdischer Rumänen und geboren in Israel, wurde das Kochen in die Wiege gelegt. «Mein Vater war ein Feinschmecker, meine Oma hat alles Erdenkliche eingelegt. Bei uns wurde immer gekocht, wir hatten immer Gäste.» Mit 23 Jahren heiratet die studierte Psychologin den Pantomimen Samy Molcho und geht mit ihm auf Tournee – sieben Jahre lang. «Diese Zeit hat mich total geprägt. Wir lebten als Nomaden. Das Reisen hat mir die Augen geöffnet. Auch kulinarisch.» Weil ihr Mann mit seiner Kunst im Zentrum steht, muss Haya etwas für sich finden. Also fängt sie an zu kochen. «Ich wusste, dass ich das machen will. Das brauchte ein bisschen Mut, weil ich das ja nie gelernt hatte.» Dann folgen die Kinder. Eins, zwei, drei, vier – innerhalb von fünf Jahren. «Das war das einzige, das ich immer wollte – eine grosse Familie.»
Wer ist hier der Boss? Selbständig macht sich Haya erst, als die Kinder grösser sind. «Unsere Mutter hat uns immer unterstützt bei allem, was wir machen», sagt Nuriel Molcho. «Damals kam sie zu uns und fragte, ob wir sie unterstützen würden. Wir haben nicht gezögert.» Und funktioniert das immer reibungslos, wenn die Geschäftspartner die eigenen Söhne sind? «Natürlich ist alles viel emotionaler. Deshalb müssen wir zwischen Familie und Geschäft unterscheiden. Mit der Zeit haben wir mehr System reingebracht», sagt Haya. Heute funktioniert das. Denn jeder macht das, was er am besten kann. Ilan ist der CEO und hat die Finanzen unter sich. Elior macht Human Resources, Nuriel PR und Social Media und Haya tüftelt an neuen Essenkonzepten. «Wären wir alle Köche, wäre das eine Katastrophe!», ist Haya überzeugt. Und wer ist der Boss? «Niemand, wir entscheiden alles demokratisch. Obwohl: Ilan ist ein bisschen mehr Chef. Weil er für die Finanzen zuständig ist, müssen wir häufiger bei ihm betteln, wenn wir etwas wollen», scherzt Haya.
Im Humus-Himmel. Schweizer dürfen sich freuen: Die Neni-Produkte gibt es nicht nur in den Restaurants, sondern ab sofort auch im Globus. «Als wir damals damit angefangen hatten, Humus für einen Grossverteiler zu produzieren, war das gar noch nicht so in. Wir haben das in einer Garage gemacht und von Hand abgefüllt», erinnert sich Haya. Ein guter Humus hängt übrigens von der Tahina ab. «Da sollte man nicht sparen und ein teures Produkt verwenden. Und ein gutes Olivenöl.» Im Gegensatz zur Mama stehen die Söhne selbst nicht so gerne hinter dem Herd. «Wir setzen uns zwar täglich mit Essen auseinander, suchen nach neuen Food-Trends und haben auch viel Ahnung. Aber ganz ehrlich, wenn ich nach Hause komme, will ich nicht noch kochen», sagt Nuriel. Gut kann er seine eigenen Produkte ganz easy im Supermarkt kaufen.
>> Neni
Langstrasse 150
8004 Zürich
Pfingstweidstrasse 102
8005 Zürich
Die Neni-Produkte sind in allen Globus-Filialen erhältlich.