Text: Isabel Notari | Fotos: Kurt Reichenbach
In der Küche mit Blick auf den Zugersee hält sich Nik Hartmann (49) besonders gern auf. Sie ist «playground» für die ganze Familie – Ehefrau Carla (49), die Söhne Constantin (19), Frederik (16) und Melchior (12). Sie alle kochen gern. Am häufigsten am Herd in dem modernen Haus in Buonas ZG steht aber Nik Hartmann. «Wenn ich denn zu Hause bin», sagt der TV-Moderator, der vor über einem Jahr von SRF zu CH Media gewechselt hat. Anfang des nächsten Jahres wird der Zuger neu eine weltweit erfolgreiche Kochshow moderieren. «Masterchef» heisst die Sendung auf «3+». Hobbyköchinnen und -köche müssen dabei die Jury – in der Schweiz bestehend aus den Top-Köchen Andreas Caminada und Nenad Mlinarevic sowie Bloggerin Zoe Torinesi – mit ihren Kochkünsten überzeugen, um eine Runde weiter oder gar ins Finale zu kommen. «Ein tolles Format», sagt Nik Hartmann. «Es ist schön, dass es in der Schweizer Fernsehlandschaft endlich wieder mal eine Kochsendung im Abendprogramm gibt.» Wie fit er selber am Herd ist, zeigt der Fernsehmann beim Besuch des GaultMillau-Magazins. Sein Menü: geröstete Auberginen mit Feta, orientalischer Reis und Poulet – in Granatapfelsaft geschmort.
Nik Hartmann, würden Sie sich bei einer Kochshow auch als Kandidat bewerben?
Wäre ich nicht beim TV, würde ich mir das ernsthaft überlegen. Es ist doch grossartig, wenn du als Hobbykoch von den besten Chefs des Landes lernen kannst.
Die Moderation von «Masterchef» ist also ein Traumjob?
Auf jeden Fall. Ich bilde mir auch ein, etwas von Kochen und Essen zu verstehen. Was ich wichtig finde, um beim Zuschauer glaubhaft rüberzukommen.
Was ist die Herausforderung bei einer Kochsendung?
Das Fernsehen befriedigt ja ganz viele Sinne – aber nicht den Geschmack. Riech-TV gibt es nun mal nicht. Wie bei anderen Sendungen ist es meine Aufgabe, Brücken zu bauen. Von Köchen zu Kandidaten und Publikum. Kochsendungen sind so beliebt, weil es dramaturgisch fast nichts Besseres gibt. Man hat erst die rohen Produkte, dann gleich das Endresultat. Ein Haus bauen würde live zu lange dauern. Kommt noch hinzu, dass Essen alle angeht und interessiert.
Wie haben Sie denn kochen gelernt?
Meine Grossmutter und auch meine Mutter waren hervorragende Köchinnen. Wir haben immer gern zusammen gegessen. Mit 19 Jahren bin ich dann aus- und mit meiner Frau Carla zusammengezogen. Von da an habe ich eigentlich immer selber gekocht.
Mit den Rezepten Ihrer Mutter?
Im Gegenteil. Ich wollte die Gerichte machen, die sie nie zubereitet hat.
Ein oder zwei ihrer Rezepte sind Ihnen doch trotzdem sicher noch präsent.
Risotto, den mache ich immer noch so wie meine Mutter. Und natürlich Zöpfe. Meine Mutter stammt ja aus dem Emmental, dort hat Zopfbacken Tradition. Das Rezept wurde über viele Generationen überliefert.
Kochen Sie nach Vorgabe oder aus dem Bauch heraus?
Beides. Manchmal muss ich die Zutaten nachlesen, aber ich improvisiere auch sehr gerne. Beim Backen allerdings geht nichts ohne Rezept. Ausser beim Zopf.
Ihre Frau Carla kocht auch?
Sehr gerne und gut. Aber es hat sich irgendwie in unserem Zusammenleben so eingespielt, dass sie im Service und ich in der Küche bin. Sie sorgt jeweils dafür, dass es den Gästen und der Familie am Tisch an nichts fehlt.
War Koch als Beruf ein Thema für Sie?
Nein, lustigerweise nicht. Eine Berufslehre war für mich nach der Kantonsschule keine Option. Aber ich träumte wie viele andere davon, mal eine eigene Beiz zu führen. Als ich dann aber einen Monat lang als Küchenchef bei einem Open-Air-Kino wirkte, verflog die Freude schnell.
Was gefiel Ihnen denn nicht?
Die ersten Abende à la carte zu kochen, war einfach der Horror. Es ist halt ein Beruf, den man erst mal lernen muss.
Haben Sie eine Lieblingsküche?
Je einfacher, desto lieber. Eigentlich esse ich alles gern, was mit Freude gekocht worden ist. Momentan sagt mir die orientalische Küche sehr zu. Auch die vegetarische Richtung. Es muss nicht immer Fleisch sein.
Vegetarisch und vegan sind ja der neue Lifestyle. In Ihrer Familie auch?
Die Buben haben nichts dagegen, wenn wir vegetarisch oder auch mal vegan kochen. Wir kündigen es aber nicht an. Genuss ist bei uns keine Religion. Aber es ist ein Thema, natürlich. Ich koche seit vielen Jahren in Sommerlagern. Das letzte Mal im Jahr 2019, vor Corona. Dort war die Zunahme an Vegetariern und Veganern spürbar. Noch sechs Jahre zuvor waren nur Unverträglichkeiten ein Thema.
Stehen Ihre Söhne auch gern am Herd?
Die hats auch schon gepackt, ja. Konstantin kocht oft für die Familie, und Frederik backt gerne.
Drei Buben, da muss der Kühlschrank stets gut gefüllt sein!
Ja, allerdings. Die Jungs essen uns aber nicht «zu armen Tagen». Es gibt schon Gerichte, die sie über alles lieben und von denen sie nie genug kriegen können. Von Kartoffeln etwa kann Frederik Unmengen vertilgen.
Wer geht einkaufen?
Wir alle. Wir kaufen mit der «Bring»-App ein. Eine Schweizer Erfindung und eine tolle Sache.
Haben Sie viele Gäste?
Sehr viele. Und oft spontan. Im Sommer auch gerne auf der Terrasse. Carla hat das Gästemanagement im Griff, das ist sehr schön. Wir mögen es gesellig.
Was tischen Sie auf?
Immer drei Gänge. Kommen Leute spontan vorbei oder bleiben bei einem Kaffee höckeln, dann gibts halt auch mal ganz einfache Pasta mit Sugo. Unsere Familie ist da unkompliziert, und ich bin wohl bekannt dafür, dass es immer etwas Feines auf dem Tisch gibt.
Ist Ihnen auch schon mal etwas so richtig misslungen?
Ich habe eine Hassliebe gegenüber Kartoffelstock. Zwar etwas, das ich besonders gerne esse, aber es will mir einfach nur selten gelingen. Ich weiss nicht, warum. Ich bin schon so weit, dass ich mit schweissnassen Händen an die Zubereitung gehe, aus Angst, etwas falsch zu machen. Entweder ist der Stock zu flüssig oder dann wie Kleister.
Ein versierter Koch wie Sie hat Mühe mit der Herstellung von Kartoffelstock? Schwer zu glauben. Bereiten Sie ihn etwa mit dem Mixer zu?
Nein, ich nehme immer das Passe-vite, wie es sich gehört. Vielleicht verwende ich die falschen Kartoffeln?
Da können Sie ja dann Andreas Caminada oder Nenad Mlinarevic, die in der Jury von «Masterchef» sitzen, um Rat fragen. Waren Sie schon mal bei den zwei Top-Köchen essen?
Bei Andreas ja. Und es ist mir in bester Erinnerung. Aber mit Nahrungsaufnahme hat das natürlich nicht viel zu tun. Es ist eher mit einem Besuch in einer Galerie vergleichbar – jeder Teller ein Kunstwerk.
In welchen Restaurants trifft man Sie auch an?
Wir gehen oft in unsere Lieblingsbeizen in der Nähe: in den «Wilden Mann» in Buonas mit der hervorragenden Fischküche, ins «Rössli» in Hünenberg, wo die Speisekarte regelmässig wechselt, was ich sehr schätze, und in unser Pizza-Restaurant, das «Camaro» in Rotkreuz.
Gibt es Wein zum Essen?
Im Alltag unter der Woche nicht unbedingt. Aber auswärts und am Wochenende sehr gerne. Je älter wir werden, umso lieber wieder, fällt mir gerade auf.